VON CLEMENS POKORNY
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04.06.2015 16:29
Was ist Journalismus wert?
Seit vielen Jahren werden immer weniger gedruckte Zeitungen verkauft. Online gibt es sie ohnehin kostenlos – aber nur noch begrenzt: Die allermeisten Printmedien verlangen mittlerweile Geld für die Lektüre ihrer Artikel im Internet, meist allerdings nicht bei allen Beiträgen. UNI.DE stellt die verschiedenen Bezahlmodelle vor und diskutiert sie.
Anders als der öffentlich-rechtliche Rundfunk tragen sich private Medien nicht über den, auch verfassungsrechtlich umstrittenen Rundfunkbeitrag, sondern unterliegen dem harten marktwirtschaftlichen Wettbewerb. Kein Wunder, dass etwa die Online-Ausgaben von Zeitungen im Zeitalter der Kostenlos- (Un-) Kultur im Netz nicht lange kostenfrei geblieben sind. Dank der weiten Verbreitung von Ad-Blockern, die Werbung auf Internetseiten automatisch weitgehend oder ganz ausblenden, lässt sich web content immer weniger über Anzeigen finanzieren.
Globalisierung der Medien
Das zunehmend dichtere mediale Beziehungsgeflecht rückt weit Entferntes scheinbar näher zusammen. Das hat positive wie negative Seiten
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Wer schon mehrere Auftritte von Printmedien im WWW besucht hat, wird festgestellt haben, dass es
verschiedene Modelle des Bezahlens für Web-Journalismus gibt. Fast 60% der Zeitungen im Internet wenden das sogenannte Freemium-Modell an: Dabei werden viele Artikel gratis geboten, besonders interessante und/oder aufwändig recherchierte dagegen sind (zumindest zur Gänze) nur zahlenden Kunden zugänglich. Jedes dritte Printmedium setzt im Internet auf das „Metered Model“: Die von einer IP-Adresse in einem Monat aufgerufenen Beiträge werden gezählt und
im Durchschnitt nach dem 13. Artikel gibt es weitere Lektüre dann nur noch gegen Geld. Die
New York Times hat es vorgemacht, Anfang dieses Jahres folgte die Süddeutsche Zeitung, die allerdings zusätzlich bestimmte Inhalte unter dem Namen „SZ Plus“ ausschließlich gegen Bezahlung bereitstellt. Nur etwa 6% der deutschen Zeitungen bieten im Internet überhaupt keine kostenlosen Artikel, während beispielsweise die „Tageszeitung“ (taz) oder in weiten Teilen auch das „Neue Deutschland“ es ihren Online-Lesern überlassen, ob sie für ihre Lektüre bezahlen wollen oder nicht.
Solange die Abonnentenzahlen der Printausgaben weiter sinken oder zumindest stagnieren, müssen die Verlage auch online Kasse machen, keine Frage. Dass bereits zahlende Abonnenten die Inhalte im Web natürlich kostenfrei nutzen können, versteht sich ebenso von selbst. Fragwürdig bleibt an den Bezahlungsmodellen daher nicht das „ob“, sondern das „wie“.
Ein Analyst weist darauf hin, dass nur 2 bis 3% der Nutzer von Online-Medien, die sich über das Metered Model finanzieren, überhaupt an die Paywall stoßen, also an die Grenze zwischen dem letzten freien und dem ersten zu bezahlenden Beitrag. Das liegt erstens daran, dass Menschen ein Online-Medium genauso lesen wie die gedruckte Zeitung: Man „scannt“ die Überschriften und wählt gezielt die wenigen Artikel aus, die man wirklich lesen will. So kommen aber – zweitens – nur wenige aufgerufene Beiträge pro Monat und IP-Adresse zusammen, vor allem wenn ein User nicht nur immer dieselbe Online-Zeitung liest – durchschnittlich senkt sich die Bezahlschranke aber erst ab dem 14. Artikel (vgl. oben). Und solange ein Medium nicht vorrangig exklusive Inhalte bietet, kann man einfach zu einer anderen virtuellen Zeitung wechseln, wenn man bei der ersten an die Paywall gekommen ist: Im Großen und Ganzen bleiben die Berichte zum Tagesgeschehen ja dieselben. Nur wenige Freeuser dürften daher durch das Metered Model tatsächlich zu zahlenden Kunden werden.
Das wissen natürlich auch die Verlagshäuser. Daher ist mit einer zunehmend niedriger hängenden Bezahlschranke zu rechnen. Wie sich der professionelle Journalismus in Zukunft finanzieren wird, bleibt abzuwarten – umsonst kann und darf er, im doppelten Wortsinne, nicht werden.