von André Jörg | 09.12.2017 11:32

Die vielen Gesichter einer Bewerbung

Für die meisten ist das Verfassen einer Bewerbung nicht gerade mit Leidenschaft verbunden. So müßig es auch sein mag, gibt es doch einige Aspekte, die bei Berücksichtigung den ganzen Prozess vereinfachen und vor allem die Jobchancen erhöhen. Einiges, das hier ausgeführt werden soll, mutet auf den ersten Blick banal an, wird aber trotzdem, wohl auch auf Grund seiner Banalität, gerne übersehen. Häufige Konsequenz: Personaler/-in XY sortiert Bewerber/-in XY sofort aus, ohne die Vita auch mit nur einem Blick zu würdigen.



Für einen begehrten Job bewerben sich vielfach bis zu 2.000 Menschen. Um sich von der Masse abzuheben, gibt es diverse Möglichkeiten. Im Vorfeld sollte man abklären, ob das Unternehmen analoge Bewerbungsmappen oder E-Mail-Bewerbungen präferiert, das vereinfacht schon einmal vieles.

Widmen wir uns zuerst den „klassischen“, analogen Bewerbungen. Das übliche Prozedere beginnt mit der Wahl einer Bewerbungsmappe. Bereits die Farbwahl ist relevant. Bei konservativeren Institutionen bieten sich die Farben grau, dunkelblau oder bordeauxrot an. Bewegt man sich eher im Feld der sogenannten Kreativbranche, darf die Farbe auch experimentierfreudiger sein. Auch das Papier sollte man mit Bedacht wählen und wertiges 90- oder 100-Gramm-Papier verwenden. Es sollte auch nur einseitig beschriftet werden. Bei simpleren Jobs reicht in der Regel ein Klemmhefter, bei Bewerbungen auf besser bezahlte Posten sollte man zu einer dreiteiligen Bewerbungsmappe greifen.

Perfektionistische Personen versuchen auch, sich nach Möglichkeit der Corporate Identity des jeweiligen Wunschunternehmens anzupassen. Das kann auch soweit gehen, dass man auf dem angefügten Bewerbungsfoto eine farblich auf das Unternehmenslogo abgestimmte Krawatte trägt. Hat die Institution ein quadratisches Logo, so kann im Zweifel auch die Mappe quadratisch sein. Hier kann man ein bisschen phantasievoll sein, aber auch nur bis zu einem gewissen Grad. So oder so sollte man die Präsentationsform des Arbeitgebers auf digitalen sozialen Plattformen, wie auch der Firmenwebsite im Vorfeld studieren.

Wie so oft sticht auch hier die Qualität die Quantität aus. Vermittelt man den Eindruck, man würde die gleiche Mappe an mehrere weitere Arbeitgeber/-innen schicken, so beschneidet dies die Glaubwürdigkeit, beziehungsweise den Eindruck einer Identifikation von Seiten des Bewerbers. Kurzum, eine Bewerbung kann als erste Arbeitsprobe interpretiert werden. Ein geschultes Auge sieht auch an der Mappe, ob sie schon in den Händen mehrerer Leute war.

Formal sollten Name und Anschrift immer sofort ersichtlich sein, die Rechtschreibung des gesamten Textes auf Herz und Nieren geprüft worden sein und selbstverständlich muss das Layout übersichtlich gestaltet sein. Bei vielen Unternehmen führt bereits ein Rechtschreibfehler direkt zu einer Absage. In manchen Fällen, insbesondere wenn man sich unsicher ist, sind auch kostenlose Bewerbungs-Vordrucke eine dankbare Möglichkeit.

Lügen haben kurze Beine, auch bei Bewerbungen. So lässt sich heutzutage besser denn je vieles online recherchieren. Es kann auch vorkommen, dass das umworbene Unternehmen bei der früheren Arbeitsstelle Informationen über die Bewerber/-innen einholt, was dann, sollte es Unstimmigkeiten geben, bei einem Bewerbungsgespräch schnell peinlich werden kann. In manchen Fällen wurden schon Angestellte wegen nachgewiesenen Falschdarstellungen gekündigt. Natürlich muss man keinem auf die Nase binden wenn man plant, Kinder zu haben, eine Sucht überwunden hat oder wenn man unter einer chronischen Krankheit leidet, gesetzt den Fall diese wirkt sich nicht negativ auf die Arbeit aus.

Eine gewöhnliche Bewerbungsmappe enthält das Bewerbungsschreiben (maximal 2 Seiten), Lebenslauf (maximal 3 Seiten) mit Bewerbungsfoto und die Kopien der für den Job relevanten Zeugnisse.

Was oben zur Bewerbungsmappe gesagt wurde, gilt im Übrigen auch für die Gestaltung des Lebenslaufes. Je nach Branche kann man sich überlegen ob ein einfacher, aber übersichtlicher, tabellarischer Lebenslauf geeignet wäre, oder ob es sich lohnt, ein anspruchsvolleres Design zu gestalten. Praktische Hilfen dabei und auch die Möglichkeit, Lebensläufe online zu gestalten bieten Websites wie zum Beispiel lebenslauf.de.

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Seit einigen Jahren gewinnt die Onlinepräsenz der Bewerber/-innen an Bedeutung. Es werden durchaus private Websites durchforstet oder Profile bei Facebook, Linkedin etc. unter die Lupe genommen. Da das Netz bedauerlicherweise nicht unter Gedächtnisschwund leidet, tut man gut daran, seine Profile zu pflegen, echte Qualifikationen zu zeigen, aber nicht prahlerisch hervorzuheben und nicht gerade die Tiefpunkte der eigenen Biographie publik zu machen. So empfiehlt es sich seine Profile regelmäßig zu überarbeiten und sie auf dem aktuellen Stand zu halten. Man unterschätze nie die Fleißpunkte, die man sich so sichern kann.

Schlussendlich sollte eine Bewerbung spiegeln, dass man aus der Masse hervorsticht und gleichzeitig in einem, teils auch sehr engmaschigen System funktionieren kann. Ob das grundsätzlich so erstrebenswert ist, steht auf einem anderen Blatt Papier geschrieben. Jedoch sollte sich dieses magische Blatt Papier, im Zweifel 120 Gramm schwer, nicht in der Bewerbungsmappe befinden. Schade, eigentlich.

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