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Mein erstes Anschreiben - Grundlagen

Wie verfasst man ein gutes Anschreiben und wozu braucht man das überhaupt. Tipps von Karriereexpertin Doris Brenner, die nicht nur für Berufsanfänger hilfreich sind.

Wozu brauche ich ein Anschreiben, in meinem Lebenslauf sind doch alle Daten enthalten? Diese Frage wird besonders oft von Berufsstartern gestellt, da ihnen nicht so recht bewusst ist, welche Funktion das Anschreiben eigentlich hat.

Anschreiben = Werbebrief

Im Grunde ist das Anschreiben ein Werbebrief. Werbung verfolgt das Ziel, die Vorzüge eines Produktes herauszustellen und Menschen dafür zu begeistern. Schließlich soll das Produkt ja von den Kunden gekauft werden. Im Wort Bewerbung steckt ja auch dieses "werben" drin. Das Anschreiben verfolgt demnach das Ziel, dem Arbeitgeber die Vorzüge deutlich zu machen, die Sie als Bewerber haben. Sie liefern damit Argumente, warum er gerade Sie einstellen sollte.

Wie gelingt es Ihnen genau das zu erreichen? Um diese Frage zu beantworten, können wir uns wieder an den Grundregeln der Werbung orientieren, die sich mit der sogenannten AIDA Formel beschreiben lassen.

Aufmerksamkeit gewinnen

A steht für Aufmerksamkeit gewinnen. Zunächst sollte sich der Leser von Ihrer Bewerbung angesprochen fühlen, damit er sie im Stapel der zahlreichen Bewerbungen nicht gleich wieder zur Seite legt. Bereiten Sie Ihre Bewerbung optisch gut auf – eine harmonische Platzaufteilung sowie ein gut lesbares Schriftbild sind hier sehr hilfreich.

Indem Sie den Adressaten namentlich ansprechen und nicht nur allgemein "sehr geehrte Damen und Herren" schreiben, werden Sie ebenfalls den Aufmerksamkeitsgrad erhöhen. Besonders vorteilhaft ist es, wenn Sie einen so genannten "Aufhänger" in Ihrem Anschreiben haben. Dies kann zum Beispiel die Empfehlung durch einen Mitarbeiter aus dem Unternehmen sein. Auch ein Telefonat, das Sie mit der Person, die Sie anschreiben schon vorab geführt haben oder vielleicht ein bereits in dem Unternehmen absolviertes Praktikum, auf das Sie sich beziehen können, sind gute Aufhänger.

Beispiel:

"Sehr geehrter Herr Weber, vielen Dank für das freundliche Telefonat von gestern. Wie mit Ihnen vereinbart sende ich Ihnen meine Bewerbungsunterlagen." Dieser Einstieg schafft eine sehr hohe Aufmerksamkeit, der Leser wird sich an Sie erinnern und Ihrer Bewerbung eine hohe Beachtung schenken.

Interesse wecken

I steht für Interesse wecken. Jetzt geht es darum, dass der Leser im Anschreiben Informationen findet, die für ihn im Hinblick auf die Besetzung der Stelle von Bedeutung sind.

Damit Sie hier punkten können ist es sehr wichtig, dass Sie sich mit den Anforderungen der Stelle oder des Ausbildungsplatzes intensiv beschäftigen. Worauf wird besonders Wert gelegt? Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sollte man mitbringen? Was davon kann ich bieten? Indem Sie für sich vorab diese Fragen beantworten, werden Sie überzeugende Argumente finden, um sich als gute Kandidatin oder guter Kandidat zu präsentieren.

Verwenden Sie hierzu nicht nur eine Auflistung von Schlagwörtern wie kontaktfreudig, flexibel, motiviert oder lernbereit. Viel überzeugender ist es, wenn Sie diese Stärken und Fähigkeiten anhand von Beispielen belegen. Da Sie ja bei der Formulierung Ihres ersten Anschreibens in der Regel nicht über Erfahrung in einem Beruf verfügen, können die Beispiele ruhig auch aus der Schule, Freizeit, einer ehrenamtlichen Tätigkeit oder auch dem familiären Bereich kommen.

Beispiele:

"Seit über fünf Jahren bin ich in der Jugendfeuerwehr. Hier habe ich gelernt, wie wichtig es ist, gemeinsam im Team zu arbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen."

" Im Sportgeschäft der Eltern meiner Freundin helfe ich regelmäßig. Der Umgang mit Kunden macht mir dabei besonders viel Spaß."

