VON JULIA ZETZ | 27.11.2012 16:32

Die Macht der Angst

Ängste gehören zu unserem täglichen Leben wie Essen und Trinken. Doch manche Ängste fesseln uns derart, dass wir versuchen, sie von uns zu halten. Wir versuchen alles, um uns zu schützen. Und das kostet uns so manchen Euro.

Vor nicht allzu langer Zeit waren wir alle in Angst und Schrecken versetzt. Die Schweinegrippe ging um. Wer sich in der U-Bahn die Nase putzte, der hatte gleich die Schweinegrippe. Kaum jemand schüttelte noch freiwillig Hände und das Desinfektionsmittel gehörte ab sofort in jede Handtasche.

Der Profit der Angst

Eigentlich war die Schweinegrippe, eine Grippe wie jede andere auch. Für Kleinkinder und gesundheitlich schwache Menschen war sie jedoch gefährlich. In Deutschland wurden einige Todesfälle verzeichnet, die auf die Schweinegrippe zurück zu führen waren. Und diese Angst machte sich jemand zu Nutzen. Nämlich die Impfmittelhersteller. Für viele Millionen Euro wurden Aufträge erteilt um einen Impfschutz zu entwickeln der unser aller Leben retten sollte.

Raus aus dem Kokon der Sicherheit

Viele Menschen hatten Angst sich anzustecken und an der Krankheit zu sterben. Und da kommt dann der natürliche Sicherheitsinstinkt zum Tragen. Wir alle wollen uns schützen. Und dieser Schutzmechanismus ist bares Geld wert. Geld, dass wir bereit sind auszugeben um unser Leben nicht zu gefährden.

Angst als Währung

Und weil es einige Interessengruppen gibt, die genau wissen, dass wir alle Angst haben und versuchen uns zu schützen, wissen sie auch, dass man damit Geld verdienen kann. Wir Deutschen gelten im internationalen Vergleich als „überversichert“. Es gibt kaum eine Versicherung, die uns nicht vor irgendetwas schützt. Wir haben Lebensversicherungen, Unfallversicherungen, Zahnzusatzversicherungen, Altersvorsorgeverträge und sogar Kleinteileversicherungen für unsere Autos.

In Zeiten finanzieller Krisen und unsicherer Arbeitsplätze macht sich aber auch noch eine andere Gruppe unsere Ängste zu Nutzen. Nämlich die Arbeitgeber. Jeder weiß, dass es heute nicht leicht ist einen Job zu finden und wenn wir einen haben, dann wollen wir den auch behalten. Das wissen auch viele Chefs. Mit der Angst vor einer Kündigung im Nacken sind wir gerne bereit für weniger Geld zu arbeiten und auch die eine oder andere Überstunde zu leisten. Natürlich unbezahlt. Denn wir wissen genau, an der Tür zu unserem Arbeitsplatz scharrt schon der nächste Bewerber der für ein paar Euro weniger gern mehr arbeitet.

Dass unsere Ängste finanziellen Profit bedeuten ist uns manchmal nicht bewusst. Was uns aber bewusst sein sollte, ist die Tatsache, dass wir uns nicht vor allem schützen können. Es gilt immer zu prüfen, ob hinter einer „Panikmache“ nicht doch ein kluger Versuch steht uns zu einer neuen Versicherung zu verleiten, vielleicht einer Versicherung gegen unsere Angst?