Um Geheimbünde, Logen oder dubiose Lobbys ranken sich viele Legenden, die meisten davon hanebüchen und nichts anderes als Verschwörungstheorien. Die Bilderberger-Konferenz ist zum Beispiel ein beliebtes Ziel der Kritik, ein jährliches Treffen der obersten 100, die hinter verschlossenen Türen (angeblich) die Zukunft der Weltpolitik und -wirtschaft planen. Über die Macht und den Einfluss solcher Gremien wird oft und gerne geschrieben, selten in ernstzunehmenden Magazinen, immer öfter dagegen in orthographisch fragwürdigen Blogeinträgen oder in Internet-Foren.
Die Geschichte der Atlantik-Brücke und einige Mitglieder
Auch der Verein Atlantik-Brücke befindet sich nicht selten im Zentrum wilder Theorien. Auf den ersten Blick unverständlich, hat das Netzwerk doch wenig mit den sagenumwobenen Bilderbergern gemein, deren Mitgliederlisten oft erst Jahre nach einem Treffen veröffentlicht werden. Vielmehr handelt es sich um einen eingetragenen Verein (Nr. 20196 B, Vereinsregister des Amtsgerichts Berlin Charlottenburg) mit einer Satzung, einem Vorstand und einem Jahresbericht nebst Mitgliederverzeichnis. 1952 in Berlin gegründet, hat die Atlantik-Brücke das Ziel, die deutsch-amerikanische Freundschaft zu pflegen und Beziehungen zwischen einflussreichen Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Medien und Wissenschaft zu knüpfen. Rund 500 Mitglieder zählt der Verein aktuell.
Man ist um Transparenz bemüht, viele Namen sind bekannt: Bundeskanzlerin Angela Merkel ist ebenso Mitglied wie Jürgen Fitschen (Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank) oder Kai Diekmann (Chefredakteur der BILD), zusammen mit diversen anderen Politikern verschiedenster Parteien sowie Vertretern der Medien. Dass solche Kameraden in Verschwörungstheorien oft die Rollen der Bösewichte spielen ist nichts Neues. Ständig hört und liest man vom gewaltigen Einfluss der Atlantik-Brücke auf die Berichterstattung der deutschen Massenmedien. Hier werde Politik im Sinne der Elite betrieben, um die Interessen von USA und NATO in Deutschland durchzusetzen, die CIA habe die deutschen Journalistinnen und Journalisten im Sack.
Was mich an der Atlantik-Brücke stutzig macht
Als ich damit anfing, diesen Text zu schreiben, habe ich mich bemüht, mich nicht in dubiose Verschwörungstheorien verwickeln zu lassen, sondern stattdessen unvoreingenommen und sachlich über die Atlantik-Brücke zu berichten. Ich gebe gerne zu, ich bin da anfällig. Bis heute habe ich niemals einen Abstecher nach Bielefeld gemacht, aus Angst, was ich dort vorfinden (oder nicht vorfinden) könnte. Tatsächlich hat es mich aber dann stutzig gemacht, wie wenig verwertbares ich auf meiner Suche zu dem Thema gefunden habe.
Das Schlagwort „Atlantik-Brücke“ taucht kaum bei den großen Tageszeitungen auf, dagegen häufig in den erwähnten Blogs oder in kleinen online-basierten Magazinen. Man muss sich doch fragen, warum die großen Medienorganisationen und die Öffentlich-Rechtlichen (die alle in irgendeiner Form bei der Atlantik-Brücke vertreten sind) das Thema zu meiden scheinen, und es sogar versäumen zu erwähnen, dass der zukünftige Moderator der ARD-Tagesthemen Ingo Zamperoni ebenfalls Mitglied des Vereins ist. Eine solche Information ist für die Zuschauer doch interessant, wäre es doch zumindest denkbar, dass Zamperonis Mitgliedschaft seine Berichterstattung beeinflussen könnte.