VON CLEMENS POKORNY
|
15.12.2015 13:02
Fracking in Deutschland – eine unendliche Geschichte?
Hydraulic Fracturing, kurz Fracking, tötet. Anders kann man die Daten nicht interpretieren, die in Gebieten erhoben werden, in denen unkonventionelles Erdgas unter Einsatz vieler giftiger Chemikalien gefördert wird. Die Verantwortlichen in der Politik, v.a. seitens der CDU, stellen sich hinter Fracking in Deutschland, während das wichtigste Erdgas-Förderland Niedersachsen mit dem letzten Regierungswechsel eine Kehrtwende gemacht hat. Wann wird das Thema endlich beerdigt?
Anstatt auf die sauberen Energieträger Sonne, Wind und Wasser zu setzen, beuten Energiekonzerne weltweit zunehmend Gasvorkommen aus, die eigentlich in Schiefergestein gebunden sind. Um an den Energieträger zu kommen, muss ein Chemikaliencocktail in die mehrere tausend Meter tief liegenden Erdschichten gepumpt werden. Die Flüssigkeit fließt durch Rohre in die Tiefe und wird später wieder zurück transportiert. In der Theorie, wie sie ein anderer uni.de-Artikel genauer erläutert, funktioniert das einwandfrei – doch in der Praxis zeigt sich: 40-75% der Frackingflüssigkeit verbleiben im Boden; die Rohre bekommen immer wieder Risse, die hochgiftigen Substanzen treten aus und verseuchen das Grundwasser.
In Hemslingen-Söhlingen im nördlichen Niedersachsen etwa, dem Erdgasförderland Nr. 1 in Deutschland, hat der US-Konzern ExxonMobil jahrelang „gefrackt“. Im Januar 2011 wurde ein sofortiger Förderstopp verhängt, weil Kohlenwasserstoffe und Quecksilber aus den Rohren ins Erdreich gelangt waren. Die logischen Folgen bleiben nicht aus: „Ich habe in den letzten zwei Jahren acht meiner Freunde beerdigen müssen – aufgrund von Krebs“, sagt Silke Döbel, Mutter und Aktivistin gegen das Fracking in ihrer Heimatgemeinde Hemslingen-Söhlingen. Das Grundwasser in dem beschaulichen Dorf und seiner Umgebung ist verseucht. Genau diejenigen Gifte, die beim Fracking freigesetzt werden können, wurden in den Körpern schwer erkrankter Menschen der Gegend nachgewiesen, ganze Familien sind betroffen.
Lobbyismus im Bundestag
Über 1.000 Interessensvertreter haben in der laufenden Legislaturperiode von den Parteien einen Hausausweis für den Bundestag erhalten. Dies wirft viele Fragen auf, die den Ablauf von demokratischen Entscheidungsprozessen in Deutschland betreffen
[...]»
ExxonMobil –
berüchtigt auch durch mehrere Ölkatastrophen und seine Lobbyarbeit im Sinne der Leugnung des menschengemachten Klimawandels – hat auf den Förderstopp mit einer Klage reagiert. Die
damalige CDU/FDP-Regierung von Niedersachsen stellte sich hinter das Fracking; die derzeitige
rot-grüne Koalition lehnt es ab und strebt einen Kompromiss zwischen Wirtschaftsinteressen und Arbeitsplatzsicherung einerseits und Schutz von Umwelt und Gesundheit andererseits an, indem die problematischen Lagerstätten im Schiefergestein unangetastet bleiben. Ein Gesetzentwurf der Bundesregierung, der Fracking erlauben soll, liegt wegen massiver Kritik auch aus den Reihen der schwarz-roten Koalition derzeit auf Eis.
Man fragt sich, welcher Indizien und wie vieler Fracking-Opfer es noch bedarf, bis das Thema Fracking in Deutschland endlich beerdigt wird. Die Diskussion über die Nutzung der Atomkraft verheißt im Vergleich dazu Gutes und Schlechtes. Es dauerte Jahrzehnte, bis der schwierige Nachweis erbracht war, dass die erhöhten Krebsraten im Umkreis von AKW mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf die erhöhte Konzentration von radioaktivem Material in der Abluft der Kraftwerke zurückzuführen sind. Andererseits hat die Zivilgesellschaft nach dem Reaktorunfall von Fukushima den Druck auf die Politik derart erhöht, dass die schwarz-gelbe Regierungskoalition den von SPD und Grünen beschlossenen Atomausstieg mittragen musste. Hoffentlich bedarf es nicht erst eines Fracking-GAUs, bis die Verantwortlichen erkennen, dass die Energiewende nur unter Verzicht auf fossile Energieträger gelingen kann.
