VON ANGELA SCHWEIZER
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20.10.2015 11:46
Panafrikanismus: Wissenschaft, Politik und Kultur aus afrikanischer Perspektive
Am vergangenen Wochenende fand in München der fünfte Panafrikanismus-Kongress statt. Das soziale, kulturelle und intellektuelle Forum vernetzt Fachleute und engagierte Menschen aus Afrika und der Diaspora, um eine neue Vision für den Kontinent zu entwickeln und Schwarze* Geschichte aus eigener Perspektive zu erzählen. Im Fokus des diesjährigen Kongresses standen Wissenschaft und Forschung aus afrikanischer Sicht, sowie die Revolution in Burkina Faso und deren weltpolitische Bedeutung. Außerdem diskutiert wurden die Versklavung afrikanischer Menschen in der Gegenwart - am Beispiel Mauretaniens - und die Wahrnehmung der Flüchtlingsbewegungen in Afrika, sowie neue Wege für eine humane Migrationspolitik.
Was bedeutet Panafrikanismus?
Der Panafrikanismus entstand als Protestbewegung im 17. Jahrhundert unter afrikanischen Intellektuellen in der Diaspora. Es handelt sich um eine gesellschaftspolitische Weltanschauung, Moralphilosophie und eine Verarbeitung der generationenübergreifenden Traumata von Sklaverei, Kolonialismus und dem bis heute andauernden Rassismus, dem Menschen afrikanischer Herkunft in der Diaspora ausgesetzt sind.
Der Panafrikanismus-Kongress, der alle zwei Jahre in München stattfindet, wird organisiert vom Arbeitskreis Panafrikanismus München und vernetzt Intellektuelle, Fachleute und Aktivistinnen und Aktivisten in Afrika, Deutschland und darüber hinaus. Der Kongress steht allen Menschen offen, die sich für Afrika, Postkolonialismus und globale Gerechtigkeit interessieren. Der Kongress ist jeweils wichtigen Personen der Bewegung gewidmet, außerdem stand er in diesem Jahr zusätzlich unter dem Motto der Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft, die von den Vereinten Nationen für den Zeitraum von 2015 bis 2025 proklamiert wurde. Diese hat zum Ziel, Sklaverei, Kolonialismus und deren Folgen anzuerkennen, und gegen die Menschenrechtsverletzungen weltweit zu kämpfen, unter denen insbesondere Schwarze Menschen bis heute leiden.
Globalisierung: Welches Land profitiert am meisten?
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung profitieren vor allem Nationen wie Deutschland von der Vernetzung der Welt. Wie sieht es in anderen Ländern aus und warum herrscht trotz des Versprechens „Wohlstand für alle“ ein solches Ungleichgewicht?
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Anerkennung und fehlende universale Wahrnehmung Afrikas und Schwarzer Menschen in der Welt der Wissenschaft und Forschung
Gewidmet war der Kongress in diesem Jahr der kürzlich verstorbenen US-amerikanischen Professorin, Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin
Maya Angelou sowie dem 1986 verstorbenen senegalesischen Historiker, Anthropologen und Politiker
Cheikh Anta Diop. Diop ist bis heute einer der bedeutendsten Vertreter des Panafrikanismus: In seiner Dissertation belegte er, dass die Menschen aus dem alten Ägypten eigentlich aus Subsahara-Afrika kamen. Außerdem forschte er zum großen Einfluss Ägyptens auf Griechenland, das bis heute als Wiege der europäischen Zivilisation gilt. Dass Griechenland jedoch sehr stark von Ägypten beeinflusst wurde, wird bis heute nicht anerkannt, wie in mehreren einflussreichen Werken, wie beispielsweise „
Black Athena“ oder „
Stolen Legacy“ dargestellt. Durch Sklaverei, Kolonialzeit und die damit einhergehenden Rassetheorien wurde Afrika vor dem Eintreffen der europäischen Mächte als Tabula Rasa dargestellt, dabei führte erst die europäische Intervention zur Zerstörung von afrikanischer Kultur und Wissenschaft. So stand beispielsweise die erste Universität der Welt bereits im zwölften Jahrhundert in
Timbuktu, auf dem Gebiet des heutigen Mali.
Diese und andere Themen wurden während des Kongresses von hochkarätigen afrikanischen Lehrenden diskutiert, wie beispielsweise Professor
Théophile Joseph Obenga, der selbst ein Wegbegleiter Diops war.
Zentrale Konzepte des Panafrikanismus
Laut dem Arbeitskreis Panafrikanismus München sind die zentralen Konzepte des Panafrikanismus Selbstachtung und Selbsthilfe für Menschen afrikanischer Herkunft durch Aufklärung. Durch beiderseitige Integration und Dialog auf Augenhöhe sollen Rassismus und Diskriminierung abgebaut werden. Der Kongress lieferte viele wichtige Impulse und Ideen, und ist ein weiterer wichtiger Schritt zu mehr Teilhabe, Gleichberechtigung und Empowerment.
*Schwarz wird in adjektivistischer Verwendung großgeschrieben, um den Widerstandscharakter und die selbstbestimmte politische Bezeichnung zu betonen (vgl. dazu Eggers et al. 2009: 12-13).
Quelle: Programmheft Panafrikanismus-Kongress München, 10. & 11. Oktober 2015
http://www.panafrikanismusforum.net/start.de.html