Wer den Film „SHOPPEN“ gesehen hat, hat einen guten und nebenbei äußerst witzigen Eindruck der Rendezvous im Schnelldurchlauf bekommen, natürlich nicht ohne ironischen Unterton. Die Idee dahinter: In möglichst kurzer Zeit möglichst viele potenzielle Partner zu treffen und sie in möglichst kurzer Zeit davon zu überzeugen, dass sich ein weiteres Kennenlernen lohnt. Nach dem Motto „die Guten in Töpfchen“ sollen die Passungschancen optimiert werden. Fünf Minuten haben die Singles im Film dafür Zeit, etwa so viel, wie man benötigt, um einen einfachen McDonalds Burger zu essen. Kann man sich auf Anhieb nicht riechen, wird erst gar nicht weiter Zeit verschwendet.
Doch funktioniert das Job Speed Dating, auch Chef Dating genannt, auch für Jobs? Arbeitsagenturen und private Arbeitsvermittlungen glauben ja und bieten mittlerweile in verschiedenen Städten bundesweit Job Speed Dating an. Für Schüler auf Lehrstellensuche wurden spezielle Azubi Speed Dating ins Leben gerufen. Vorbild ist England, wo das Verfahren bereits Kultstatus besitzt. Das Ganze sieht dann zum Beispiel so aus: Die Personaler sitzen an kleinen Tischen, auf denen Schilder mit dem Firmennamen und Informationsblätter mit offenen Ausbildungsplätzen liegen. Die Azubis-to-be nehmen Platz, reichen ihre Unterlagen über den Tisch und das „Flirten“ beginnt. 10 Minuten haben die Bewerber Zeit, über sich selbst zu erzählen und Fragen zu beantworten. Dabei muss mit Fragen gerechnet werden wie in einem gewöhnlichen Vorstellungsgespräch, etwa „Ist es ein Anreiz für Sie, besser zu sein als andere?“, „Können Sie mir ein Beispiel für Ihre Teamorientiertheit nennen?“ oder „Was würden wir denn verlieren, wenn wir Sie nicht einstellten?“. Ist die Zeit um, ertönt eine Musik oder eine Glocke. Das Zeichen für die Chefs, das Gespräch zu beenden, und für die Bewerber, an den nächsten Tisch zu wechseln. So geht es Schlag auf Schlag: Begrüßung, Gespräch, Glocke, Tisch wechseln. Allerdings passiert der Tischwechsel nicht völlig wahllos: Die Arbeitsvermittler gucken sich im Vorfeld an, welcher Jugendliche welchen Ausbildungswunsch hat und zu welchem Betrieb passen könnte. Damit steigen die Chancen für eine optimale Passung und der Bewerber kann sich besser vorbereiten.
Sieben Kurzinterviews à 10 Minuten. Das ist immerhin etwas mehr Zeit, als die Singles in SHOPPEN hatten, aber sieben Mal hintereinander überzeugend, motiviert und authentisch zu sein, ist ganz schön anstrengend. Warum also diese Eile? Auf den ersten Blick erinnert dieses Verfahren an Fließbandverfahren und man ist geneigt, den Befürwortern eine Fast-Food-Mentalität zu unterstellen. Quantität vor Qualität. Doch auf den zweiten Blick haben die Unternehmen und Bewerber klare Vorteile davon: Neben einer schnelleren, unkomplizierteren und direkten Bewerberauswahl bekommen Bewerber die Chance, durch Persönlichkeit und den ersten Eindruck zu punkten, nicht nur durch formale Abschlüsse und Qualifikationen auf dem Papier. Klingt ja eigentlich gar nicht so schlecht. Letztendlich sind die kurzen Erstgespräche ein „Türöffner“ für die eigentlichen Vorstellungsgespräche, kein Ersatz. Kandidaten, die aufgrund eher mittelmäßiger Noten oder Nachlässigkeiten bei einer rein schriftlichen Bewerbung vielleicht aussortiert worden wären, bekommen so die Chance, durch ihren persönlichen Eindruck zu überzeugen. Ziel des Job Speed Dating ist also letztlich eine gerechtere und möglicherweise auch realistischere Chancenverteilung. Eine schriftliche Bewerbung sagt eben nicht alles über einen Menschen aus.
Wenn du wissen willst, ob es Azubi Speed Dating auch in deiner Nähe gibt, frag mal bei der Arbeitsagentur in deiner Stadt nach!
Weitere Informationen findest du hier:
www.arbeitsagentur.de
www.azubi-speed-dating.de