"Mein Mathelehrer hat mir schon oft gesagt, dass ich ein sehr gutes räumliches Vorstellungsvermögen habe."

Oft höre ich den Einwand, dass das doch sehr angeberisch wirkt, wenn man sich selbst so positiv darstellt. Solange Sie die Wahrheit sagen und nicht Dinge behaupten, die nicht stimmen, sollten Sie hier ruhig zu Ihren Stärken stehen. Denn wenn Sie dem Arbeitgeber nicht Ihre Vorzüge nennen, wie soll er sich dann für Sie entscheiden können? Denken Sie einfach wieder an die Produktwerbung: Als Kunde ist es doch auch für Ihre Kaufentscheidung wichtig zu erfahren, welche features z.B. ein Handy hat.

Der Wunsch, Sie kennen lernen zu wollen

D steht im Englischen für desire, also den Wunsch, Sie kennen lernen zu wollen. Wenn sowohl die beschriebenen fachlichen Fähigkeiten als auch die persönlichen Eigenschaften den Vorstellungen des Adressaten entsprechen, entsteht der Wunsch, Sie auch live erleben zu wollen. Diese Chance zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, können Sie auch dadurch erhöhen, dass Sie dem Leser deutlich machen, warum Sie gerade in diesem Unternehmen arbeiten möchten.

Um hierfür gute Argumente zu finden, sollten Sie sich möglichst intensiv mit dem Unternehmen beschäftigt haben. Welche Produkte bzw. Dienstleistungen werden erstellt? Wer sind die wichtigsten Mitbewerber? Welche besonderen Vorzüge hat das Unternehmen? Was gefällt Ihnen besonders gut an den Produkten? Worin unterscheidet sich das Unternehmen von anderen? Die Firmenhomepage, Produktkataloge, die Recherche im Internet aber natürlich auch Gespräche mit Mitarbeitern oder Wettbewerbern können hier sehr hilfreich sein.

Beispiele:

"Meine Eltern und ich sind seit vielen Jahren Kunden Ihrer Bank. Wir fühlen uns sehr gut betreut und ich kann mir aus den zahlreichen Besuchen in Ihrer Filiale in Darmstadt sehr gut vorstellen, in diesem Team zu arbeiten."

"Als begeisterter Motorsportfan fasziniert mich die Technik, die in Ihrem Unternehmen entwickelt wird. Daran mitzuarbeiten, dass noch leistungsstärkere Motorsteuerungssysteme entstehen, reizt mich sehr."

"Während meines Praktikums im Schreinerbetrieb Hauser, habe ich häufig mit Schleifmaschinen aus Ihrem Hause gearbeitet. Die gute Qualität Ihrer Produkte hat mich dabei immer wieder überzeugt. Da ich mich sehr gut mit Ihren Produkten identifizieren kann, möchte ich gerne in Ihrem Unternehmen meine Ausbildung absolvieren."

Einladung zum Gespräch

A steht im Englischen für "Action", abschließend sollen alle Ihre Bemühungen des Anschreibens darin münden, dass Ihr Leser Sie auch tatsächlich zum Vorstellungsgespräch einlädt. Wenn neben den inhaltlichen Argumenten auch noch Ihr Schreibstil und eine fehlerfreie Rechtschreibung Ihr Anschreiben positiv unterstreichen, stehen Ihre Chancen sehr gut, die nächste Runde des Auswahlprozesses zu erreichen.

Nachdem Sie nun mit AIDA hoffentlich nicht mehr nur ein Kreuzfahrtschiff verbinden, sondern auch die Grundlagen eines erfolgreichen Selbstmarketings kennen gelernt haben, dürfte Ihnen die Bedeutung eines überzeugenden Anschreibens bewusst geworden sein.

Das Anschreiben ist also nicht ein lustlos dahin geschriebener Dreizeiler oder der Lebenslauf nochmals in Fließtextform. Es ist viel mehr Ihre große Chance, um Pluspunkte zu sammeln. Indem Sie anschaulich zum Ausdruck bringen, was Sie sowohl fachlich als auch als Mensch ausmacht und worin Sie sich positiv von anderen abheben, stellt das Anschreiben eine wertvolle Ergänzung des Lebenslaufs dar. Aber bitte, das Ganze sollte nicht länger als eine Seite sein, schließlich liegt ja bekanntlich in der Kürze die Würze.

Von Doris Brenner MONSTER.DE

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