VON RICHARD KEHL | 05.10.2010 14:12

Wertschöpfung

Warum Obdachlose in den USA zu Studenten werden

Ein soziales Bildungsmodell macht wortwörtlich Schule: An privaten US-Colleges bilden sich Obdachlose fort. Primär geht es darum mit öffentlichen Förderungsgeldern Kasse zu machen.

Private Hochschulen verlangen Zehntausende von Dollar Studiengebühren pro Jahr. Eltern sparen oft jahrzentlang, um ihren Kindern eine gute Ausbildung für die Zukunft zu sichern, ohne sich groß verschulden zu müssen. Allerdings betrifft das nur eine kleine Zahl der US-Bevölkerung. Der Rest bewirbt sich auf die preiswerteren und öffentlichen Studienplätze der der öffentlichen und überlaufenen Colleges. Einige private Colleges haben das erkannt und locken mit staatlich geförderten Krediten zusätzlich Obdachlose und Berufs-Soldaten in die Hörsäle. Die sogenannten „for-profit-schools“ dienen als soziales Auffangbecken, locken mit Studentenkrediten, und bieten ihre Studenten eine Perspektive als Krankenpfleger, Berufs-Soldat oder andere einfache Berufe wie Friseur an.

Inzwischen kann man an vielen der Einrichtungen auch seinen Bachelor oder Master erwerben. Die Bedingungen für eine Immatrikulierung sind von Staat zu Staat unterschiedlich. Manche Colleges verlegten notfalls sogar ihren Hauptsitz in einen anderen Staat, um die nötige Zulassung zu bekommen.

Der Ton, der hier herrscht, ist meist rau, die Studenten kommen aus Obdachlosenheimen und anderen Problemkreisen. Die Colleges locken ihre Neuanwärter mit einem Studentenkredit von 300 Dollar pro Woche. Für diese Leute eine Menge Geld. Allerdings ist den meisten Studierenden nicht bewusst, dass es sich um einen Kredit und keinen Förderungs-Zuschuss handelt. Eine Rückzahlung hat bisher fast keinen der Betroffenen gekümmert.

Durch die erhöhte Studentenrate bekommen die privaten Colleges jährlich Milliarden an Steuergeldern zur Verfügung gestellt, die sie in Form von Studentenkrediten an ihre sozial schwachen Studenten weitergeben.

Gerade Soldaten finden sich auch in den sogenannten „for-profit-colleges“ wieder. Die Studiengebühren, Finanzierung und Rückzahlung der Kredite übernimmt das Militär, beziehungsweise, die US-Regierung und dessen Haushalt für das Verteidigungsministerium. Ein weiterer Anreiz für viele sozial schwach gestellte Personen, studierender Berufs-Soldat zu werden.

Seit die ersten Colleges an die Börse gegangen sind, ist der Wettbewerb um Studenten um ein vielfaches angestiegen. Colleges telefonieren Listen mit Militärstandorten und Obdachlosenheimen ab, um an die begehrten staatlichen Förderungsgelder zu gelangen.