In vielen Dritte-Welt-Ländern sind Kinder nach wie vor die Versorger der Eltern. Im Gegensatz zu Deutschland werden dort zahlreiche Kinder gezeugt, damit diese später ihre Eltern und Großeltern versorgen können. Ähnlich hat es sich auch mit unserem Generationenvertrag hierzulande lange verhalten, bezüglich der Altersversicherung. Doch während unser Planet von einer Überbevölkerung betroffen ist, sind die Deutschen vom „Aussterben“ bedroht - der Generationenvertrag funktioniert so nicht mehr.
Aber warum gewöhnen sich immer mehr Deutsche das Kinderkriegen ab? Sind daran vielleicht auch der widerlegte Mythos vom Elternglück und die Glücksforschung daran schuld? Viele Deutsche setzen aus Zukunftsängsten, ihrer Freiheit zuliebe oder aus Kostengründen immer weniger Kinder in die Welt. Der Wunsch nach Nachwuchs sichert einerseits die Nachkommenschaft, bedeutet aber auch Arbeit.
Diese Arbeit wollen sich immer weniger Paare aufhalsen, schließlich hält das Leben mit Kindern viele Prüfungen bereit: durchwachte Nächte, stinkende Windeln, schreiende Kinder im Supermarkt, auf dem Spielplatz, ein eingeschränktes Liebesleben, rebellierende Teenager und nicht zu vergessen die Kosten, die ein Kind generell verursacht.
Die empirische Glücksforschung hat ermittelt, dass Eltern - in der Regel - emotional mehr belastet sind als kinderlose Paare. Kinderlose Paare seien mit ihrem Leben und ihrer Beziehung zufriedener. Trotzdem reden Paare mit Kindern unentwegt vom Elternglück. Psychologen behaupten dagegen, dieser Begriff sei eine Einbildung. Man redet sich hier Dinge schön. Ähnlich wie bei einem überteuertem Kauf eines Gegenstands, bei dem man im Nachhinein behauptet, Qualität muss eben teuer sein.
Um den Mythos vom Elternglück zu widerlegen, führten die Psychologen Eichard Eibach und Steven Mock an der kanadischen University of Waterloo eine Studie durch, welche 2011 im Fachmagazin „Psychological Science“ veröffentlicht wurde. Es wurden 80 Väter und Mütter getestet, die mindestens ein minderjähriges Kind betreuten. Zum einen wurden sie auf die Kosten hingewiesen, zum anderen auch darauf, dass Kinder die Eltern im Alter finanziell unterstützen könnten. Der Test ergab, dass die Gruppe mit den hingewiesenen Kosten sich unwohler fühlte als die andere Gruppe, sich aber dafür als Eltern besser identifizieren konnten und auch ihre Freizeit lieber mit ihren Kindern als anderweitig verbrachten.
Für die Forscher ist das Ergebnis ein klarer Beweis dafür, dass hier die höher empfundenen Erziehungskosten mit guten Emotionen kompensiert werden - das Elternsein idealisiert wird. Vor allem in Zeiten, in denen alles teurer und auch Kinder haben immer mehr zum Luxus wird. Ein Paradox für sich: Je schwieriger die Zeiten oder die Umstände sind, desto mehr scheinen Eltern motiviert zu sein, kinderlose Paare zum Kinderkriegen zu überreden, indem sie unentwegt vom Elternglück schwärmen.