VON STEFANIE MÜLLER | 17.08.2012 16:39
Freiheit oder Sicherheit? Bitte beides.
Den heutigen Studenten steht fast alles offen: Sie wählen ihr Studienfach nach persönlichen Vorlieben, in den Semesterferien düsen sie ins Ausland oder liebäugeln mit einer Karriere jenseits der deutschen Grenze. Schöne heile Welt? Nur auf den ersten Blick: Denn je größer die Wahl, umso schlimmer die Qual. Kind oder Karriereleiter? Weltenbummler oder feste Partnerschaft? Geld oder mutige Selbstverwirklichung? Uni.de hat drei mutige Studenten nach ihrem Glücksrezept gefragt.
Das Leben auf sich zukommen lassen
Pascal Bauer* versteht, warum junge Menschen sich schwer tun mit Entscheidungen, denn die Zukunft ist ungewisser geworden. „Jobs sind keine Selbstverständlichkeit mehr, gleichzeitig steigt der Wunsch nach Unabhängigkeit“. Oft kollidieren die Erwartungen der Familie mit den eigenen Träumen: „Ich haben einige Semester BWL studiert und war damit total unzufrieden. Ein Abbruch fiel mir trotzdem nicht leicht – mein Umfeld war nicht unbedingt begeistert“. Das Bauchgefühl gewann zuletzt die Oberhand: Pascal unterbrach sein Studium und wendete sich seinem Lebenstraum zu: der Musik. Heute ist er selbstständiger Produzent. Bereut hat er es nicht: „Ich kann mir den Tag frei einteilen und muss niemandem Rechenschaft ablegen“. Sein Statement; „Wer seinem Gefühl folgt, kann das Leben einfach auf sich zukommen lassen“.
Dem Bauchgefühl trauen
Raus aus dem Kokon der Sicherheit – ein Appell für mehr Freigeist!
Haben wir Angst vor dem Ungewissen, oder brauchen wir nur einen Anker im Leben?
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Dies sieht auch Lisa Tippner ähnlich: Persönliche Zufriedenheit hängt ihrer Meinung nach nicht vom Geld ab. Die mutigste Entscheidung in ihrem Leben verdankt auch sie ihrem Bauchgefühl: „Im Rahmen meines Masterstudiums hatte ich die Gelegenheit, ein halbes Jahr in San Diego zu verbringen, obwohl ein Auslandssemester von der Uni nicht vorgeschrieben war. Damals stand ich vor der Frage: Studium fristgerecht durchziehen oder dem Bauchgefühl folgen?“. Trotz finanzieller und privater Hindernisse wählte sie die Freiheit: „Von der Erfahrung zehre ich heute noch“. Doch auch wenn man sich immer selbst treu bleiben sollte – ganz ohne Geld geht es nicht. Bei ihrer Entscheidung für einen festen Job in München spielte neben dem Gehalt noch etwas anderes eine Rolle: „Meinen Aufgabenbereich empfinde ich als sehr spannend und natürlich stimmt auch das Gehalt. Das Wichtigste ist aber, dass einige meiner besten Freunde in der Nähe wohnen“. Ihr Fazit: „Freiheit und Sicherheit – insbesondere in privater Hinsicht – müssen ausgewogen sein. Wenn es aber wirklich drauf ankommt, sollte man dem eigenen Gefühl vertrauen“.
Freiheit und Sicherheit in Balance
Dass Freiheit und Sicherheit oftmals zwei Seiten derselben Medaille sind, kann auch Olga Elli bestätigen. Im Studium absolvierte sie Auslandssemester in England und Frankreich, jetzt hat es sie zu einem ehrenamtlichen Schulprojekt nach Afrika verschlagen: „Organisatorisch hat mich das echt auf die Probe gestellt“, sagt Olga Elli. Das WG-Zimmer aufgeben, bürokratische Tätigkeiten erledigen, sich mit kulturellen Unterschieden vertraut machen. All das bedeutet, die gewohnten Bahnen gegen Freiheit auszutauschen“. Verzichten will sie auf ihre internationalen Ausflüge nicht: „Ich habe mich im Ausland immer frei gefühlt“. Für einen Brasilien-Urlaub mussten einmal ihre Ersparnisse dran glauben. Von Reue jedoch keine Spur. „Im Nachhinein habe ich mich geärgert, dass ich überhaupt gezögert habe!“. Trotzdem braucht es ihrer Ansicht nach ein gewisses Maß an Sicherheit, um auch die Freiheiten genießen zu können.
Unser Fazit: Junge Menschen wollen beides! Freiheit und Sicherheit schließen sich dabei nicht unbedingt aus, sondern bedingen sich gegenseitig.
*Name geändert
Stefanie Müller, Redaktion
Deutsche Bildung
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