VON CLEMENS POKORNY
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14.06.2012 13:31
Kriegsberichterstatter: Kein Job wie jeder andere
Kriegsberichterstatter üben vielleicht einen der schwersten Berufe überhaupt aus: Unter Lebensgefahr berichten sie aus Krisenregionen, sind ständig mit erschütternden Bildern konfrontiert, die sie nach der Rückkehr in ihre Heimat mit professioneller Hilfe bewältigen müssen, unterliegen Zeitdruck und oftmals auch mehr oder minder subtiler Zensur.
Was haben die Erfolgsautoren Ernest Hemingway, Lothar-Günther Buchheim und Winston Churchill gemeinsam? Sie alle haben als Journalisten unmittelbar von Kriegen berichtet. Schriftstellerische Fähigkeiten brauchen Kriegsberichterstatter freilich für ihre Arbeit nicht mitzubringen. Eigentlich unterscheidet sich ihr Anforderungsprofil nicht von demjenigen anderer Journalisten, wie der langjährige Auslandskorrespondent der ARD Friedhelm Brebeck meint. Die Arbeit in Krisengebieten bedeutet allerdings für viele Reporter eine enorme psychische Belastung. Und insbesondere deutsche Kriegsberichterstatter erhalten oftmals nicht die nötige psychologische Vor- und Nachbereitung wie ihre Kollegen aus Frankreich oder Großbritannien.
Auf ihnen lasten nicht nur grauenerregende Bilder, sondern auch das "Diktat des Aktualitätsterrors". So bezeichnete der Journalist und ehemalige Leiter der Hilfsorganisation Cap Anamur Rupert Neudeck einmal den Druck, ständig neue Bilder und Geschichten liefern zu müssen - und gerade der Krieg verlangt ja die permanente Aktualisierung seiner medialen Inszenierung. Im Vergleich zu Internetnutzern oder Fernsehzuschauern werden Kriegsberichterstatter mit sehr viel mehr bedrückendem Material konfrontiert, das sie bewältigen müssen.
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Die Aufgabe, noch halbwegs erträgliche Bilder auszuwählen, wird Kriegsjournalisten allerdings oftmals unfreiwillig abgenommen: von der Zensur. In vielen der derzeitigen Krisenregionen arbeiten Kriegsberichterstatter unter staatlicher Kontrolle. Diese verläuft teilweise sehr subtil. So werden die "embedded journalists" nach einem vorbereitenden Training in kämpfende Einheiten des US-Militärs eingegliedert (embedded = eingebettet) und gelangen auf diese Weise zwar an Exklusivmaterial, müssen sich aber einem strengen Regelkatalog unterwerfen. Die Folgen dieser Praxis für die Berichterstattung fasste 2003 der ehemalige WDR-Intendant
Friedrich Nowottny prägnant zusammen: "Der Blick des Journalisten fällt durch den Sehschlitz des Panzers. Und der ist nicht sehr groß." Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts erkannte der preußische Militärtheoretiker
Carl von Clausewitz in seiner Schrift "Vom Kriege": "Es ist ebenso wichtig die Unterstützung der Öffentlichkeit zu mobilisieren, wie die Streitkräfte für den Krieg zu rüsten. Die Moral steht im Zentrum des Krieges und nicht die physische Stärke. Sieg wird nicht durch Vernichtung erreicht, sondern durch das Zerbrechen der gegnerischen Moral."
Zusätzlich zu der Gefahr, sich für eine der Konfliktparteien instrumentalisieren zu lassen, kommt das Risiko, unbeteiligt in ein Gefecht hineinzugeraten. Viele Kriegsberichterstatter bezahlen die Lieferung spektakulärer Nachrichten mit ihrem Leben. Die embedded journalists im Irakkrieg hatten eine 45-mal höhere Todeswahrscheinlichkeit als die beteiligten Soldaten. Und dennoch, trotz all der Schwierigkeiten und Gefahren, lieben Kriegsberichterstatter wie Friedhelm Brebeck ihren Beruf: Es ist diese völlige Erschöpfung irgendwann in der Nacht. [...] Fünf Menschen im Schlafsack, ohne Heizung, Wasser oder Strom. Und alle mit dem wunderbaren Kaputtgefühl: [...] Alles geschafft. Und nichts in den Sand gesetzt."
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