Es ist die größte jemals durchgeführte Bildungsreform. Die Vereinheitlichung Europäischer Universitätsabschlüsse, mehr Mobilität für Studierende sowie die unbürokratische Anerkennung von im europäischen Ausland erbrachten Leistungen sind die Ziele des 1999 in der italienischen Universitätsstadt Bologna unterzeichneten Abkommens.
In Deutschland war Bologna Anlass zu einer grundsätzlichen Reform der Hochschullandschaft. Diplom und Magister werden ersetzt durch ein konsekutives, zweistufiges Bachelor- und Mastersystem. Jedes Programm wird in einem Akkreditierungsverfahren überprüft, in dem Durchführbarkeit und Qualität nach Bologna-Maßstab sicher gestellt werden. Von den Universitäten werden allerdings die hohen damit verbundenen Kosten sowie die alle 5 Jahre nötige Reakkreditierung als unnötig empfunden.
Bisher sind rund 82% der Studiengänge umgestellt. Nun herrscht Uneinigkeit über das weitere Vorgehen. Einerseits exmatrikulierte die etwa Universität zu Köln Mitte 2011 die letzten Diplom- und Magisterstudenten, um die endgültige Umstellung zu erzwingen. Andererseits entschied der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, dass die Universitäten unter Einhaltung der Bolognakriterien über die Vergabe von Master oder Diplom selbst entscheiden können. Was hier deutlich wird ist, dass die Landtage von ihrem Recht der Hochschulgestaltung Gebrauch machen. Das bedeutet mehr innerdeutsche Diversität bei gleichzeitiger Annäherung an Europa.
Während 2010 noch stetig hohe Abbrecherquoten und Probleme bei der Anerkennung von Studienleistungen im In- und Ausland bei Bachelorstudenten auftauchten, klingt die Kritik 2011 merklich ab. Laut neusten Untersuchungen sind weniger als 3 % der Bachelorabsolventen nach einem Jahr arbeitslos. Die Traditionellen Abschlüsse brachten es im gleichen Zeitraum auf 4 %. Der Bachelor kommt in der Wirtschaft gut an.
Zweifellos sind vielerorts die Studiengänge noch in der Erprobungsphase und fehlerbehaftet. Nach 12 Jahren Bolognaprozess kann kein finales Urteil gefällt werden, da sich Deutschland noch mitten im Übergang befindet. Der Trend jedenfalls ist positiv. Universitäten können selbständig auf die Bedürfnisse der Studenten reagieren und gemeinsam mit den Studentenvertretern eine wertvolle Studienerfahrung schaffen.