VON JULIA ZETZ | 03.06.2013 15:04

Endlich Feierabend

Feierabend. Schön. Keine Uni, keine Arbeit, kein Stress. Aber Moment mal. Da war doch noch was. Zahnarzt um fünf. Und einkaufen muss ich auch noch. Ach, mit meiner Freundin wollte ich noch was trinken gehen. Und ja, Kino war auch noch angesagt. Jetzt aber schnell nach Hause, umziehen. Tür auf, rein ins Bad. Verdammt. Keine Handtücher mehr und die Socken sind auch alle schmutzig. Nun gut. Dann schnell noch eine Maschine Wäsche waschen. Die Zeit dazwischen muss ich jetzt aber gut nutzen. Ich könnte mal meine E-Mails checken. Das Telefon läutet, meine Oma ist am anderen Ende. Wie es mir so geht will sie wissen. Gut sage ich, etwas im Stress. Ja, das sei sie auch erzählt sie mir. Und verärgert sei sie auch. Ihr Malkurs wurde abgesagt, jetzt weiß sie nicht was sie machen soll. Da war ihr langweilig. Schön, denke ich mir. Oma, sage ich, ich muss jetzt weiter machen. Beleidigt legt sie auf. Ich auch.


Feierabend oder auch Stress pur

Wikipedia sagt: „Feierabend bezeichnete im Deutschen ursprünglich den Vorabend eines Feiertages, eines Festtages. Daraus leitete sich die Umdeutung für die Muße-, Freizeit und Ruhezeit am Abend ab.“ Also eine Mußezeit. Zeit für mich, Zeit für Dinge die ich gerne mache. Zahnarzt gehört aber nicht dazu. Es hilft ja nix, jetzt muss ich aber los.

Konsum ist doof! Ich mag nicht mehr!

Etwas schmerzverzerrt verlasse ich den unliebsamen Halbgott in weiß und mache mich auf zum Supermarkt. Offensichtlich bin ich nicht die Einzige, die noch Hunger hat. Schnell durch die Regale gehüpft, ein paar Chips, eine Pizza und für das gute Gewissen noch einen Apfel und schon geht’s weiter.

Voll bepackt komme in der Bar an. Ob ich meine Cocktails selber mixen möchte, fragt mich meine Freundin. Leicht gehetzt und schon etwas anspannt erzähle ich ihr von meinem Tag. Stressig sei es gewesen. Tja, antwortet sie, da müsse ich mir ein besseres Zeitmanagement zulegen. Zeitmanagement? Ich habe doch Feierabend! Zeit für Spaß, Entspannung und für Dinge, die nichts mit Arbeit zu tun haben.

Mein Handy läutet. Der Kollege aus dem Büro will wissen, ob ich noch die eine, ganz wichtige, E-Mail beantwortet hätte. Nein, aber ich hole das gleich nach. Mit dem Cocktail in der einen und dem Handy in der anderen Hand versuche noch schnell eine halbwegs professionelle Mail zu schreiben.

Feierabend oder freier Abend?

Zehn Uhr schon? Jetzt muss ich aber los, mein Freund wartet sicher schon vor dem Kino. Etwas beschwipst und mit meiner Einkaufstüte sitze ich im gemütlichen Kinosessel. Warum ich so gestresst sei, will mein Freund wissen. Ja, sage ich, ich hab so viel zu tun. Aber es sei doch Feierabend, sagt er. Da müsse ich schon ein bisschen besser planen.

Planen? Ich habe doch Feierabend. Zeit für mich, Zeit zu tun was ich will. Meine Augen werden schwer, ich bin müde. Mitten im Film schlafe ich dann ein, meine Einkaufstüte fest umarmt. Aber morgen, ja morgen werde ich nichts tun. Außer vielleicht....