VON CLEMENS POKORNY
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24.05.2013 14:46
Efterskole: Fortschrittliches Schulmodell aus Tradition
Was für manche deutschen Schüler ein Jahr im Ausland ist, ist für dänische Jugendliche der meist nur einjährige Besuch einer „Efterskole“, einer „Nachschule“. Die in Dänemark bis heute populäre Schulform kann zu denjenigen reformpädagogischen Ansätzen gezählt werden, die durch die Tradierung fortschrittlicher Prinzipen noch immer erfolgreich sind.
Eine Schule, in der die Lehrer ausdrücklich von ihren Schülern lernen? Ein Internat ohne Noten und Prüfungen? Ein Bildungsangebot, das man meist nur ein Jahr lang wahrnehmen kann? Das alles macht die dänische „Efterskole“, zu Deutsch „Nachschule“, aus.
Im 19. Jahrhundert trafen nachhaltig von aufklärerischen Ideen geprägte Menschenbilder auf neue philosophische und weltanschauliche Lehren oder auch Nationalstaatsbewegungen. Daraus gingen reformpädagogische Ansätze hervor, die Bildung und Schule vom Kind her dachten. In Dänemark begründeten der Pädagoge Christian Kold und der Theologe und Gelehrte Nikolai Frederik Severin Grundtvig mit der Efterskole ein solches Modell.
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Ihnen war aufgefallen, dass es in Dänemark auf dem Land zu wenige Bildungsstätten gab. Dem begegnete bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die sogenannte
Heimvolkshochschulbewegung, die die Idee der Volkshochschule auch in die Kleinstädte und Dörfer trug und – im Unterschied zur normalen Volkshochschule – mit der Form mehrtägiger Seminare und Fortbildungen verband. Aus dem gleichen Geist heraus entstand 1851 auf Fünen die erste Schule, die auch den Sprösslingen der Landbevölkerung Unterricht über die 7. Klasse, mit der damals die Schulpflicht in Dänemark endete, hinaus ermöglichte („Nach-Schulen“).
Nach dem Grundsatz des „lebendigen Wortes“ sind es dort Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren, die ihren Lehrkräften Fragen stellen und nicht umgekehrt. Prüfungen und Noten gibt es traditionell nicht, weil diese als den Prinzipien des lebendigen Wortes, des (von jeglichen unnötigen Zwängen) freien Unterrichts und der Entwicklung des „ganzen Menschen“ hinderlich betrachtet werden. Schüler und Lehrer bilden eine Internatsgemeinschaft in gegenseitigem Respekt und liberalen Grundüberzeugungen, die auch in einem breiten Freizeitangebot Ausdruck findet und meist nur ein Jahr lang bestehen bleibt.
Das hat verschiedene Gründe. Erst seit 1930 erhalten Efterskolen staatliche Zuschüsse, und bis heute müssen die Eltern der etwa 25.000 an den rund
250 Efterskolen in Dänemark und
Südschleswig lebenden Schülern Schulgeld zahlen – das können sich wohl viele nicht länger als ein Jahr leisten. Vor allem aber gibt es oft keinen festen Lehrplan, der in einer festgelegten Zeit von mehreren Jahren abgearbeitet werden müsste. Allerdings haben sich mittlerweile viele Nachschulen an das staatliche dänische Schulwesen angepasst und orientieren ihre Unterrichtsinhalte an diejenigen öffentlicher Schulen, teilweise haben sie sogar Leistungsmessungen und Zensuren eingeführt. Auch nordisch-nationalistisches Gedankengut ist verständlicherweise weitgehend bis vollständig aus den Efterskolen verbannt, war jedoch – wie auch die anderen Prinzipien der Nachschulen – nie verbindlich, weil Grundtvig und Kold keine schriftlichen Anweisungen hinterlassen haben und die einzelnen Schulen schon immer recht autonom waren. Wie sie auch immer ausgestaltet sind: Seit 1976 haben die Efterskolen wieder regen Zulauf bekommen, und angesichts der Zustimmung, die das Schulmodell u.a. in
Blogs seiner Zöglinge erfährt, scheinen sie auch weiterhin eine Zukunft zu haben – aus Tradition pädagogisch fortschrittliche Schulen.