VON MAXIMILIAN REICHLIN | 20.06.2014 17:56

Internet zum Selberbauen - Freifunk und was man damit machen kann

Freifunk ist eine Initiative aus Berlin, bei der es darum geht, mithilfe von Privatpersonen ein unabhängiges und selbstverwaltetes Computernetzwerk aufzubauen, um es zur Kommunikation oder zum Austausch von Daten zu nutzen. Der Freifunk erinnert dabei stark an das konventionelle Internet, das bekannte World-Wide-Web. Wo liegen die Unterschiede zwischen den Systemen und wieso und wozu nutzt man etwas wie Freifunk überhaupt?



Was klingt, wie ein Internet für Arme, ist im Grunde genau das, denn beide Netzwerke werden verwendet, um kabellos Dateien auszutauschen und mithilfe der zugeschalteten Geräte miteinander zu kommunizieren. Hier enden allerdings die Gemeinsamkeiten zwischen dem konventionellen Internet und dem Freifunknetzwerk auch wieder, denn beide sind völlig unterschiedlich aufgebaut. Während herkömmliche Netzwerke zumeist aus einer zentralen Basistation bestehen, die mit den Geräten der Nutzer verbunden ist, handelt es sich beim Freifunknetz um ein dezentrales Netzwerk. Jedes Gerät ist dabei mit seinen Nachbargeräten verbunden, diese wiederum mit ihren Nachbargeräten, und so weiter. Dadurch entsteht ein sogenanntes Maschennetz oder Meshnetz. Will Nutzer A also eine Datei an Nutzer B schicken, wird diese Datei so lange von Knotenpunkt zu Knotenpunkt weitergeleitet, bis sie beim richtigen Empfänger angekommen ist.

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Die Inhalte dieses Netzwerks werden von der Community selbst verwaltet und unterliegen keiner Kontrolle durch kommerzielle Internetanbieter. Deswegen kann ein solches Freifunknetz auch nicht zensiert oder abgeschaltet werden, solange die Nutzer das nicht wollen. Es ist, im reinsten Sinne des Wortes, selbstverwaltet. Das ist allerdings auch einer der Nachteile des Freifunks, denn dadurch, dass keine kommerziellen Dienstleister involviert sind, fehlt es in weiten Teilen noch an Diensten und konkreten Anwendungen. Zwar können Dateien und Nachrichten ausgetauscht werden, doch Dienste wie Videoportale oder digitale Marktplätze existieren – noch – nicht, zumindest nicht in einer Größenordnung, die dem herkömmlichen Internet Konkurrenz machen würde.

Ein weiteres Manko: Ein Freifunknetzwerk verwendet, wie der Name bereits vermuten lässt, Funktechnologie, was die Möglichkeiten zur Verbindung stark einschränkt. Will man sich ins Freifunknetzwerk einwählen, benötigt das eigene Gerät „Sichtkontakt“ zu einem anderen Gerät, das bereits Teil des Netzwerkes ist. Wird die Funkverbindung zwischen den einzelnen Geräten irgendwie gestört, bricht die Verbindung ab. Freifunker versuchen daher, gerade in den Großstädten, Verteilerstationen aufzubauen, die sich auf Kirchtürmen oder Hochhäusern befinden, um möglichst viele Geräte ans Netzwerk anschließen zu können. Hier treten sie allerdings tatsächlich in direkte Konkurrenz mit kommerziellen Internetanbietern, die eben solche Plätze schon seit Jahren mit Vorliebe zum Aufbau ihrer Basisstationen nutzen.

Trotz der Probleme, die der Freifunk noch hat, ist er allerdings dennoch eine faszinierende neue Möglichkeit zur Telekommunikation. Der Einstieg ist denkbar einfach: Alles, was man benötigt, ist ein entsprechender Router, der mit einer freien Software betrieben wird. Für den Nutzer entstehen darüber hinaus keine Kosten, das gesamte Freifunknetz ist kostenlos. Darüber hinaus ist es über das Netzwerk möglich, andere Nutzer an der eigenen Internetverbindung teilhaben zu lassen, wodurch diese sich zusätzlich kostenlos ins Internet einwählen können. Doch darum geht es, so der Konsens der meisten Freifunker, nur am Rande. Das endgültige Ziel der einzelnen Communitys ist es jeweils, ein funktionierendes und freies Netzwerk aufzubauen, das nicht von Konzernen überwacht und kontrolliert wird. Heute gibt es in vielen deutschen Städten bereits ein funktionierendes Freifunknetzwerk, in das sich neue Nutzer jederzeit einschalten können, beispielsweise in Berlin, Hamburg, Köln oder Dresden.