VON CHARLOTTE MEYER | 08.06.2015 15:07

Ungeschützt im Netz – wer hilft?

Es ist eine unheimliche Angelegenheit. Tagtäglich nutzen wir Dinge, von denen wir gar nicht genau wissen, wie sie eigentlich funktionieren und was deren Gebrauch für Folgen für uns haben kann. Dieser Mechanismus, der für sämtliche Bereiche des Lebens gilt, ist am prominentesten in der digitalen Welt. Doch nicht nur in den sozialen Medien werden unsere Daten gesammelt, sondern mit jedem Schritt, den wir im Netz tun. UNI.DE zeigt, mit welchen Programmen man sich schützen kann.



Wir werden überall getrackt

Hinter vielen Webseiten, die wir besuchen und Apps, die wir benutzen, verstecken sich Spähprogramme. Ungesicherte Verbindungen und verdeckte Anfragen nach persönlichen Informationen machen User anfällig für Bedrohungen von Privatsphäre und Sicherheit. Wir schreiben unseren Freunden, laden Fotos hoch, teilen Gedanken und Gefühle. Das sind unsere Daten, die wir freiwillig an die Player des 21. Jahrhunderts, Google, Apple und Facebook, abgeben. Sie kontrollieren unsere Informationen und schlagen Profit daraus durch Weitergabe unserer Details an Dritte. Zu vielen dieser Dienste ist der Zugang kostenlos, doch wir zahlen mit der Preisgabe unserer Daten und der Sammlung und Aushorchung unserer digitalen Identitäten dafür. Die Errungenschaften des Internets sind zweifellos auch positive Weitentwicklungen. Es ist eine neue Wirtschaft des Teilens entstanden und überhaupt ist ja die Idee der grenzüberschreitenden, globalen Kommunikation von Anfang an mit dem Internet verbunden. Doch sind diese Errungenschaften immer noch genießbar, wenn hinter ihnen Konzerne stehen, die Profite machen wollen?

Personengebundene Hinweise machen jeden Menschen zum Straftäter

Wer trackt uns eigentlich?

Herauszufinden, was mit unseren Daten eigentlich passiert und wer uns im Internet hinterher spioniert, ist gar nicht so einfach. Viele Internetfirmen schweigen über den Gebrauch unserer Informationen und geben nicht preis, für welche Werbe- oder andere Zwecke sie sie benutzen und mit wem sie sie austauschen. Letztlich sind es nur die Firmen selbst, die Auskunft darüber geben können. So hat sich beispielsweise die Kampagne „Free your data“ gegründet, die ein europäisches Recht zur Sicherung unserer Datenhoheit einfordert. Konkret heißt das, dass Unternehmen mit mehr als einer Million wiederkehrenden Nutzerinnen und Nutzern auf Anfrage eines Users alle die mit ihm in Verbindung stehenden Daten kostenlos ohne Verzögerung zur Verfügung stellen müssen. Bislang ist der Zugriff zu den eigenen Daten in Deutschland durch das Recht auf informelle Selbstbestimmung und das Bundesdatenschutzgesetz geregelt. Dadurch gibt es zwar einen Rechtsanspruch auf die Einsicht in meine Daten, jedoch ist dieser Prozess sehr langwierig und man ist auf mehrmalige schriftliche Anfragen angewiesen, um Auskunft zu erhalten.

Tracking aufdecken mit Disconnect und Co.

Um gar nicht erst verfolgt zu werden, kann man allerdings auch Software wie etwa Disconnect verwenden. Das gemeinnützige Unternehmen Disconnect gibt es seit 2011 und es hat sich zur Aufgabe gemacht, Onlinedatensammlung verständlich und den Zugang zur persönlichen Information kontrollierter zu machen. Die Software von Disconnect ist durch virtual private network (VPN) Technologie in der Lage, Hacker und sogenannte Tracker, also diejenigen, die uns verfolgen, zu blocken. Auch ist es möglich, seine Internet Protokoll (IP) Adresse zu verbergen, um eigene Internetaktivitäten von der realen Identität abzuschneiden. Die Ausspähung durch Google und andere Suchmaschinen kann zudem durch die Anonymisierung von Suchanfragen vermieden werden. Aufklären über die Sammlung und Nutzung von Daten will auch die Doku-Reihe Do Not Track. Sie ist ein Zusammenschluss öffentlich-rechtlicher Fernsehsender und anderen Mitwirkenden, die alle zwei Wochen eine auf Nutzerinnen und Nutzer zugeschnittene, personalisierte Folge veröffentlicht. Bei jeder dieser Folgen wird man darum gebeten, persönliche Informationen mit Do Not Track zu teilen, womit dann mithilfe von Hintergrundinformationen einzelne Filme für die Teilenden erstellt werden. Auf diese Weise bekommen die Nutzer eine direkte, filmische Antwort wie sich ihr Teilverhalten im Internet auswirken und wer wie tendenziell davon profitieren kann. Dank Disconnect, Do Not Track und Co. wird so zwar nicht die Datensammlung im Internet abgeschafft, aber wir bekommen zumindest eine Idee davon, was mit unseren Daten passiert. Das ist schon einmal sehr viel wert, damit wir uns sicherer fühlen können.