Trotz der verschärften Abgasnorm Euro 6 ist die Luftbelastung in deutschen Innenstädten immer noch kritisch. Der vor einigen Jahren umstrittene Feinstaub hat sich zwar reduziert, die Emission von Stickstoffoxiden ist allerdings auch im Jahr 2015 noch zu hoch. An 27 Prozent der deutschen Messstationen lag die Belastung mit den gesundheitsgefährdenden Schadstoffen über dem Grenzwert. Das ergab die Auswertung der Messdaten durch das Umweltbundesamt (UBA). Alle Grenzüberschreitungen traten dabei an verkehrsnahen Messstationen auf. Hauptverursacher der Stickoxid-Belastung ist also weiterhin der Straßenverkehr: Rund 70 Prozent der Stickstoffoxid-Belastung stammen von Fahrzeugemissionen, alleine 67 Prozent von Dieselfahrzeugen.
Euro 6 scheitert, weil Automobilkonzerne bei Stickstoffoxiden schummeln
Seit dem 1. September 2015 ist deshalb die neue Abgasnorm Euro 6 für alle Erstzulassungen verbindlich. Die Grenzwerte der europäischen Norm wurden bereits 2014 nach unten korrigiert: Nur bis zu 80 Milligramm Stickstoffoxide dürfen neue PKW demnach pro Kilometer emittieren, davor waren es noch 180 Milligramm. Auf dem Papier erfüllen neue Modelle diese Norm auch. Die Konzerne betonen die Sauberkeit der neuen Dieselfahrzeuge in Sachen Stickstoffoxid-Emission. Unabhängige Tests entlarven die angeblich sauberen PKW allerdings als Umweltbelastung: So werden die Grenzwerte der Euro 6 im Realbetrieb im Schnitt um das sieben bis zehnfache überschritten.
Zuletzt war im vergangenen Jahr VW in die öffentliche Kritik geraten, weil das Unternehmen bei Tests der amerikanischen Umweltbehörde mit den Abgaswerten betrogen hatte. Gerd Lottsiepen vom alternativen Verkehrsbund VCD erkennt einen Trend: „Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass neben VW auch andere Konzerne die Abgaswerte manipulieren. Und das nicht nur in den USA.“ Schon lange versuchen die großen Automobilfirmen Dieselfahrzeuge als saubere Alternative zum abgasärmeren Benziner anzupreisen. Nun fürchtet die Branche, dass es nach den Enthüllungen um VW zu einer generellen Umstellung kommen könnte – weg von der „Dreckschleuder“ Diesel.