VON CHARLOTTE MEYER
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15.04.2016 14:09
Thermosflasche anstatt Pappbecher – Geht so eine Uni ohne Müll?
Auf der Konferenzwoche im Februar an der Uni Lüneburg präsentierten Studierende ihre Visionen vom zukünftigen Leben im Jahr 2030. Es gab viele Ideen und eine Projektgruppe stellte sich die Universität ohne Müll vor. Um ohne Abfall auszukommen, braucht es eigentlich nicht viel. Nur ist unser Lebensstil darauf nicht ausgerichtet. Was für ein Prinzip sich die Studierenden für die Müll-freie Uni vorgenommen haben und was die goldenen Regeln für ein Leben ohne Abfall sind, berichten wir hier.
Von der Wiege zur Wiege anstatt zur Bahre
Für ein Leben ohne Müll gibt es ein Prinzip. Es heißt „Von der Wiege zur Wiege“ oder auf Englisch „Cradle-to-Cradle“ (C2C). Das Gegenstück zu diesem Prinzip ist das Modell „Von der Wiege zur Bahre“ oder auch „Cradle-to-Grave“. Wie der Name schon andeutet, geht es hierbei um eine Art Lebenszyklus. Zum einen beginnt der Zyklus wieder am Anfang – in der Wiege – und zum anderen endet er. Diese beiden Prinzipien kann man auf Stoffströme – oder einfacher: Abfall – anwenden. Cradle-to-Grave ist das herkömmliche Prinzip und bedeutet, dass Dinge hergestellt werden, ohne dass man an ihre Wiederverwertung denkt, wenn sie ausgedient haben. Nur deswegen produzieren wir auch Müll – viele Dinge, die wir einmal benutzt haben, landen in der Tonne, ohne dass sie wiederverwendet werden.
Cradle-to-cradle
Revolutionäre Idee oder fragwürdiger Hype?
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C2C hingegen ist Prinzip und Vision zugleich. Die Vision nämlich einer abfallfreien Wirtschaft und der Weg, der uns dorthin führen könnte. Die Vorstellung ist die folgende: Alle Stoffe befinden sich entweder in natürlichen Kreisläufen oder in geschlossenen technischen Zyklen. Mit anderen Worten: Alles ist entweder kompostierbar oder unendlich wiederverwendbar. Während beim Recyceln ein höherwertiger Stoff zu einem niederwertigen Stoff umgewandelt wird, soll die Qualität der wiederverwerteten Dinge beim C2C-Prinzip immer gleich bleiben. Das kann nur mit reinem Material funktionieren. Das heißt, man benutzt zum Beispiel reine Kunststoffe oder Metalle, die immer wieder eingeschmolzen und neu geformt werden können.
Mit kleinen Schritten in Richtung Utopie
Das Prinzip hat sich noch nicht stark verbreitet, aber eine Handvoll Studierende der Uni Lüneburg haben sich C2C als Vision vorgenommen, um ihre Uni Müll-frei zu machen. Und nicht nur das. Sie wollen nicht nur alles wiederverwerten, sondern auch Müll einsparen. Das Credo: Konsum nachhaltiger machen und reduzieren. Diese Idee entstand im Rahmen eines
Projektkurses für Erstsemester an der Uni Lüneburg. Studierende aus unterschiedlichen Fachrichtungen entwarfen gemeinsam Ideen zum Thema nachhaltige Entwicklung und gingen der Frage nach wie sie in Zukunft leben wollen.
Johanna Burghardt studiert Umweltwissenschaften und macht sich bei ihrem Projekt keine Illusionen. „Natürlich ist das im Moment noch eine Utopie“, sagt sie. Aber dennoch muss man erst einmal anfangen wenn man etwas verändern möchte. Man könnte zum Beispiel als Erstes Papier immer beidseitig bedrucken oder für den Kaffee keine Einwegbecher mehr zu benutzen. Wichtig ist außerdem, dass man Müll ohne Ausnahme trennt, damit er wiederverwertet werden kann.
Ganz ohne Müll auszukommen ist schwer – nicht nur an der Universität. Auf dem Blog „
Wasteland Rebel“ werden die fünf goldenen Regeln für ein Leben ohne Müll wie folgt beschrieben: Müll ablehnen, Müll reduzieren, reparieren, zum Wertstoffhof geben und kompostieren. Was heißt das für die Uni? Seminartexte und Notizen nur noch in digitaler Form, für den Kaffee zwischendurch die eigene Thermoskanne mitbringen und Wasser nur noch aus dem Wasserhahn holen. Wenn man sich’s überlegt, ist es eigentlich gar nicht so ein großer Aufwand. Schwieriger wird es nur, wenn man sich die Uni als Ganzes mit den Bibliotheken, Büros und Mensen anschaut. Aber vielleicht sollte man es wie die Studierenden der Uni Lüneburg halten und mit kleinen Schritten anfangen. Damit die ganze Uni mitmacht, braucht C2C mehr Rückhalt in der Bevölkerung. Das kann nur passieren wenn man irgendwo anfängt und andere davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist.