Mein Weg ans Goethe-Institut Taschkent
Der kulturelle Freiwilligendienst „kulturweit“ bietet seit fünf Jahren jungen Menschen die Möglichkeit, ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland abzuleisten. Dabei ist festgelegt, in welchen Institutionen man sich engagieren kann. Der Freiwilligendienst kooperiert mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), dem Deutschen Archäologischen Institut, der Deutschen Welle Akademie, dem Goethe-Institut, dem Pädagogischen Austauschdienst, der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen sowie mit UNESCO-Nationalkommissionen. Die Einsatzdauer liegt zwischen 6 und 12 Monaten und richtet sich an Menschen zwischen 18 und 26 Jahren. Ich habe in meiner Bewerbung ohne zu Zweifeln an erster Stelle das Goethe-Institut als Wunschinstitution genannt. Mein Länderschwerpunkt sollten die GUS-Staaten werden, weil ich selbst vorher schon viel in Russland unterwegs gewesen war und Slawistik studiert hatte. Als ich dann das Angebot vom Goethe-Institut Taschkent bekam, sagte ich sofort zu. Ein exotisches Land, das ich gar nicht kannte, in dem die Sonne viel scheint und in dem Russisch eine der Verkehrssprachen ist, schien mir eine spannende Mischung. Viel habe ich von dem Freiwilligendienst nicht erwartet, außer, dass ich neue Dinge erleben, eine spannende Zeit haben und neue Gesichter kennenlernen wollte. Ich habe mich vor allem für das Land interessiert, von dem ich bis dahin nichts wusste, und ich war auch neugierig auf die Arbeit des Goethe-Instituts in diesem Teil der Welt. Ich hatte schon lange überlegt, ein Praktikum an einem Goethe-Institut zu machen, hatte mich aber insgeheim immer empört, dass diese Praktika unbezahlt sind. Mit dem Freiwilligendienst wollte ich dann drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: 1. Ein neues Land kennenlernen, 2. Am Goethe-Institut mitarbeiten und 3. Ein Taschengeld dafür bekommen.
Deutschunterrichten heißt reisen
In Taschkent war ich in den ersten drei Monaten hauptsächlich in der Sprachabteilung, habe an einer Partnerschule Deutsch unterrichtet, kleine Projekte gemacht und durfte bei der Organisation von Deutschlehrerfortbildungen mithelfen. Vor allem die Fortbildungen habe ich sehr gerne gemacht, weil ich dabei oft im Land unterwegs sein und mir das Leben an Provinzschulen ansehen durfte. So habe ich arbeitend die Altstädte von Samarkand, Buchara und Chiwa mit ihren Moscheen und Koranschulen und usbekische Wüsten und Heidelandschaften gesehen.
Das ganze Institut in einem Jahr kennengelernt
Ich hatte mich zunächst für ein halbes Jahr beworben, da ich aber erst nach zwei Monaten anfing, mich in Taschkent einzuleben und Usbekistan im Winter erleben wollte, habe ich mich entschlossen, den Freiwilligendienst auf ein Jahr zu verlängern. So konnte ich noch in der Verwaltung mitarbeiten, mir die Organisationsstrukturen des Instituts anschauen und die alltäglichen Angelegenheiten mit den usbekischen Behörden miterleben. Die letzten drei Monate verbrachte ich dann schließlich in der Kulturabteilung und half mit bei der Organisation eines DJ-Projekts und eines Jugendkinofestivals, das nach meiner Abreise stattfinden sollte.
Man findet sich schnell zu Recht in Taschkent
Nachdem der Sommer sich von Mai bis November fast durchgängig wolkenlos und mit durchschnittlich vierzig Grad gezeigt hatte, bot der Winter stramme minus zwanzig. Ich hatte mir eine eigene Wohnung im Stadtkern gemietet, die im obersten Geschoss eines sowjetischen Reihenhauses lag. Ich habe dann sehr schnell verstanden, warum die beste Lage in der Mitte des Hauses sein muss. Während die Bewohnerinnen und Bewohner in den mittleren Etagen in ihren Wohnungen schwitzten, ging bei mir die gesamte Wärme nach oben verloren und ich hielt mich nur noch im Bett oder unter der heißen Dusche auf. In Usbekistan redet man viel über das Wetter, wahrscheinlich, weil es sich in solchen Extremen zeigt. Die Gemeinschaft der Ausländerinnen und Ausländer findet sich in Taschkent sehr schnell und es gibt gewisse Anlaufstellen, in denen hin- und wieder neue, junge Gesichter auftreten. In meinem Fall waren das andere Freiwillige von internationalen Institutionen wie etwa von der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, vom DAAD oder den United Nations. Ich hatte ziemlich schnell raus, an welchen Orten man als Ausländerin einigermaßen gut feiern kann, wo es gutes und günstiges Bier gibt und wo man wen treffen kann. Nach coolen Partylocations, abgefahrenen Outdoor-Raves und ausgelassener Jungendkultur sucht man in Taschkent vergebens. Dafür kann man sehr viel von der usbekischen Gelassenheit lernen und es sich in der Abgeschiedenheit, fernab vom westlichen Informationsdauerflimmern, gut gehen lassen. Das habe ich dann auch gemacht und in der Langsamkeit viel über mich selbst gelernt.