VON ANGELA SCHWEIZER
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25.05.2015 13:05
Das Drama der Rohingya: Die am meisten verfolgte Minderheit der Welt
Vor den südostasiatischen Küsten ereignet sich derzeit ein Flüchtlingsdrama: Laut Angaben der Internationalen Organisation für Migration (OIM) treiben schätzungsweise 8.000 Menschen in überfüllten Flüchtlingsbooten vor sich hin. Eine humanitäre Krise die sich lange ankündigte: Die meisten der geflüchteten Menschen gehören zur muslimischen Volksgruppe der Rohingya, laut den Vereinten Nationen „die am meisten verfolgte Minderheit der Welt“.
"Jeder Mensch hat das Recht auf eine Staatsangehörigkeit". So lautet Artikel 15 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Den Rohingya in Myanmar wird dieses Recht vorenthalten. Laut dem Staatsbürgerschaftsgesetz von 1982 gehören sie nicht zu den 135 anerkannten ethnischen Bevölkerungsgruppen und können somit keine Staatsbürgerschaft bekommen. Die regierende Militärherrschaft in Myanmar bezeichnet sie als „Illegale“, die aus Bangladesch eingereist seien. Ein Großteil der Bevölkerung unterstützt den rassistischen Hindu-Nationalismus der Regierung.
Einst vom britischen Kolonialregime ins Land gebracht, leben die Rohingya seit mehreren Generationen meist an der Küstenregion Myanmars und stellen dort die Bevölkerungsmehrheit im Rakhaing-Staat dar. Seit der Unabhängigkeit Myanmars im Jahre 1948 wurden sie immer wieder Opfer militärischer Aktionen der Regierung. Sie bekommen kein Recht auf Eigentum, und der Zugang zum Bildungs- und Gesundheitswesen wird ihnen verwehrt. Die gewalttätigen Hetzjagden werden durch staatliche Sicherheitskräfte unterstützt, laut Human Rights Watch verloren in den Jahren 2012 und 2013 200 Rohingya bei den Vertreibungen ihr Leben. Etwa eine Million Rohingya leben derzeit noch in Myanmar, mehr als eine Million sind bereits nach Bangladesch, Pakistan, Thailand, Saudi-Arabien oder Malaysia geflüchtet.
Boote voller Flüchtlinge zurück ins Meer geschickt
Angefacht wurde die aktuelle Krise, neben den letzten gewaltvollen Auseinandersetzungen zwischen der muslimischen und buddhistischen Bevölkerung in Myanmar im Jahr 2012, durch das scharfe Vorgehen der thailändischen Regierung gegen die Schmuggelrouten, die die Rohingya durch Thailand nach Malaysia führten.
Freiheitskampf in West-Papua
Schätzungen zufolge hat die Zahl der im Freiheitskampf gestorbenen Papua die Marke von 100.000 bereits weit überschritten
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Laut Berichten des UN-Hochkommissars wurden in der Folge
Boote voller Flüchtlinge wieder zurückgeschickt, weil sich Staaten wie Thailand, Indonesien und Malaysia weigerten, die Flüchtlinge aufzunehmen. Sie folgten damit dem Beispiel der australischen Regierung, die Bootsflüchtlinge aufs offene Meer zurückschickt oder sie in Internierungslager nach Papa-Neuguinea steckt. Die asiatischen Regierungen verboten sogar den Fischfangkuttern, Flüchtlingen zu helfen. Diese haben sich jedoch unlängst
über das Verbot hinweggesetzt und retteten die Menschen in Eigenregie.
Durch die Hilfe der Fischerboote gelang es etwa 700 Menschen, ans indonesische Festland zu gelangen, nachdem sie zuvor von der indonesischen Marine abgelehnt worden waren.
Asiatische Staaten machen vor den Augen der Welt die Schotten dicht,
kritisierte die Grünen-Sprecherin Simone Peters. Und Europa verfolge eine eigene Abschottungspolitik und könne daher nicht einmal mehr mahnende Stimme sein. Inzwischen haben Thailand, Malaysia und Indonesien etwa 3.000 Flüchtlinge aufgenommen. Doch es fehlt an einer gemeinsamen Flüchtlingspolitik, die Staaten schieben sich die Verantwortung zu, außerdem
blockiert Myanmar jeden Vermittlungsvorstoß.
„Heilige Pflicht“: Gambia will Rohingya aufnehmen
Das westafrikanische Land Gambia erklärte nun, allen Rohingya-Flüchtlingen Asyl zu gewähren, und bat die Internationale Gemeinschaft um Hilfe bei der Errichtung von Flüchtlingscamps. Es sei ihre „heilige Pflicht“, das Leiden ihrer muslimischen Schwestern und Brüder zu beenden und ihnen zu helfen, so eine
Erklärung der Regierung. Der Präsident Gambias, Yahya Jammeh, regiert das Land mit eiserner Hand seit 1994. Gambia gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und verzeichnet hohe Fluchtbewegungen aus der eigenen Bevölkerung. Im Jahre 2008
drohte der Präsident allen Schwulen und Lesben sie zu köpfen, wenn sie das Land nicht verlassen…