Der Spruch „Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum“ hat eine eindeutige Botschaft: Personen, die ihren Träumen nachhängen, sind unglücklicher als Personen, die sich auf den Moment konzentrieren. Eine Studie mittels der iPhone Applikation „Track your Happiness“ hat das möglich gemacht, woran traditionell psychologische Methoden bisher gescheitert sind: sich regelmäßig in den Tagesablauf von Menschen einzuschalten.
Leiter der Studie war der US-Wissenschaftler Matthew Killingsworth mit seinem Kollegen Daniel Gilbert von der Harvard Universität im US-amerikanischen Cambridge. Sie sehen ihre Forschungsergebnisse als hochbedeutend an und behaupten, Tagträume oder seine Gedanken schleifen zu lassen, kann primär unglücklich machen. Belegt wurde diese These aus einer Studie mit ca. 2250 erwachsenen Teilnehmern. 47% davon gaben an, mit ihren Gedanken nicht immer ganz bei der Sache zu sein, mit der sie sich im jeweiligen Augenblick beschäftigten.
Die Applikation „Track your Happiness“ oder zu deutsch „Verfolge deinen Glückszustand“, mit der die Studie durchgeführt wurde, forderte den Benutzer dreimal am Tag auf, seine aktuelle Gefühlslage zu kommentieren. Dabei wurde auch abgefragt, ob man sich momentan auf eine bestimmte Sache konzentrierte oder die Gedanken schleifen ließ. Das Ergebnis der Studie ist eindeutig und wurde im Fachmagazin „Science“ veröffentlicht: Tagträume machen primär unglücklich.
Die Studie bezog sich nicht nur auf die Arbeitszeit oder einen bestimmten Moment, sondern auf den gesamten Alltag, sprich Einkaufen, Arbeit, Feierabend und auch nächtliche Aktivitäten waren inbegriffen. Überraschenderweise lassen beim Sex die wenigsten Menschen ihre Gedanken wandern, die Zahl fiel hier unter 30%. Am häufigsten flogen mit über 50% Gedanken beim Zähneputzen oder vergleichbaren automatisierten Tätigkeiten umher.
Die Teilnehmer gaben dabei an, sich eher unglücklich zu fühlen, wenn Gedanken oder Emotionen freier Lauf gelassen werde. Somit kommt man zum Schluss, dass für Tagträume eine unglückliche Stimmung größtenteils mitverantwortlich ist. Auch gute Stimmung kann man, laut Matthew Killingsworth und Daniel Gilbert, einigen Tagträumen zuschreiben. Allerdings ist hier der Anteil sehr gering. Wer dagegen eine neutrale Stimmung vor einem Tagtraum hatte, war anschließend auch unglücklicher gelaunt als zuvor. Unangenehme Tagträume entsprachen einem Stimmungsabfall von 20 Punkten auf einer Skala von Null bis 100, welche den Teilnehmern zur Beurteilung ihrer jeweiligen Stimmung zur Verfügung stand.
Tagträumen komplett auszuweichen oder dagegen anzukämpfen, ist allerdings auch keine Lösung. Zwar war die iPhone Studie ein entscheidender Schritt der Forschung, Ursache und Wirkung von Tagträumen müssen jedoch noch genauer erforscht werden. Labor-Experimente haben auch andere Ergebnisse hervorgebracht, so Jonathan Smallwood von der University of California. Sieht man zum Beispiel einen traurigen Film, wandern Gedanken mehr um umher als sonst. Die Ironie an Tagträumen: Gedanken, die umherschweifen, bringen auch Neues hervor.