VON JULIA ZETZ | 05.08.2014 10:55

Studis starten durch - Start-Up schon während des Studiums?

Die Zeit des Studierens ist heute für viele nicht nur eine Zeit des Lernens, sondern auch Gelegenheit, sich beruflich zu orientieren. Wir vernetzen uns, lernen Menschen kennen und entwickeln Ideen. Und einige Studenten nutzen diese Zeit um schon jetzt beruflich durchzustarten und gründen im Studium ein Unternehmen. Die Ideen reichen von Erfolgsgeschichten wie der Produktion von individuellem Müsli bis hin zu Millionengeschäften wie Zalando. Doch ganz egal ob Nischenidee oder Einstieg in das internationale Geschäftsleben, es gibt zahlreiche Dinge, die beachtet werden müssen. Von der Gewerbeanmeldung, über Finanzierungsmöglichkeiten bis zum Jahresabschluss zeigt euch UNI.DE auf was ihr achtet müsst.


Schritt 1: Wo muss ich mein Unternehmen anmelden?

Bevor man darüber nachdenken muss, wo man sein Unternehmen anmeldet, muss man zuerst klären, ob man eine gewerbliche oder eine selbstständige Tätigkeit ausführt. Den Unterschied zu erklären ist nicht ganz einfach, aber grundsätzlich kann man sich Folgendes merken: Wer mit seinem geistigen Eigentum Geld verdient, ist selbstständig, wer Rohstoffe und andere Materialien zur Fertigung braucht, der hat ein Gewerbe.

Überblick: Rechtsformen

Der erste Schritt besteht darin, sein Unternehmen beim Finanzamt anzumelden. Dazu müsst ihr ein mehrseitiges Formular ausfüllen und es bei eurem zuständigen Finanzamt einreichen. Hier geht’s zum Formular.

Habt ihr ein Gewerbe, muss das noch beim zuständigen Kreisverwaltungsreferat (KVR) gegen eine kleine Gebühr angemeldet werden.

Oft macht es Sinn, eine sog. Kleinunternehmertätigkeit anzumelden, das befreit von der Abgabe einer Umsatzsteuervoranmeldung. Kleinunternehmer ist derjenige, der im ersten Jahr nicht mehr als 17.500 Euro und im Jahr darauf nicht mehr als 50.000 Euro verdienen wird.

Schritt 2: Versicherungen

Wer ein Unternehmen führt, muss sich auch gegen einige Risiken versichern. Dazu gehören eine Betriebshaftpflichtversicherung und eine Rechtschutzversicherung. Je nach Tätigkeit kann das auch ganz schön teuer werden. Hinzu kommt unter Umständen ein Problem mit der Krankenversicherung, denn viele Studenten sind noch familienversichert. Hier lohnt es sich im Vorfeld zu klären, ob es Verdienstgrenzen gibt. Gleiches gilt auch für Studenten, die selbst oder deren Eltern noch Kindergeld oder Bafög beziehen.

Schritt 3: Finanzierung

Wer großes vorhat, der braucht auch das nötige Kleingeld. Besonders dann, wenn es ein produzierendes Gewerbe ist. Als Student verfügen die Wenigsten über finanzielle Ressourcen, deshalb gilt es sich einen Finanzierungsweg zu überlegen. Ein Bankdarlehen scheidet meistens auch aus. Ein guter Weg seine Ideen zu finanzieren sind die sog. Business Angels. Sie sorgen für das nötige Kapital und stehen auch beratend zur Seite. Im Gegenzug dafür sind sie an dem Unternehmen beteiligt und erhalten einen kleinen Anteil am Gewinn.

Schritt 4: Kundenakquise vs. Zeitaufwand vs. Ertrag

Wer ein Unternehmen gründet, der muss viel Zeit investieren. Das ist nun keine grundlegende Neuigkeit, dennoch wird gerade die Kundenakquise bei vielen unterschätzt. Grundsätzlich gilt bei einer Neugründung die Regel: 70 Prozent der Zeit geht für die Kundenakquise drauf. In dieser Zeit macht man natürlich auch keinen Umsatz und man hat keine Zeit für die Uni zu lernen.

Schritt 5: Scheinselbstständigkeit

Besonders am Anfang ist der Kundenstamm noch nicht besonders groß. Das ist grundsätzlich auch kein Problem, aber wer über einen längeren Zeitraum nur einen Kunden hat, dem droht die Scheinselbstständigkeit. Und das kann schwere finanzielle Folgen haben. Stellt das Finanzamt oder ein Sozialversicherungsträger fest, dass man nur für einen Kunden arbeitet, führt das dazu, dass Steuern und Sozialversicherungsbeiträge nachgezahlt werden müssen.

Schritt 6: Kostenplanung

Wer ein eigenes Unternehmen führt, der muss auch mit einigen Kosten rechnen. Ein besonders großer Posten ist neben den Versicherungen, der Steuerberater. Er berät nicht nur während der Gründungsphase, sondern erstellt auch die Buchhaltung, die Lohnabrechnungen und am Ende des Jahres alle nötigen Steuererklärungen und den Jahresabschluss. Insgesamt kann das mehrere hundert Euro im Jahr kosten.

Während dem Studium ein Unternehmen zu gründen ist nicht weniger risikoreich als später, dennoch müssen Studenten, die ihre eigenen Chefs werden möchten, auch einige Hürden nehmen. Wer mit seiner Geschäftsidee erfolgreich ist, der hat nach dem Studium nicht nur einen akademischen Abschluss, sondern auch ein eigenes Unternehmen.