VON ALEXANDER STIEHLE
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23.10.2013 13:55
IPCC: Der fünfte Weltklimabericht
Am 27. September hat der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) den aktuellen Weltklimabericht vorgelegt. Mehr als 800 Experten fassen auf über 2000 Seiten den aktuellen Kenntnisstand über den Klimawandel zusammen. Doch wer steckt hinter dem IPCC und was sind die Ergebnisse des Berichts?
Drohen uns Weltuntergangsszenen, wie sie im Blockbuster „2012“ von Roland Emmerich dargestellt werden? Zerstörerische Lavaströme, biblische Sintfluten und verheerende Vulkanausbrüche? Hollywood hat es hier ordentlich krachen lassen, in der Realität sieht es jedoch weniger spektakulär aus: steigende Meeresspiegel, globale Erwärmung und eine hohe Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre. Klingt nicht à la Hollywood, ist jedoch nicht weniger gefährlich. Insbesondere die großen Industrienationen wie USA oder China vergiften die Umwelt, doch die Angst vor einer sinkenden Wirtschaftsleistung ist größer als vor einer drohenden Klimakatastrophe. Der IPCC stellte nun in seinem aktuellen Klimabericht dar, wie sich unser Klima verändert hat.
Viel reden, nichts tun?
Das Global Media Forum (GMF) versuchte vom 17. bis 19. Juni Antworten auf diese und andere Frage zu finden. Mehr als 2.000 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Kultur diskutierten darüber in Bonn
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Der fünfte Weltklimabericht
Der
Bericht des IPCC erscheint alle fünf bis sechs Jahre und ist in drei Teile gegliedert: Vor kurzem sind die Ergebnisse der Arbeitsgruppe 1 erschienen, die in ihrem Bericht den aktuellen Kenntnisstand über die Grundlagen des Klimawandels schildern. Im März 2014 soll der Bericht der zweiten Arbeitsgruppe folgen, der sich mit den Auswirkungen des Klimawandels beschäftigt. Im April 2014 stellt dann die dritte Arbeitsgruppe die möglichen Maßnahmen zum Klimaschutz vor.
Die Autoren des Weltklimaberichts geben an, wie wahrscheinlich es ist, ob ein Ereignis eintritt: 99-100 Prozent (nahezu sicher), 95-100 Prozent (sehr wahrscheinlich) etc. Es ist zum Beispiel nahezu sicher, dass sich die oberen 700 Meter der Wasseroberfläche sich von 1971 bis 2010 um durchschnittlich 0,11 Grad Celsius erwärmt haben. Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass die Gletscher der Erde von 1993 bis 2009 275 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr verloren haben.
Diese umschreibende Formulierungen, wie wahrscheinlich es ist, ob sich ein Ereignis bewahrheitet, sind Wasser auf die Mühlen der
Klimaskeptiker. In der Vergangenheit haben sie diese Angaben benutzt, um den Klimawandel zu leugnen, andere machen dem IPCC den Vorwurf, dass sie zu vorsichtig sind. Wissenschaftliche Unsicherheiten werden von der Bevölkerung oft als mangelnde Qualität interpretiert. Als Konsequenz kann man den Bericht dann so lesen, dass der Klimawandel gar nicht so schlimm ist, bzw. dass er gar nicht passiert. Dabei sollen mit diesen quantitativen Wahrscheinlichkeitsangaben diese Unsicherheiten dokumentiert werden, damit mehr Transparenz einkehrt. Messungenauigkeiten können die Angaben zum Beispiel beeinflussen. Manche Wahrscheinlichkeitsangaben kommen auch durch Abstimmungen zustande: 95 Prozent des Klimarats war sich sicher, dass Kohlendioxid die Ursache des Klimawandels ist. Im vorigen Bericht waren es noch 90 Prozent.
Tatsache ist, dass die Durchschnittstemperatur der Erdoberfläche von 1880 bis 2012 um 0,85 Grad angestiegen ist. Des Weiteren ist die aktuelle Konzentration von Treibhausgasen die höchste seit 800.000 Jahren: Die Menschen haben seit 1750 ca. 545 Milliarden Tonnen Kohlenstoff freigesetzt.
Der IPCC
Doch
wer ist überhaupt der IPCC? Im Deutschen wird er oft als Weltklimarat bezeichnet, er wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen und der Weltorganisation für Meteorologie gegründet. Der IPCC hat seinen Sitz in Genf. Seine Hauptaufgabe ist es, die Risiken der globalen Erwärmung zu beurteilen und Strategien auszuarbeiten, dem Klimawandel entgegenzuwirken.
In den Gremien des IPCC sitzen ausschließlich Experten, also keine Beamte oder Politiker. Die Wissenschaftler werden für ihre Arbeit nicht entlohnt, sie arbeiten ehrenamtlich. Der IPCC wird durch einen Treuhandfonds finanziert. In diesen können die Industriesaaten freiwillige Einzahlungen tätigen, der Fonds hat derzeit ein Jahresbudget von ungefähr fünf Millionen Euro. Was noch interessant ist: Der IPCC betreibt keine eigene Forschung, er trägt die weltweiten Publikationen zusammen und bewertet sie.