VON CHARLOTTE MEYER
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09.11.2015 15:26
Autoersatzteile selber hergestellt. Das und noch vieles können Fab Labs
Hier arbeitet man nicht am Fließband, sondern am 3D-Drucker. Auch gibt es hier keine Angestellten, sondern nur Leute, die aus freien Stücken für ihre Projekte arbeiten. Die Rede ist von Fab Labs, in denen moderne Produktionstechnologie für ein breites Publikum zur Verfügung gestellt wird. Was ein Prothesenhersteller damit zu tun hat und wieso Fab Labs Träger einer neuen industriellen Revolution sein könnten, tragen wir hier für euch zusammen.
Produktionstechnologien für alle
Ein Kleidungsstück kann man nähen, stricken, häkeln und es gibt noch viele andere Techniken, von denen wir die Namen vielleicht gar nicht kennen. Aber wer hat schon einmal eine Mütze oder ein T-Shirt gedruckt? Oder Kleidung gemacht, die leuchtet? Solche kuriosen Dinge und noch mehr als Kleidung können am Fab Lab Berlin hergestellt werden. Fab Labs gibt es aber nicht nur in der Hauptstadt, sondern in fast jeder größeren Stadt in Deutschland. Sie sind eine Mischung aus Selbsthilfewerkstatt, Bastelbereich und Labor. Das Fab Lab in Berlin zum Beispiel hat seit seiner Gründung 2013 den Anspruch, einen bestmöglichen Zugang zu Technologie und Wissen anzubieten. Konkret heißt das: Freier Zugang zu 3D-Druckern, Laser-Cuttern und Werkzeugen für Elektronik-, Holz- und Textilverarbeitung. Fast alles, was uns im Alltag begegnet, kann damit selbst hergestellt werden. Angefangen hat die Fab Lab-Bewegung am Massachusetts Institute of Technology 2002, als der US-amerikanische Physiker Neil A. Gershenfeld dort das erste Fab Lab weltweit eröffnete. Produktionstechnologien und Produktionswissen sollten nicht länger nur einem erlesenen Kreis von Menschen zugänglich sein, sondern für möglichst alle.
Repliziertes Fleisch und der 3D-Drucker als Metzger von morgen
Derzeit erforschen verschiedene amerikanische, niederländische und skandinavische Entwicklerteams die Möglichkeit der künstlichen "in vitro" Fleischproduktion
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High-Tech Prothesen für Tüftler
Auch dem Team des Fab Lab Berlin ist Gemeinschaft ein großes Anliegen. Nicht nur Leute aus der Wissenschaft und dem Design sind dort am Werk, sondern Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und verschiedenen Erfahrungslevels. Es gibt Workshops für Schülerinnen und Schüler, Einführungskurse für 3D-Druck oder Textilbearbeitung und man kann bereits bestehende Projektideen umsetzen. Die Idee für das Berliner Fab Lab kam von Wolf Jeschonnek, derzeit Gastprofessor für Digitale Produktion an der Weißensee Kunsthochschule Berlin. Gemeinsam mit Nicolai Hertle und Murat Vurucu gründete er es 2013 und 2015 startete eine Kooperation mit Ottobock, einem Hersteller für High-Tech Prothesen. Durch die Kooperation konnte sich die Gemeinschaft vergrößern und hat nun 600 Quadratmeter in einer ehemaligen Brauerei zu Verfügung. Um aktiv zu werden, kann man eine Mitgliedschaft abschließen oder einen Workshop besuchen. Geld kommt auch von Unternehmen, die mit Partnerschaften das Lab unterstützen können. Als Gegenleistung bekommen sie Werbeflächen in der Werkstatt oder auf der Internetplattform des Labs.
Schon wieder eine industrielle Revolution!?
In der Industrie sind die Geräte aus den Fab Labs
schon lange verbreitet. Durch die öffentlichen Labore werden die Türen geöffnet für die breite Nutzung von 3D-Druckern und Co. und schon jetzt wird deswegen der Eintritt in eine weitere industrielle Revolution vorausgesagt. Während das Internet digitalen Datentransfer mit sich gebracht hat, können nun Gegenstände daraus erschaffen werden. Material braucht keine sperrigen Gussformen und Produktionsstraßen mehr, sondern Baupläne und Datensätze ergeben durch 3D-Drucker und Laser-Cutter Gegenstände. Und mehr noch: Nicht große Konzerne produzieren diese Gegenstände, sondern jeder kann es selbst machen. Wenn man die Idee weitertreibt, hat man eine Welt vor sich, in der man nicht mehr in den Laden geht, um sich ein T-Shirt oder einen Fön zu kaufen, sondern man stellt es selbst durch Datensätze aus dem Internet her. Genauso wie jeder heute einen Computer zu Hause hat. Die digitale Revolution macht also nicht bei Smartphone und Tablets Halt, sondern weitet sich auf reale Produkte aus. Noch sind die Technologien zu teuer für den Privatgebrauch, aber große Hersteller wie Canon oder Hewlett-Packard könnten in der nächsten Zeit in den Markt einsteigen. Es bleibt spannend.