VON NINA A.
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20.02.2013 17:32
Der Ku Klux Klan
Männer in weißen Kutten, ein brennendes Kreuz - vielen haben sich die Bilder des Geheimbundes, der seinen Ursprung in Amerika fand, eingebrannt. Gegründet, um den afroamerikanischen Bürgern die Rechte zu entziehen und für ein Fortbestehen der „weißen Rasse“ zu kämpfen, ist der Ku Klux Klan ein Nährboden für Rassismus und Gewalt - nicht nur in den USA. Auch in Europa gibt es Splittergruppen, sogar in Deutschland haben sich bereits auffällig gewordene Rechtsextreme zum deutschen Ku Klux - Bund zusammengeschlossen, der Verfassungsschutz geht sogar von Beziehungen zur rechtsextremen NSU aus.
Auch in Deutschland ist der Ku Klux Klan aktiv. Doch behaupten die Mitglieder von sich, keine „Hassgemeinschaft“ zu sein, nach ihrer Auffassung läge „in der Liebe zum eigenen Volk mehr Kraft als im Hass gegen andere Völker“.
Gegründet wurde der Ku Klux Klan 1865 von ehemaligen Mitgliedern der im amerikanischen Bürgerkrieg geschlagenen Konföderierten, als rassistisches Bollwerk gegen den siegreichen Norden und die von Abraham Lincoln erwirkte Gleichstellung von Schwarzen und Weißen. Praktiken wie Brandstiftung, Mord etc. sollten die schwarze Bevölkerung an der Ausübung ihrer Bürgerrechte hindern. Die weißen Kapuzen und Kutten sollten dabei Symbol für die auferstandenen Opfer der Konföderation im Sezessionskrieg und Sinnbild für Reinheit sein.
Verfassungsschutz in Deutschland
Das systematische Versagen des Verfassungsschutzes im Falle der rechtsextremen Mordanschläge führte zu einem Vertrauensverlust.
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Die zunehmende Verbreitung des Ku Klux Klans in den Südstaaten führte 1867 zur Einberufung einer Großversammlung aller Splittergruppen in Nashville, Tennessee, mit dem Ziel der Wahl eines Oberhauptes und einer gemeinsamen Verfassung für die ca. halbe Million Mitglieder. Im Zuge dessen wurde der Südstaatenveteran Nathan Bedford Forrest zum sogenannten „Grand Wizard“ ernannt.
Sowohl die Bemühungen der Regierung, die Gewalt mithilfe eines
Ku-Klux-Acts einzudämmen, als auch die Auflösung des Klans, erzeugten keinen Abbruch der Gewalt, eher noch deren Anstieg. 1915 kam es zu einem Stimmungswandel in den USA: Der Bürgerkrieg und seine Ursachen wurden als großer Fehler angesehen, und der Hass auf die schwarze Bevölkerung wurde erneut angefacht. Unterstützt wurde dies unter anderem durch den, den Bürgerkrieg glorifizierenden Film „Die Geburt einer Nation“ von D.W. Griffiths, was wiederum zu einer offiziellen Wiederbelebung und Neugründung des Klans durch den Methodisten William Joseph Simmons führte. Auf ihn ist auch die Aufnahme des brennenden Kreuzes in das symbolische Inventar des Klans zurückzuführen, welches heute als Markenzeichen des Klans schlechthin gilt und auf das Selbstverständnis als christlicher Bund hinweist.
Auch in Europa gibt es Ableger
Bereits 1920 existierte in Deutschland ein Ableger der Organisation namens „Ritter des feurigen Kreuzes“. Dieser wurde im Zuge der nationalsozialistischen Machtergreifung aufgelöst. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden kleine Untergruppen, die sich stark am US-Vorbild orientierten.
Laut
spiegel.de trafen sich Mitte der neunzehnhundertneunziger Jahre 20 Neonazis in Jena, um ein Kreuz zu verbrennen - Teilnehmer dieser Aktion sollen unter anderem die mit den rechtsradikalen Mordanschlägen in Zusammenhang gebrachten Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und der NPD-Politiker Ralf Wohlleben gewesen sein. 2012 schrieb die
Zeit, dass zwei Böblinger Polizisten Mitglieder der
„European White Knights“ seien, dem europäischen Ableger des Ku Klux Klan. Die beiden sollen zudem Kollegen der von der NSU ermordeten Polizistin Michèle Kiesewetter gewesen sein. Der Fall soll von den Behörden zehn Jahre lang unter Verschluss gehalten worden sein, die Staatsdiener seien heute noch im Dienst. Eine interne Untersuchung des baden-württembergischen
Verfassungsschutzes hat ergeben, dass auch ein Mitarbeiter der Behörde Dienstgeheimnisse an den Ku Klux Klan weitergab.
In Nordrhein-Westfalen gibt es ebenfalls einen Ableger, der sich
„Teutonische Ritter des Ku Klux Klan in Deutschland“ nennt. Die zahlreichen Mord- und Gewaltanschläge seiner geistigen Vorbilder in den USA wird vom Geheimbund auf der Homepage jedoch verschwiegen. Die Rede von „einigen schlechten Menschen, die den zahlreichen Guten“ ein schlechtes Image verschaffen, sieht eher aus wie der Versuch, sich öffentlich eine weiße Weste zu verschaffen. Der Orden wurde von bereits
auffällig gewordenen Rechtsextremen gegründet, die aber behaupten, jeglicher Extremismus läge ihnen fern. Wer einen Blick auf die
Aktivitäten des Klans auf der Homepage wirft, dem müsste der Atem stocken angesichts der Methoden, von „Hilfe für Opfer von körperlicher und seelischer Gewalt“ ist die Rede, ebenso von der Bemühung „für Sicherheit auf den Straßen und für Hilfsbedürftige“. Der
Deutsche Kampf-Kunst-Klub soll die Mitglieder zudem in Selbstverteidigung und Zivilcourage trainieren, die Methoden dürfen nur im Ernstfall angewandt werden, und nur „wenn dadurch schlimmeres verhindert werden kann“. Die Zahl der Mitglieder schätzt der Verfassungsschutz allerdings auf unter zehn, besondere Aktivitäten seien gerade nicht festzustellen.
Der
Verfassungsschutz geriet jüngst selbst wieder einmal in
Kritik, da einer seiner V-Männer namens „Corelli“, ein Neonazi aus Sachsen-Anhalt, von 1994 bis 2007 die Szene ausspionierte und wohl auch Mitglieder für den Ku Klux Klan anwarb. Besonders pikant: Der Rechtsextreme, der mit bürgerlichen Namen Thomas R. heißt, soll in direktem Zusammenhang mit der NSU stehen, da sein Name auch auf einer Adressliste auftauchte, die bei den Terroristen nach deren Selbstmord gefunden wurde.