VON CLEMENS POKORNY
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11.08.2014 13:28
Bitcoins: Die digitale Währung
Seit Anfang 2013 erlebt die Online-Währung Bitcoin ein regelrechten Boom. Das Besondere an ihr: Keine Nationalbank garantiert für den Wert dieses Geldes, sondern nur die Community der Nutzer. Bitcoins werden im Internet erzeugt, ge- und verkauft, und alle Transaktionen werden von privaten Computern abgesichert. Dahinter steckt ein komplexes System – aber bislang kaum reale Ökonomie. Welchen Stellenwert der Bitcoin in Zukunft haben wird, bleibt abzuwarten.
Stell dir vor, du bräuchtest kein Konto, um für Waren und Dienstleistungen zu bezahlen. Stell dir vor, du könntest im Internet weitgehend anonym bezahlen. Stell dir vor, nicht mehr der Staat garantierte für den Wert des Geldes, sondern deren Nutzer selbst. All das sind keine Utopien, sondern bereits Realität. Denn seit fünf Jahren, ab dem 3. Januar 2009, gibt es Bitcoins, eine rein digitale Währung.
Über einen Client kann jeder, der mit Bitcoins kaufen oder verkaufen will, sich mit anderen Nutzern der Währung verbinden. So entsteht ein Peer-to-Peer-Netzwerk gleichgestellter Computer, die sich für den Zahlungsverkehr miteinander verbinden. Dabei operieren die am Handel Beteiligten unter Pseudonym. Doch jede Transaktion wird im Internet veröffentlicht, sodass gewährleistet ist, dass jeder Bitcoin nur einmal ausgegeben wird.
Jede Blase platzt irgendwann
Über Jeremy Grantham, den Propheten der Finanzwelt
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Denn eigentlich ist ein Bitcoin nichts anderes als eine verschlüsselte Währungseinheit mit einer Liste derjenigen pseudonymen Adressen, durch deren digitale Hände sie gewandert ist. Wird ein Bitcoin verkauft oder wechselt gegen eine sonstige Gegenleistung den Besitzer, ändert sich die Verschlüsselung des Geldes. Dafür ist an den Besitzer des ausführenden Rechners eine Gebühr zu entrichten. Im Prinzip kann jeder für solche fremden Transaktionen und für die Fortschreibung der Liste der Besitzer der jeweiligen Bitcoin-Einheit Rechenleistung seines Computers bereitstellen.
De facto können dies aber nur Großrechner leisten, weil die Transaktionen nur paketweise bearbeitet werden. Als Anreiz für die Menschen oder Firmen hinter diesen Großrechnern dient, dass vom System alle zehn Minuten eine Belohnung in Form von neuen Bitcoins an die Rechner ausgeschüttet wird, die den Zahlungsverkehr für Andere abwickeln. Dabei konkurrieren alle beteiligten Großrechner miteinander, aber durch komplizierte Mechanismen wird sichergestellt, dass nicht immer die gleichen sich Bitcoins selbst „drucken“.
Außerdem ist die Geldmenge, die auf diese Weise geschöpft werden kann, auf 21 Millionen Bitcoins beschränkt. Derzeit gibt es schon über 12 Millionen Einheiten. Wer nicht selbst Bitcoins durch Rechnerleistung (und damit erheblichem Stromverbrauch) generiert, kann sie sich entweder auf Online-Börsen wie
bitcoin.de für reale Währungen wie den Euro kaufen oder seine Waren und Dienstleistungen für das virtuelle Geld anbieten. Das tun alleine in Deutschland schon über 3000 Händler, Hotels u.a. – nicht nur im Netz, sondern auch ganz real.
Alleine über bitcoin.de nutzen über 25.000 Menschen die virtuelle Währung, allerdings
zirkuliert nur etwa ein Viertel der derzeit existierenden Bitcoins – der Rest liegt in virtuellen Geldbörsen („Wallets“).
Und er wird immer wertvoller: Einerseits
versuchten insbesondere Anfang 2013 viele Menschen aus europäischen Pleitestaaten, ihr Geld durch Umtausch in die virtuelle Währung zu retten.
Andererseits
sinkt die Belohnung für ein verschlüsseltes Paket an Transaktionen alle vier Jahre um die Hälfte. Bis Anfang 2013 gab es für eine festgelegte Menge an Paketbearbeitungen 50 Bitcoins, seitdem nur noch 25. Dadurch wurde es für viele beteiligte Großcomputer
unrentabel, die virtuellen Transaktionen zu verwalten. In der Folge verknappte sich die Zahl neuer Bitcoins – und damit deren Preis, der von ursprünglich wenigen Eurocents auf derzeit fast 450 Euro pro Bitcoin explodiert ist (laut bitcoin.de, Stand: Mitte August 2014).
Beobachter rechnen damit, dass diese Blase früher oder später platzen wird. Grundsätzlich wären 21 Millionen Einheiten des digitalen Geldes vermutlich ausreichend, um einen reibungslosen Zahlungsverkehr im Internet zu gewährleisten. Ob aber überhaupt der Bedarf an der Währung wächst, die aufgrund ihres hohen derzeitigen Wertes bis auf die achte Nachkommastelle geteilt werden muss, ist ungewiss. Derzeit akzeptiert die Realwirtschaft die Bitcoins de facto kaum. Daher bleiben Bitcoins möglicherweise eine Währung ohne eine dahinter stehende Wirtschaft – Geld, das einige wenige, die von Anfang an dabei waren, reich gemacht hat.