VON ALEXANDER STIEHLE | 25.06.2014 16:18

Praktikum in Namibia – Einmal Busch und zurück

Arbeitserfahrung im Ausland ist für den späteren beruflichen Einstieg oft unerlässlich. Die Wege, die ins Ausland führen sind zahlreich, doch oft sind sie gespickt mit bürokratischen Hürden oder hohen Kosten. Ich habe drei Monate bei einer Zeitung in Namibia gearbeitet. Wie es mich dorthin verschlagen hat? Reiner Zufall.


13 Uhr in einer Onlineredaktion in München: Noch zwei Stunden bis zum Feierabend und mir war sterbenslangweilig. Also surfte ich willkürlich durchs Internet und bin dabei auf ein Praktikumsangebot der Allgemeinen Zeitung in Windhuk gestoßen. Hörte sich interessant an, daher habe ich mich noch am selben Tag beworben. Ich habe mir keine großen Chancen ausgerechnet, doch zwei Monate später hatte ich die Zusage. Vor Überraschung bin ich bald vom Stuhl gefallen! Weitere drei Monate später und nach einem elfstündigen Flug stand ich am Hosea Kutako International Airport in Windhuk: Mein Abenteuer in Namibia hatte begonnen.

Bei der Allgemeinen Zeitung (AZ) war ich für die freitags erscheinende Kulturbeilage WAZon verantwortlich: Seite 1 war eine selbstrecherchierte Reportage, Seite 2 Kulturtipps, für die Seite 3 musste ich eine dpa-Reportage raussuchen, Seite 4 war das Kinoprogramm und auf der Seite 5 befanden sich verschiedene Veranstaltungstermine, die ich aktualisiert habe. Außerdem musste ich jeden Tag die internationalen Seiten layouten und mit dpa-Material bestücken. Während der ersten beiden Wochen war ich immer bis spät abends in der Redaktion, es war viel Arbeit und es hat seine Zeit gedauert, bis ich eine gewisse Routine hatte. Am aufwändigsten war die Seite 1: Ich musste mich wöchentlich um gute Reportagethemen kümmern, das Bildmaterial beschaffen und mich gut vorbereiten. Ich habe viele interessante Leute kennengelernt und durch meine Arbeit habe ich auch viel vom Land gesehen.

Fettnapf Tischmanieren – Benimmregeln im Ausland

Meine Highlights

Für eine Seite 1-Reportage bin ich für fünf Tage in den Nordosten Namibias gereist und habe dort die Living Museums besucht. Dabei handelt es sich um eine Art Freilichtmuseen, die von Naturvölkern bewohnt werden, die dort ihre traditionelle Kultur leben. Ich war mit den Gründern der Living Museums unterwegs, alles erfahrene Camper und Outdoorspezialisten. Ich hingegen war ein absolutes Greenhorn, Fettnäpfchen gab es genügende. Ich gab mir Mühe keines auszulassen. „Wo finde ich denn hier das Klo“, fragte ich einmal naiv. Ich erntete nur belustigte Blicke und einen Klappspaten in meiner rechten Hand. Aha, so läuft das hier.

Während der fünf Tage konnte ich in das Leben der Ju/‘Hoansi-San reinschnuppern. Sie hatten merklich Spaß dabei mir ihre Kultur näherzubringen: Auf einem Bush-Walk erklärten sie mir Flora und Fauna, was essbar ist und wovon man sich lieber fernhält. So zeigten sie mir zum Beispiel eine Raupe mit deren Gift sie früher ihre Pfeilspitzen präpariert haben, um so gegen ihre Feinde zu kämpfen. Er braucht nicht viel von dem Gift um einen Elefanten zu töten. Zum Abschluss wurde in ihrem Dorf dann noch eine Pfeife geraucht: Baumrinde mit Hasenkot. Hört sich eklig an, duftete jedoch wunderbar.

Ein anderes Thema sollte mich an die Atlantikküste führen: Kurz vor Swakopmund sollte ein Bogenschießturnier stattfinden. Ich nahm daran teil, stapfte zwei Tage lang mit Pfeil und Bogen bewaffnet durch die Wüste und schoss auf Tierattrappen. Es machte sehr viel Spaß, am Ende belegte ich sogar den ersten Platz bei den Anfängern.

Meine Rückkehr nach Deutschland viel mir schwer. Nach drei Monaten hatte ich mich gut eingelebt, enge Kontakte geknüpft und mich in das Land verliebt. Ich hatte zwar nicht viel Freizeit, weil ich jedes zweites Wochenende arbeiten musste, doch das spielte keine Rolle: Ich bin jeden Morgen gerne aufgestanden, um einen weiteren Praktikumstag zu erleben.