VON MAXILMILIAN REICHLIN | 03.07.2015 13:43

Facebook kündigt Instant Articles an – Behindert das Feature die Pressefreiheit?

Das kalifornische Internet-Unternehmen Facebook hat mit „Instant Articles“ ein neues Projekt angekündigt, um News-Artikel direkt in der Facebook-App anzuzeigen. Der IT-Riese preist die Vorteile des neuen Features für die Nutzer und die Verlage, dennoch fürchten einige Redakteure um ihre Inhalte und um die Pressefreiheit, denn die Richtlinien von Facebook erlauben auch eine Löschung der Artikel. Was hat es mit den Instant Articles auf sich? UNI.DE hat sich umgehört.

Das Projekt „Instant Articles“ von Facebook befindet sich gerade in der Testphase. Mit dem neuen Feature sollen News-Artikel von Online-Zeitungen direkt in der Facebook-App gelesen werden können. Bisher waren bei dem Online-Riesen lediglich die Aufmacher der Texte im Feed aufgetaucht, verknüpft mit einem Link zur eigenen Seite der Redaktion. Diesen störenden „Umweg“ können sich die Nutzer nun mit Instant Articles sparen. Facebook verspricht den Usern dadurch einfachere Handhabung und kürzere Ladezeiten, den Verlagshäusern neue Einnahmequellen durch zusätzliche Werbung.

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Facebook – Der Tod der Pressefreiheit...

Neben allen Vorteilen verbindet die Medienbranche allerdings auch einige Ängste mit dem neuen Feature. So sprach etwa James Bennet, Chefredakteur des teilnehmenden Magazins „The Atlantic“ von seinen Sorgen, die Redakteure könnten durch die Kooperation mit Facebook die Kontrolle über ihre eigenen Inhalte verlieren. Diese Sorge könnte nicht unbegründet sein, denn Facebook behält sich das Recht vor, Instant Articles, die gegen die internen Richtlinien der Seite verstoßen, zu löschen. Das geht aus den Aussagen von Facebooks CPO Chris Cox hervor, der sich im vergangenen Monat in der TU in Berlin den Fragen der Studenten und von Zeit Online-Boss Jochen Wegner stellte. Wie Facebook später klarstellte, beziehe sich diese „Zensur“ allerdings lediglich auf Inhalte, die mit Mobbing, Rassismus oder Pornographie in Zusammenhang stehen.

Dennoch geben die Facebook-Richtlinien, die bereits in der Vergangenheit kontrovers diskutiert wurden, Anlass zur Sorge. Für die Redakteure stehen Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung auf dem Spiel. Hinzu kommt Facebooks immense Marktmacht, die durch das Projekt weiter gesteigert werden könnte, denn für die Nutzer gibt es durch Instant Articles nun kaum mehr Gründe, das Soziale Netzwerk zu verlassen, um Informationen zu erhalten. Wenn es nach Facebook-Gründer Mark Zuckerberg geht, wird Facebook diese Exklusivität nicht nur bewahren, sondern sogar noch erweitern, etwa durch das Projekt internet.org, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, ärmere Weltregionen mit einer kostenlosen Internet-Infrastruktur auszustatten. Der einzige Haken: Facebook soll dann die einzige App sein, die funktioniert.

...oder doch ein großzügiger Heiliger?

Der kalifornische Internetriese will, so scheint es, das Tor zum Internet werden. „Zeit Online“ bezeichnete das Unternehmen daher jüngst als „globalen De-facto Monopolisten“. Facebook selbst präsentiert sich indes als wohlwollender Helfer der Verlage. Ein großzügiges Angebot soll Kooperationspartner für Instant Articles locken. So sicherte der Konzern den teilnehmenden Nachrichtenseiten eine Marge von 70% der Einnahmen zu, wenn die Werbung auf den jeweiligen Artikeln von Facebook organisiert wird. Kümmern sich die Partner selbst darum, erhalten sie die kompletten Einnahmen ohne Abzüge. Zusätzlich sind Bezahl- und Abo-Modelle, mit denen die Verlage ihre Einnahmen noch steigern könnten, für die Zukunft nicht ausgeschlossen.

Ein solch verführerisches Angebot greift. Bereits neun Partner konnten für die Testphase von Instant Articles gewonnen werden. Neben „The Atlantic“ sind auch die „New York Times“, „National Geographic“, der britische „Guardian“, „NBC News“ und „BBC News“ sowie die Website „Buzz Feed“ bereits in das Projekt eingestiegen, aus Deutschland sind die „Bild“ und „Spiegel Online“ dabei. Aktuell steht das neue Feature ausschließlich den Nutzern der Facebook-App für iPhone zur Verfügung, das Angebot soll allerdings bald auf weitere Partner und Plattformen ausgeweitet werden.