VON RICHARD KEHL | 13.06.2011 16:00

Oprah Winfrey: Eine Medienkönigin dankt ab

Die mittlerweile 57-jährige Afroamerikanerin ist die erste Selfmade-Milliardärin in den Vereinigten Staaten. Mit ihrer eigenen Produktionsfirma HARPO und ihrer wöchentlichen Talkshow fesselte sie mit brisanten Themen Millionen von Zuschauern in über 105 Ländern vor die Bildschirme. Jetzt stellt sie ihr Talkshowformat in ihrem Medienimperium ein.

Die Wassermannfrau Oprah Winfrey wurde am 29. Januar 1954 in Kosicuisco in Mississippi in den USA geboren. Ihr Weg zur ersten afroamerikanischen Milliardärin war steinig, doch letztendlich konnte sie ihren amerikanischen Traum verwirklichen. Dabei verlief ihre Kindheit alles andere als unbeschwert: Sie wurde als uneheliche Tochter minderjähriger Eltern geboren, wurde laut eigenen Angaben im Alter von 9 Jahren sexuell missbraucht, mit 15 Jahren unfreiwillig schwanger. Ihr Kind verstarb kurze Zeit nach der Geburt. Zudem war sie süchtig nach Drogen und Essen. Gerade durch diese tragische Vorgeschichte genießt sie bei ihren Fans hohes Ansehen, Kultstatus, Vorbildfunktion und eine hohe Glaubwürdigkeit.

Als afroamerikanische Nachrichtensprecherin legte sie den Grundstein in Baltimore/Maryland für ihre künftige journalistische Karriere. 1983 wechselte Oprah Winfrey von der Nachrichten- zur Talkshowmoderatorin und zog von Maryland nach Chicago. Ihre erste Talkshow wurde am 2. Januar 1984 ausgestrahlt - die Geburtsstunde von Oprah Winfrey als Talkmasterin. Der Grundstein für ihr künftiges Medienimperium war gelegt: Die Sendung war so erfolgreich, dass Oprah Winfrey später beschloss, ihre eigene Produktionsfirma HARPO zu gründen. In über 100 Ländern konnte man ihre Talkshow, die später nur noch Oprah genannt wurde, sehen. Sie erreichte damit ca. 21 Millionen Zuseher. Der Erflog führte auch zu Ausflügen in die Schauspielerei: 1985 wurde sie als beste Nebendarstellerin in Steven Spielbergs „Die Farbe Lila“ für den Oscar nominiert. Seit 20 Jahren ist sie mit dem Unternehmer Stedman Graham liiert.

Mit ihrer Produktionsfirma HARPO und ihrem eigenen Fernsehsender Oxygen hat sich Oprah Winfrey ein Medienimperium aufgebaut, das seinesgleichen sucht. Aufgrund ihrer Vorgeschichte lud sie in ihre Talkshow Personen ein, die ähnliche soziale oder tragische Schicksale wie sie selbst mit sich brachten. Oprah Winfrey begann sich immer mehr für wohltätige Zwecke einzusetzen und wurde in ihrem eigenen Medienimperium zur Medienheldin der Nation. Ihre Fans vergöttern sie und haben einen dementsprechenden Kult um Oprah geschaffen. Ihr Einfluss auf die Bevölkerung durch ihre Popularität brachte ihr aber auch Kritik ein. Mehrmals wurde ihr eine parteiische und zu unkritische Haltung bei politischen Gästen vorgeworfen. Auch zur Präsidentenwahl von Barack Obama trug sie ihren Teil bei.

2009 kündigte Oprah Winfrey erstmals an, ihr Talkshow-Format einzustellen. Am 25. Mai 2011 war es dann soweit: Ihre Talkshow lief das letze Mal. Ihr Talkshow-Format löste weltweit eine Welle an Talkshowformaten aus und wird vermutlich auch weiterhin kopiert werden.