VON RICHARD KEHL | 26.08.2011 14:46

USA: Experimente mit Geschlechtskrankheiten in Guatemala

Die USA tritt gerne als Weltsheriff auf, wenn es um Kriegsverbrechen, Weltpolitik und Terror geht. Nun steht die USA selbst auf der Anklagebank. Eine amerikanische Professorin fand heraus, dass die USA in Guatemala vor 60 Jahren an Teilen der Bevölkerung – ohne deren Wissen – mit Geschlechtskrankheiten experimentierte.

Etliche Deutsche im Dritten Reich wurden aufgrund ihrer menschenverachtenden Versuche und Experimente an Lagerinsassen verfolgt und gerichtet. Das namhafteste Beispiel hierfür ist Dr. Josef Mengele. Seine Versuche oder besser gesagt Verbrechen im Namen der Wissenschaft und des Dritten Reiches suchen seinesgleichen. Aber auch die USA, die als Ankläger den „Nazi-Kriegsverbrechern“ den Prozess gemacht haben, tragen selbst keine blütenreine Weste.

Archivstudien einer Professorin für Medizingeschichte am Wellesley College in Massachusetts haben ergeben, dass Ärzte des amerikanischen Gesundheitsdienstes von 1946 bis 1948 in Guatemala skandalöse medizinische Experimente durchführten. Und das mit der Unterstützung der panamerikanischen Gesundheitsbehörde und dessen Regierung. Das Ganze fand kaum ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs statt, während sie selbst in Nürnberg Nazikriegsverbrechern den Prozess machten. Der Grund der Versuche war das damals neue Antibiotikum Penicillin. Dies sollte zur Prävention und Heilung von Geschlechtskrankheiten verwendet werden. Tierversuche brachten keine befriedigenden und klärenden Ergebnisse für die Forscher. Also entschloss man sich, das Medikament an Menschen zu testen. So wurden absichtlich mit Syphilis infizierte Prostituierte auf Strafgefangene und Soldaten losgelassen, um den Virus auf diese zu übertragen. Ist eine Infektion ausgeblieben, wurden auch unwissende Versuchspersonen über Wunden mit Spritzen infiziert. Mind. eine der infizierten Personen starb an den Versuchen. Insgesamt waren ca. 700 Personen von den unfreiwilligen Experimenten in Guatemala betroffen, an denen das neue Penicillin als Erstversuch bei Menschen getestet wurde.

Die Forschungsergebnisse der US-Professorin wurden in einer Fachzeitschrift veröffentlicht und der Regierung unterbreitet. Nun wurde darauf reagiert und der Dialog mit der Regierung in Guatemala gesucht. US Präsident Barak Obama und Staatssekretärin Clinton sprachen dem Gesundheitsministerium Sebelius eine offizielle Entschuldigung aus und bedauerten das Geschehen vor über 60 Jahren in Guatemala: „Man bedauere zutiefst, dass im Namen der öffentlichen Gesundheit diese nicht ethische Forschung betrieben wurde.“

Guatemala selbst akzeptierte die Offenheit der amerikanischen Regierung und titulierte diese Experimente als Verbrechen gegen die Menschheit. Dabei ließ er offen, ob Guatemala eine internationale Klage gegen die USA erheben wird. Bereits jetzt werden Stimmen von Menschenrechtsorganisationen laut. Diese fordern für die Betroffenen und deren Familien dementsprechende Entschädigungen von den USA.