VON CHARLOTTE MEYER | 14.07.2015 15:06

Die deutsche Energiewende – ein Beispiel ohnegleichen?

Seit der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 war man sich in der Politik in Deutschland einig – Atomstrom hat keine Zukunft. Nachdem unter der rot-grünen Regierung 1998 – 2005 Kernelemente der Energiewende wie Ökosteuer, Förderung von erneuerbaren Energien und Atomausstieg auf den Weg gebracht wurden, gab dieses traurige Ereignis in Japan auch den liberalen und konservativen Parteien den Anstoß, der Energiewende zuzustimmen. Deutschland ist allerdings mit seinem Energiewende-Programm nicht alleine, auch andere Länder treiben die Entwicklung voran, um den Technologie-Wettbewerb nicht zu verlieren. UNI.DE hat genauer hingeschaut.


Deutschland ambitioniert

Im Juni 2014 wurde in Deutschland mit der Reform des Erneuerbare Energien Gesetzes der erste Schritt getan, um die Energiewende dingfest zu machen. In einer 10-Punkte-Energie-Agenda sind in einem Zeitplan bis 2016 weitere Vorhaben der Bundesregierung für die aktuelle Legislaturperiode festgelegt. Die darin aufgelisteten Punkte bedeuten zusammengefasst eine komplette Umstellung der Energielandschaft in Deutschland. Punkte sind zum Beispiel der Ausbau der Übertragungsnetze, damit der Strommarkt effizienter wird und erneuerbare Energien besser integrieren kann und dass europäische Strommärkte stärker zusammenwachsen sollen. Deutschland ist in seinen Zielen dabei ambitionierter als die übrigen Staaten der Europäischen Union: Während man sich EU-weit verpflichtet hat, bis 2020 die CO2-Emissionen um 20% zu reduzieren, sollen es im gleichen Zeitraum in Deutschland 40% werden.

China unter der Glocke

Entwicklungsländer ziehen nach, USA und China wichtige Nationen

Doch nicht nur in Deutschland, sondern weltweit werden erneuerbare Energien massiv ausgebaut. 2012 etwa war mehr als die Hälfte der neu installierten Stromerzeugungskapazitäten erneuerbaren Ursprungs und besonders Photovoltaik hat daran erhebliche Anteile. Vor allem in Entwicklungsländern ist der Anteil an Investitionen in erneuerbare Energien deutlich angestiegen und erreichte 2012 mit 112 Milliarden fast das Niveau der 132 Milliarden in den Industriestaaten. Dieser starke Anstieg hängt besonders mit den gefallenen Investitionskosten zum Beispiel für Solarstrom oder Windenergie zusammen. Diese sind seit 2005 um 80%, beziehungsweise um 60% gefallen. Doch nicht Deutschland, sondern die USA sind mittlerweile technologisch bei Solar-Großkraftwerken und Windenergieanlagen führend. Darüber hinaus legt auch China stark nach: So stiegen 2014 im Vergleich zum Vorjahr die Investitionen in Windenergie global um 40%, wovon China fast die Hälfte ausmachte.

Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft: Beispiel Elektromobilität

Wenn Deutschland also im technologischen Wettbewerb um die effizientere und nachhaltige Nutzung von Energie mithalten möchte, muss ordentlich nachgebessert werden. Auch ein Standbein der deutschen Wirtschaft, die Automobilindustrie, muss sich auf die Umschwünge des Markts durch die neue Energiepolitik einstellen. Nicht nur, dass durch CO2-Vorgaben die konventionellen Diesel- und Benzinmotoren zurückgedrängt werden, sondern auch auf den neuen Bereich der Elektromobilität muss man sich einstellen. In Kalifornien etwa verkauft der Elektroautohersteller Tesla bereits mehr Spitzenklassenautos als jeder deutsche Autobauer. Und auch in China gibt es einen großen Aufschwung in der Produktion von Elektrowagen. Dass deutsche Autohersteller im konventionellen Bereich vorne sind, spielt für die Elektromobilität keine Rolle. Hier werden die Karten neu gemischt und wer die elaborierteste, marktfähige E-Technik anbietet, wird sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen können. Das steigende, globale Bewusstsein für den Wandel des Klimas hat also jetzt Konsequenzen auf sämtliche Bereiche der Wirtschaft. Das gesamte Energiesystem, das sich auf der Basis von fossilen Brennstoffen entwickelt hat, ist nicht mehr gültig und mit der Energiewende wurde ein Pilotprojekt mit ungewissem Ausgang für die deutsche Wirtschaft gestartet. Schade, dass erst so ein Fall wie Fukushima passieren musste, damit man dieses Projekt in die Tat umsetzen konnte.