VON CHARLOTTE MEYER | 27.04.2015 15:42

Global Governance – Politisches Handeln jenseits von formalen Hierarchien

Finanzkrise, Klimawandel, Hungersnöte, Bürgerkriege - all dies sind Probleme mit globalem Charakter. Um diese Probleme anzugehen, reicht es dabei nicht, dass ein Land sich ihnen allein annimmt, sondern alle Betroffenen müssen involviert werden, von den Verursachern bis zu den Leidtragenden. Doch wie sollen globale Probleme von der Politik gelöst werden und wer ist für was verantwortlich? Mit diesen Fragen und mit Organisationsformen für Politik in Zeiten von Globalisierung beschäftigt sich Global Governance.


Global Governance – das ist die Bezeichnung besonderer politischer Programme und auch in der politik- und sozialwissenschaftlichen Forschung existiert diese Disziplin. Global Governance beschäftigt sich mit der kooperativen und multilateralen Gestaltung der Globalisierung und bezieht dabei neben Nationalstaaten auch nicht-staatliche Akteure mit ein. Das heißt, Governance geht nicht nur von Regierungen – governments – bei der Lösung globaler Probleme aus, sondern auch von nicht-staatlichen Organisationen und Individuen.

Ethikkonzeptionen in der Politik

Demokratieforschung als wesentlicher Teil der Disziplin

Doch wie geht man globale Probleme an und wie wird die Verantwortung verteilt? Ist es überhaupt möglich, dass globale Probleme von Gesellschaften in Kooperation gelöst werden? Diese und weitere Fragen sind zentral für Global Governance. Am Beispiel Demokratie lassen sich typische Forschungsprobleme dieser Disziplin gut ablesen. Je nachdem, wo man aufgewachsen ist, bedeutet Demokratie etwas anderes. Im Westen bedeutet Demokratie etwa Fortschritt und wird als ideales Streben eines jeden Staates der Welt vorausgesetzt. Diese Ansicht mögen jedoch Länder nicht teilen, die sich der westlichen Wertegemeinschaft nicht zugehörig fühlen. Ist es an dieser Stelle gerechtfertigt, dass sich Demokratien zu Schutzmächten erklären und militärische Interventionen vornehmen, um anderen Ländern wie etwa Libyen, Afghanistan oder dem Irak ihre Form von Demokratie aufzuzwingen? Und wie geht man damit um, wenn das ideale System der Demokratie unangenehme Sieger hervorbringt, wie etwa die Hamas 2006 in Palästina oder die Muslimbrüder in Ägypten? Diese Fragen zum Verständnis von Demokratie sind ein Teil der Fragen rund um Global Governance.

Viele Beteiligte sind erforderlich für das Funktionieren globaler Gemeinschaft

Mit diesen Fragen beschäftigen sich Wissenschaftler am Duisburger Käthe-Hamburger-Kolleg, das 2012 gegründet wurde und politische Kulturen der Weltgesellschaft und Chancen globaler Kooperation zum Thema hat. Sie wollen etwa „Zwischenwege“ zwischen militärischer Intervention und kritischen Geschäftsbeziehungen zu autokratischen Regimen entwickeln. Auch überprüfen sie Strukturen von Global Governance-Organisationen wie etwa Greenpeace, um deren globale Wirkungsweisen zu analysieren. Nicht-Regierungsorganisationen spielen maßgeblich eine Rolle bei der Global Governance-Architektur. Neben internationalen Organisationen wie der UNO, regionalen Integrationsräumen wie der Europäischen Union, lokaler Politik und Nationalstaaten sind auch sie essentiell, um globale Probleme regeln zu können. Die Nationalstaaten können längst nicht mehr internationalen Herausforderungen wie Migration oder Klimawandel alleine standhalten. Hierfür ist die Kooperation vieler Beteiligter erforderlich.