Job & Karriere

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Heiteres Berufe-Raten

Mit wohlklingenden, aber unverständlichen Berufsbezeichnungen um Mitarbeiter zu werben, ist auf dem Stellenmarkt üblich. Eine Rückbesinnung auf die deutsche Sprache ist zwar zu beobachten. Ganz wollen sich Unternehmen nicht von Anglizismen trennen.

Heiteres Berufe-Raten – das gab es einst im deutschen Fernsehen. Über 30 Jahre moderierte Robert Lembke die Sendung mit den berühmten "Schweinderln". Nach seinem Tod führten mehrere Nachfolger das Quiz weiter, bis das Format 2005 schließlich abgesetzt wurde. Vielleicht, weil man spätestens zu diesem Zeitpunkt zum Berufe-Raten gar keine TV-Sendung mit Moderator mehr brauchte.

Kann man als Gärtner ein Plant Manager werden?

Ein Blick ins Internet oder in den Stellenteil der Tageszeitungen lieferte und liefert bis heute Ratestoff in Hülle und Fülle: Schicke Anzeigen werben um Customer Support Representatives, Front Office Manager, Field Operator und Business Analysts. Dem geneigten Leser stellt sich da schnell die Lembke-Frage: Was bin ich? Und: Kann ich mich mit meiner Gärtnerausbildung auf die Stelle als Plant Manager bewerben? Oder besser nicht?!

Als "einen Strudel, in dem man offenbar mitschwimmen musste, um modern zu wirken", hat Mark Leiblein, Inhaber der Münchener Namensagentur Namestorm den Schwall englischer Berufsbezeichnungen erlebt. Wer englisch inseriert, will zeigen: Wir sind am Puls der Zeit, wir sind ein international agierendes Unternehmen.

Problematisches wird aufpoliert

Die neuen Titel dienen außerdem dazu, Tätigkeiten "aufzupolieren". Statt einer (gewöhnlichen) Friseurin wird ein (flippiger) Hair Stylist (m/w) gesucht. Der (altbackene) Hausmeister sieht sich lieber als (jugendlich-dynamischen) Facility Manager. "Sobald eine Bezeichnung problematisch wird, versucht man sie durch eine Umbenennung aufzuwerten.

"Englisch erscheint hier vielen als Ausweg", beschreibt der Sprachwissenschaftler Professor Helmut Glück dieses Phänomen. Allerdings, so Glück, sei der erwünschte Effekt zumindest bei den Bessergebildeten inzwischen weitgehend verflogen. Hinzu kommt die Wirtschaftskrise, der Beobachter ebenfalls einen Einfluss auf die Sprache zuschreiben. "Seit etwa zwei Jahren wird man mit einem 'Banker' nicht mehr gerne gesehen", formuliert es Glück vorsichtig.

Rückbesinnung aufs Deutsche

Auch Namensexperte Mark Leiblein beobachtet bei seinen Kunden immer häufiger eine Einstellung, die er als "Rückbesinnung auf die Heimat" beschreibt. Einige Auftraggeber haben ihn bereits darauf hingewiesen, dass der zu findende Name "gerne auch deutsch" sein könne, andere forderten dies sogar ausdrücklich. Tatsächlich scheint in den deutschen Chefetagen die Sensibilität für den Gebrauch der Muttersprache wieder zu wachsen. Das macht sich auch bei der Werbung um Bewerber bemerkbar.

Statt der lange Zeit allgegenwärtigen "Manager", werden in den aktuellen Anzeigen auch Personalleiter, Betriebsleiter und Geschäftsführer gesucht. Neben "Consultants" sind auch ihre Pendants, die Berater, wieder gefragt.

Viele Unternehmen können von Anglizismen nicht lassen

Dennoch: So richtig können viele Unternehmen von den Anglizismen nicht lassen, was nicht selten zu einem bizarren Sprach-Misch-Masch führt: Medizinprodukteberater werden in einer ansonsten auf Deutsch formulierten Anzeige aufgefordert: "Join our mission".

Ein "Head of Region Operations" soll eine "Hands-on-Mentalität" mitbringen. Und besonders sprachbegabt sollte der angehende "Finance Director Europe Industrial" bei einem Hersteller von Vliesstoffen sein: "Gemeinsam mit seinen Standortcontrollern" stellt er den "Forecast und das Gruppenreporting sicher" und "optimiert das Working Capital Management"…

Sprache nicht gesetzlich regeln

Gesetzliche Vorschriften wie etwa in Frankreich, wo ausschließlich in französischer Sprache geworben werden darf, sind bei uns tabu: "In Deutschland darf der Staat die Sprache nicht reglementieren", sagt Professor Helmut Glück. Sprache regle sich über den Gebrauch.

"Es hilft nur das gute Vorbild." Ein großes Unternehmen etwa, das bewusst und ausschließlich in Deutsch inseriert, könnte seiner Meinung nach gegebenenfalls eine Art Initialzündung auslösen. Doch selbst wenn es diesen Vorreiter irgendwann geben sollte: Eine komplette Rückkehr zu den ursprünglichen Bezeichnungen, zu Abteilungsleitern und Finanzbuchhaltern, erscheint angesichts der Sprachentwicklung unrealistisch.

Das Berufe-Raten geht weiter

Ohnehin fände Mark Leiblein ein solches Wiederauflebenlassen alter Titel nicht attraktiv. Sein Vorschlag: Neue Wortzusammensetzungen kreieren, die gut klingen, verständlich sind und die Bewerber neugierig machen. Das würde ebenso für die alten Berufsbezeichnungen funktionieren wie für die neuen, die aus dem englischsprachigen Raum übernommen und nie eingedeutscht wurden. Aber Leiblein weiß auch, dass dies ein mühseliger Prozess ist, der einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte – Zeit, in der alle Jobsuchenden heiter weiter raten dürfen: Welches Schweinderl hätten’s denn gern…?

Von Nicole Pollakowsky MONSTER.DE

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