Bild: "
Fracking_12-12-14_11". © Jakob Huber/Campact - flickr.com
Lizenz:
CC BY-NC 2.0
-
325 Euro für eine bessere Welt – Das Fairphone
Ein Alltag ohne Smartphone ist inzwischen kaum noch denkbar: Beim Frühstück die Nachrichten online anhören, in der U-Bahn schnell ein paar Emails verschicken, das Fernsehprogramm in der App abrufen – Smartphones machen das Leben leichter. Unser Leben. Denn die unzähligen Rohstoffe für diese Alleskönner werden meist unter menschenunwürdigen Bedingungen gefördert, die Zustände bei den Herstellerfirmen sind größtenteils skandalös. Ein Startup-Unternehmen aus Amsterdam will zeigen, dass es auch anders geht. Anfang 2013 wurde „Fairphone“ gegründet, inzwischen ist die erste Produktionsreihe von 25.000 Smartphones auf dem Weg zu ihren Besitzern.
[...]»
-
Eko Atlantic City
Eine Stadt in Nigeria, die 400.000 Menschen neuen Lebensraum bieten wird. Nachhaltig und ökologisch verantwortungsbewusst soll Eko Atlantic City ein neues Modell für schöneres Wohnen darstellen. Effiziente Transportsysteme, die den Verkehr frei fließen lassen und nerviges Verkehrschaos verhindern, ein wunderbarer Ausblick über den Atlantischen Ozean und Häuser, die aus nachhaltigen Materialien gebaut werden - was sich so verheißungsvoll anhört, hat auch einige Haken.
[...]»
-
Nachhaltiges Wachstum durch „grüne“ Wirtschaft?
Wirtschaftswachstum gilt immer noch als das oberste Dogma der Industrie. Mit einem steigenden Wachstum erhöht sich jedoch auch der Energieverbrauch und somit auch die Belastung für die Umwelt, so die allgemeine Überzeugung. Ein
Bericht der Vereinten Nationen, der Ende letzten Jahres veröffentlicht wurde, behauptet nun, dass Wirtschaftswachstum, Energieverbrauch und Klimaschutz sich miteinander vereinbaren lassen, und zwar durch „grünes Wachstum“.
[...]»
-
Atomausstieg und erneuerbare Energien – Eine UNI.DE-Umfrage
Was haben wir aus dem Atomunfall in Fukushima gelernt und wie ist der Ausstieg aus der Atomenergie zu bewältigen?
[...]»
-
Unverpackt: Mit der Tupperdose zum Einkaufen
Keine Tütchen, keine Folien: Die Zero Waste-Bewegung möchte weit mehr als Plastikverpackungen aus dem Alltag verbannen. Sie will jede Verpackung vermeiden und das Leben jedes einzelnen und den Konsum so gestalten, dass dabei „zero waste“, also überhaupt kein Müll entsteht – möglichst in der gesamten Wertschöpfungskette eines Produkts. Immer mehr Unverpackt-Läden sprießen aus dem Boden und schlagen in diese Kerbe. Wie funktioniert ein „unverpacktes Leben“?
[...]»
-
Endlager in Deutschland – eine dauerhafte Lösung fehlt
Seit 2011 ist der Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland gesetzlich festgelegt. Neben der Abschaltung der Kraftwerke steht aber immer noch die Entsorgung der Abfälle im Raum. Trotz vielen Jahren der Kernenergienutzung hat es den Anschein, als ob erst jetzt aktiv an einer dauerhaften Lösung für die Entsorgung des Atommülls gearbeitet wird. Fragen nach der Finanzierung müssen geklärt und geeignete Standorte gefunden werden. Was dafür unternommen wurde und wird berichtet UNI.DE.
[...]»
-
Urlaub auf Kosten der Natur
Urlaub ist Entspannung, den Alltag verlassen und neue Energie tanken. Aber für andere bedeutet unser Urlaub Wasserknappheit und echte Not. Wo würde ein neues Selbstverständnis der Touristen hinführen?
[...]»
-
Canugan: Fahrräder zu Rollstühlen
In Uganda leben fast doppelt so viele Behinderte wie in Deutschland, und deren berufliche Perspektiven sehen noch düsterer aus als bei uns. Hilfe zur Selbsthilfe, die nicht bevormundet, sondern den Bedürftigen auf gleicher Augenhöhe begegnet, leistet unter anderen das kanadisch-ugandische Projekt Canugan. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Finanzierung des lokalen Umbaus von normalen Drahteseln zu Rollstuhl-Fahrrädern.
[...]»
-
Mosambik im Rausch der Rohstoffe – Gold, Erdgas und ein armes Land
In den vergangenen Jahren wurden im afrikanischen Staat Mosambik reiche Vorkommen an Gold und Erdgas entdeckt. Nun hofft die arme Bevölkerung, von der Förderung zu profitieren und tatsächlich wächst die Wirtschaft stark an. Experten vermuten jedoch, dass von den Einnahmen nicht viel bei der Bevölkerung ankommen wird. Gutbezahlte Jobs werden vermehrt an Personal aus dem Ausland vergeben, währenddessen fürchten Kritiker, dass die korrupte Regierung des Landes sich selbst die Taschen füllt. Was bringen die Rohstoffe dem Land wirklich?
[...]»
-
Was kostet die Energiewende?
Bis 2022 soll der Ausstieg Deutschlands aus der Atomkraft vollzogen sein, gleichzeitig werden andere fossile sowie erneuerbare Energien gefördert. Die politische Umsetzung der Energiewende ist dabei ebenso umstritten wie die Kosten.
[...]»