VON JULIA ZETZ | 12.07.2012 17:22

Quereinsteiger - Wer nicht mehr will, der muss nicht

Studium beendet und dann? Viele junge Menschen stehen vor der Frage: Was will ich und will ich wirklich das werden, was ich studiert habe? Quereinsteiger sind in vielen Branchen gefragt.



Sina ist heute 28 Jahre alt. Studiert hat sie BWL, wenn es nach ihren Eltern ginge, hätte sie Steuerberaterin werden sollen. Heute wohnt Sina in einer Dreizimmer-Eigentumswohnung, fährt ein schickes Auto und liebt ihren Beruf. Sina ist nicht Steuerberaterin geworden, seit zwei Jahren ist sie selbstständig, in der Internetbranche.

Berufswahl verfehlt und dann?

Was soll aus mir werden?

Im Durchschnitt ist man etwa 18 Jahre alt wenn man sich entscheiden soll was man den Rest seines Lebens tun soll. Man entscheidet sich für ein Studium oder einen Beruf. Vielen ergeht es wie Sina, sie werden von den Eltern bei der Berufs- oder Studienwahl beeinflusst. Am Ende des Studiums kommt auf einmal die Frage auf „Will ich das überhaupt?“.

Für die Lösung des Problems gibt es nur zwei Wege: Neues Studium oder der Einstieg in den Wunschberuf als Quereinsteiger. Sina hat ihre Chance genutzt und hat damit Erfolg. „Ich bin da über ein Praktikum reingekommen, das ich nach meinem Studium gemacht habe“, sagt Sina. Ihr Interesse am Berufsfeld Internet hat sich schon während des Studiums heraus kristallisiert. Ihre erste eigene Webseite hat sie im zweiten Semester erstellt, eigentlich nur so aus Spaß. Aus diesem Spaß ist eine Leidenschaft entstanden.

Quereinsteiger gesucht

Gerade in der Internet- und Medienbranche sind Quereinsteiger nicht nur gesucht, sondern auch sehr gefragt. Unternehmen schätzen Mitarbeiter, die aus anderen Branchen kommen und nicht nur anderes Wissen, sondern auch andere Sichtweisen mitbringen. „Mir hat mein BWL-Studium viel geholfen“, sagt Sina „meine Chefs finden es gut, dass ich Dinge ganz anders sehe als sie.“. Als Quereinsteiger hatte es Sina aber nicht immer leicht, Mitarbeiter, die schon länger in Unternehmen waren, standen ihr skeptisch gegenüber. „Aber was hätte ich machen sollen, es gibt ja keine Ausbildung zur Kauffrau für Internet“, so die 28-jährige.

Motivation ist alles

Ist man erst mal zu der Erkenntnis gekommen, dass man den falschen Beruf gewählt hat, dann ist es an der Zeit zu handeln. Wer sich nicht sicher ist, was er künftig tun möchte, der tut gut daran, erst mal seine Kompetenzen und Fähigkeiten zu checken. Hierfür gibt es viele Anbieter, die mit gezielten Fragen bei der Berufswahl helfen.

Hat man sich für einen neuen Beruf entschieden, ist Engagement gefragt. Die Erwartungshaltung sollte aber nicht zu hoch sein, denn oft kommt man als Quereinsteiger nur über Praktika oder freie Mitarbeit in den Beruf. „Ich war einfach motiviert und wollte unbedingt in dieser Firma Fuß fassen“, sagt Sina. Oft habe sie abends und am Wochenende Bücher gewälzt um sich selbst viel Wissen anzueignen. Diese Motivation ist auch gefragt, denn Quereinsteiger müssen sich erst mal im Wunschberuf beweisen und zeigen, dass sie in der Lage sind, genauso effektiv zu arbeiten wie ihre Kollegen.

Wer in jungen Jahren eine falsche Entscheidung getroffen hat und nun vor der Frage steht, ob er einen anderen Beruf ausüben möchte, der sollte sich nicht entmutigen lassen. Als Quereinsteiger in den Wunschberuf zu kommen ist nicht unmöglich.