VON RICHARD KEHL | 22.08.2011 17:31

Exit: Trojaner-T-Shirts infiltrieren die rechte Szene

Neonazis rissen dem Konzertveranstalter kostenlose T-Shirts mit Totenkopf und nationalsozialistischer Message aus den Händen. Was die Besucher nicht wussten: Nach dem ersten Waschgang kam die wahre Botschaft zum Vorschein.

Um die 600 Neonazis besuchten Anfang August 2011 das NPD Musikfestival "Rock für Deutschland" in Gera. Die Stadt befindet sich im Osten Deutschlands und ist durch nationalsozialistische Aktivitäten bereits öfters in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Das von der NPD ausgerichtete Festival "Rock für Deutschland" sollte erneut dafür sorgen, Besucher des Festivals ins rechte Lager zu locken.

So war der Veranstalter auch dankbar, als er durch einen Mittelsmann kostenlose T-Shirts bekam, die er an die Besucher des Rock-Festivals verschenken konnte. Die Trojaner-T-Shirts kamen bei den Besuchern gut an: ein Totenkopf und die Aufschrift "Hardcore - Rebellen - National und Frei" zierten das gute Stück. Allerdings dürfte die Freude am neuen T-Shirt nicht von langer Dauer gewesen sein: Nach dem ersten Waschgang wird das Motiv und die Aufschrift einfach weggewaschen und der eigentliche Trojaner kommt zum Vorschein - die Nachricht: „Was Dein T-Shirt kann, kannst Du auch - Wir helfen Dir, Dich vom Nationalsozialismus zu lösen“. Dazu die Kontaktdaten der Berliner Aussteiger-Initiative gegen Rechtsextremismus "Exit".

Die Organisation "Exit" hilft seit einem Jahr Personen, die aus der rechten Szene aussteigen wollen. 250 dieser Trojaner-T-Shirts wurden von "Exit" eingeschleust und unter den Besuchern des Festivals "Rock für Deutschland" verteilt. Die Trojaner-T-Shirts wurden als Kleiderspende an die NPD für dieses Konzert geschickt. Die Veranstalter nahmen die getarnte Propaganda-Spende dankend an und verteilten sie plangemäß. Nachdem die ersten gewaschenen Trojaner-Shirts mit neuer Nachricht zum Vorschein gekommen sind, sorgte das für jede Menge Gesprächsstoff - vor allem in rechtsradikalen Reihen und Internetforen. Die Aktion war laut Aussage von "Exit" ein voller Erfolg. Erstmals ist es "Exit" gelungen, eine große Anzahl von Rechtsradikalen zu unterwandern und direkt anzusprechen. Die Aktion sorgte für dementsprechende Aufmerksamkeit in den Medien. Selbst die Fachzeitschrift "Werben und Verkaufen" berichtete über diesen genialen Guerilla-Marketing-Schachzug.

Finanziert wurde diese Unterwanderungs-Idee von einem Hamburger Marketing-Experten, der allerdings nicht in der Öffentlichkeit genannt werden will. Die Idee, mit versteckten Botschaften Marketing zu betreiben, wird sicherlich noch seine Runde machen und wer weiß - vielleicht gibt auch bald von UNI.DE ein Trojaner Shirt für unsere Studenten mit einer geheimen Botschaft?

Mehr Infos findest du unter Exit-Deutschland