VON SINEM S. | 02.11.2012 12:05

Hells Angels

Die Schlagzeilen über die wohl berühmteste Rockerbande der Welt häufen sich. Immer mehr Festnahmen und verbotene Charters, aber auch Opfer, die im Zusammenhang mit dem Motorcycle Club „Hells Angels“ oder ihren Rivalen, den „Bandidos“ stehen, stärken die Vermutung, dass sich hinter den Clubs mafiöse Strukturen verbergen. Die Mitglieder mit den ärmellosen Lederkutten werden in Zusammenhang mit Schutzgelderpressungen, Prostitution und Drogenhandel gebracht. Ihre Aussteiger müssen um ihr Leben fürchten, oftmals hilft nur das Zeugenschutzprogramm, dass ihnen ein neues Leben mit einer anderen Identität gewährleistet.

„One for all- all for one, the world is ours“- so steht es auf der Homepage der Hells Angels Germany. Was brüderlich und heldenhaft anmutet, ist in Wahrheit oft nur der Deckmantel für kriminelle Machenschaften, die auch in Deutschland schon längst an der Tagesordnung stehen. Erst kürzlich musste ein Barbesitzerin in Hamburg ihren Laden dichtmachen, weil sie das Schutzgeld nicht mehr zahlen konnte. Ute Johannsen gehörte das Shamrock an der Flensburger Schiffbrücke, 2003 übernahm sie die Kneipe. Kurz danach erhielt sie Besuch von den Hells Angels, welche ihr unmissverständlich zu verstehen gaben, dass sie von nun an für den „Schutz“ der Kneipe zuständig wären. Für die sogenannten „Türsteherdienste“, eine große Einkommensquelle des Motorradclubs, musste die Wirtin bis zu 3000 Euro im Monat aufbringen. Nun ist sie insolvent und hat keine Lust mehr zu schweigen, obwohl sie weiß, dass dies auch gefährlich sein kann.

Kleider machen Leute

Die Hells Angels und ihre Konkurrenz, die Bandidos, fallen immer wieder durch Straftaten und gewalttätige Auseinandersetzungen auf. Dabei geht es nicht nur um Kavaliersdelikte - Schutzgelderpressung, Prostitution, Drogenhandel und auch Mord sind gängige Methoden der weltweit verbreiteten Motorradclubs. In Kiel packte ein früherer Rockerboss, genannt „der Imperator“ gegen seine ehemaligen Kumpanen aus und muss nun um sein Leben fürchten- nicht selten wird auf „Verräter“ ein Kopfgeld ausgesetzt. Da hilft nur noch das Zeugenschutzprogramm und eine komplett neue Identität. Diese Aussteiger werden aber vor Gericht für wertvolle Informationen über die mafiösen Strukturen der Clubs mit eher milden Urteilen belohnt- auch als Signal an ehemalige Kollegen, dass sich das Aussteigen auf jeden Fall lohnen kann.

Der Hells Angels Motorcycle Club wurde 1948 in den USA gegründet und hat sich mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet. Nicht alle Chapter, so die Bezeichnung für die Ableger in den verschieden Städten, können in Zusammenhang mit Straftaten gebracht werden, jedoch steht die Mehrheit der Clubs im Visier der Fahnder. In Deutschland wurden mittlerweile mehrere Chapter verboten. Die Chapter sind streng hierarchisch geordnet, um in der Rangliste aufzusteigen, müssen sogenannte Anwärter auf Mitgliedschaften einige schmutzige Jobs erledigen, zu denen auch Mord und Erpressung zählen. Trotz der bundesweiten Razzien formen sich in Deutschland immer weitere Ableger des Motorradclubs. Ein weiteres Problem besteht darin, dass sich auch mehr und mehr Kontakte ins rechtsradikale Milieu formen, obwohl Motorradbanden wie die Hells Angels, Red Devils oder die Bandidos bisher eher als unpolitisch galten. Ermittler fanden bei mehreren Hausdurchsuchungen rechtsradikale Musik. Auch die Zwickauer Terrorzelle unterhielt laut dem Spiegel Kontakte ins Rockermilieu.