VON ANNABELLA MARTINZ | 18.07.2016 14:30

Unkonventionelles Fracking verboten – mit ein paar Ausnahmen

Schon über ein Jahr lang schlagen sich Union und SPD mit einem Gesetz zum Thema Fracking herum. Auf einen gemeinsamen Nenner kamen sie bisher nie. Doch das hat sich nun geändert: Ende Juni kam es zu einer Einigung, mit der beide Seiten leben können: sie schieben die Verantwortung in Zukunft einfach den Bundesländern zu. Zusätzlich bleibt unkonventionelles Fracking verboten – bis auf einige Ausnahmen.

Die große Koalition einigte sich auf ein Gesetz zur umstrittenen Methode des Frackings. Für das Gesetz stimmten 436 Abgeordnete, mit Nein votierten 119, neun enthielten sich.

Beschlossen wurde unter anderem, dass unkonventionelles Fracking wie es in den USA stattfindet, weiterhin verboten bleiben soll. Vier Probebohrungen seien jedoch möglich; diese müssen von einer Expertenkommission begleitet und zuvor von der zuständigen Landesregierung abgenickt werden.

Das konventionelle Fracking, das in Deutschland schon seit Jahren betrieben wird, unterliegt nun noch strengeren Regeln: Bisher wurde es nur durch das Bergrecht reguliert. Seit dem neuesten Entschluss unterliegt es jetzt auch dem Wasserrecht.

Die Basics zum Thema Fracking

Als Fracking wird die Förderung von Erdöl und Erdgas aus tiefen Gesteinsschichten bezeichnet. Mit starkem Druck wird dabei eine Mischung aus Sand, Wasser und Chemikalien in den Boden gepresst, um Gas oder Öl aus kleinen Ritzen oder Blasen im Gestein zu lösen und schlussendlich Erdgas zu fördern. Ohne diese Methode wäre das Erdgas nicht erreichbar. Diese Methode im Sandstein wird als konventionelles Fracking bezeichnet.

Fracking in Schiefer-, Ton-, Mergel- und Kohleflözgestein ist unkonventionelles Fracking. In Deutschland verboten, findet es aber bei den Nachbarn in Amerika statt.

Bei unkonventionellen Gasvorkommen müssen mit Hilfe von Hydraulik künstliche Risse in den Porenräumen geschaffen werden, damit das Gas für einen kurzen Zeitraum gefördert werden kann. Bei der konventionellen Methode mit Sandstein ist dies nicht der Fall; das Methan kann weitestgehend selbständig aus den Gesteinsporen entweichen.

Fracking – Was sind die Vorteile?

Der Vorteil der Fracking-Methode besteht in der Gewinnung eines natürlichen Rohstoffes, der eine große Menge des Gasbedarfs decken kann. Erdgas entsteht aus dem Abbau von organischem Material, das in sogenannten Lagerstätten unterirdisch zur Verfügung stünde. Da es ein Naturprodukt ist, soll es bei der Umstellung auf die Technologie der erneuerbaren Energien als Brückenelement eingesetzt werden. Es ist „reiner“ als andere fossile Brennstoffe, da es weniger CO2 emittiert – im Vergleich zu Erdöl sind es 30 % weniger.

Ein weiteres Argument besteht darin, dass Deutschland mithilfe von Fracking autonomer würde; bisher auf die Lieferung von Rohstoffen angewiesen, könnte Deutschland somit seine eigens produzierte Energie nutzen.

Boykott der fossilen Energieträger

Fracking und seine Nachteile

Im Vergleich zu den Vorteilen scheint die Liste der Nachteile groß zu sein: Gegner der Fracking-Methode befürchten, dass es zu Verunreinigungen des Grundwassers kommt. Die Flüssigkeiten, die beim Fracking zum Einsatz kommen, enthalten giftige Substanzen. Wenn diese ins Grundwasser kommen, kann es zu einer Beeinträchtigung der Trinkwasserversorgung und weiteren nicht vorhersehbaren Risiken kommen.

Außerdem entsteht beim Fracking als Abfallprodukt Bohrschlamm. Die Flüssigkeit, die während des Prozesses in die Erde gepresst wird, wird im Anschluss wieder abgesaugt. Der Bohrschlamm, der höchst giftig ist, muss in Sondermülldeponien gelagert werden.

Darüber hinaus zeigen Studien auf, dass durch Fracking das Erdbebenrisiko steigt. Die in den Erdschichten zurückbleibende Frack-Flüssigkeit kann sich untereinander anreichern und reagieren; Forscher sind gerade dabei herauszufinden, was das für Konsequenzen haben könnte.

Fazit

Eines ist sicher: Der Beschluss zur (vorläufigen) Ablehnung des unkonventionellen Frackings wurde mit großer Mehrheit getroffen. Die vier Bohrungen, die wissenschaftlichen Zwecken dienen, stehen unter Anleitung einer Expertenkommission und müssen genauestens dokumentiert werden; falls diese von der Landesregierung überhaupt genehmigt werden.

Schlussendlich bleiben wir bis 2021, wenn die Überprüfung des Verbots durch den Bundestag stattfindet, vom unkonventionellen Fracking weitestgehend verschont. Und bis dahin kann sich jede Person ihre eigene Meinung zum Thema Fracking bilden.

Bild: "Oil and Gas Jonah field, Wyoming". © Bruce Gordon - EcoFlight.org