VON CHARLOTTE MEYER
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03.02.2016 15:14
Fremdsprachen lernen – einfacher als man denkt
Wenn ich an Fremdsprachenlernen denke, packt mich der Horror. Vokabeltests, Grammatikregeln, Auswendiglernen. Alles Sachen, auf die ich in der Schule nie wirklich Lust hatte. Dennoch habe ich es irgendwie geschafft, in drei Fremdsprachen fließend zu werden. Ist das nicht widersprüchlich und was ist damals in der Schule bei mir falsch gelaufen? Eine Selbstüberprüfung und ein Methodencheck fürs Fremdsprachenlernen.
Es gibt alles im Internet
Im März letzten Jahres sagte die Romanistin Judith Meyer einmal in einem Interview mit der Zeit, dass Grammatiklernen überschätzt sei. Als ich das las, merkte ich schon wie die Selbstzufriedenheit wie eine warme Dusche mir den Nacken hinunterläuft. Meine Abwehrhaltung gegen Grammatikpauken war bestätigt. Meyer, die selbst Spezialistin für Sprachenlernen ist, meint nämlich, dass allein die Kenntnis von Grammatikregeln niemandem zum Sprechen verhilft. Hierfür braucht man Vokabeln. Viele Vokabeln, meint Meyer, kann man zum Beispiel aber auch ohne Pauken lernen und zwar indem man die Sprache so oft wie möglich anwendet und sie quasi nebenbei lernt. Ich muss an meine Auslandsaufenthalte denken und an die vielen Situationen, in denen ich irgendwie losgeplappert habe und die Freude, als die Kommunikation geklappt hat. Aber auch an die Unzufriedenheit wenn das nicht der Fall gewesen ist. Wer keine Möglichkeit hat, ins Ausland zu gehen, für den empfiehlt Meyer das Internet. Dort gibt es alles, was man zum Sprachenlernen braucht: Online-Zeitungen, Radio, Filme. Auch viele Muttersprachler, die bereit sind, Sprachtandems zu bilden. Wenn ich mir ansehe, wie die Romanistin selbst das Sprachenlernen angeht, komme ich mir selbst ziemlich unstrukturiert vor. Ich habe irgendwie immer nur so geredet wie es gerade nötig war. Sie lernt fast nur im Selbststudium und setzt sich klare Ziele. Zum Beispiel, dass sie in drei Wochen mit einem spanischen Kollegen über das Wetter reden möchte. Ist das Ziel erreicht, nimmt sie sich das nächste Gesprächsthema vor.
Sprache ohne funktionieren Grammatik auch?
Für was außer für ein Fernseh-Quiz sollen Grammatik-Kenntnisse überhaupt zu gebrauchen sein?
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Egal wie, Hauptsache, nur jeden Tag
Klare Ziele beim Fremdsprachenlernen zu haben, ist auch für Matthew Youlden das oberste Gebot. Er, den ich laut einem
YouTube-Video in dem er seine Sprachkenntnisse zeigt, auf Mitte-Ende zwanzig schätzen würde, beherrscht neun Sprachen fließend und versteht noch mehr. Ohne einen guten Grund zu haben, macht es wenig Sinn, eine Sprache zu lernen. Die Motivation bleibt so nicht langfristig erhalten. Hat man sich einmal entschieden, ist es auch sehr wichtig, dabei zu bleiben. Ich denke an meine kurzen Versuche, Spanisch und Portugiesisch zu lernen. Lese ich Matthews Tipps hört es sich fast schon wie ein Gelübde an, sich eine Sprache anzueignen: Hat man sich einmal entschieden, muss man bereit sein, so viel wie möglich in und mit dieser Sprache und für diese Sprache zu tun. Ok, so weit war ich mit Spanisch und Portugiesisch nicht. Für ihn ist der nächste Schritt, einfach loszulegen. Egal wie, Hauptsache, nur jeden Tag. Er versucht dann, in der Sprache zu denken, zu schreiben oder mit sich selbst zu sprechen. Sehr wichtig ist, dass man sich mit der neuen Sprache umgibt und in die neue Sprachkultur eintaucht, ob über Emails, Musik oder Radio.
Für Nicht-Profis: Online-Lernportale
Wenn ich jetzt an meine Lernerfahrungen denke, ist es insgesamt weniger zielstrebig abgelaufen, als bei Matthew und Judith Meyer. Ich glaube, ich bin meistens intuitiv vorgegangen und meiner Neugier gefolgt. Lernt man allein, wie es unsere beiden Ratgeber tun und taten, kann man sehr individuell und maßgeschneidert lernen. Für alle, die aber keine Sprachwissenschaftler sind, nicht selbst genau wissen, worauf es beim Sprachenlernen ankommt und Anleitung brauchen, gibt es viele Kursangebote. Für eigenständiges Lernen gibt es zum Beispiel im Internet
sehr viele Möglichkeiten zu unterschiedlichen Preisen: Je nach Lernportal gibt es eine, zwei oder vierzehn lernbare Sprachen, verschiedene Niveaus, Aussprache- und Vokabeltrainer sowie interaktive und grammatische Übungen. Schaue ich mir so meine eigene Lernhistorie an, habe ich das Gefühl, ich hätte mehr machen können für meine Fremdsprachen. Wahrscheinlich hätte ich mich einfach früher einer Selbstprüfung unterziehen sollen…