VON MARIA BAUM | 27.10.2010 14:47

Wertschöpfung

Kaum ein Begriff ist derzeit so in aller Munde wie der Begriff Wertschöpfung. Höchstens vielleicht noch der Begriff Nachhaltigkeit taucht ähnlich häufig auf.

Was aber ist eigentlich mit diesem Begriff gemeint. Ursprünglich wurde er vor allem in der Wirtschaft verwendet. Hier gebraucht man auch den Begriff Wertschöpfungskette. Diese beinhaltete alle Aktivitäten, die für die Herstellung eines Produktes oder für die Erbringung einer Dienstleistung erforderlich sind. Die Wertschöpfung ergibt sich aus dem (finanziellen) Erfolg, welche diese Aktivitäten herbeiführen. In einer Prozessanalyse werden beispielsweise Prozesse, Arbeitsabläufe und Aktivitäten dahin gehend untersucht, ob und in welchem Maße sie zur Wertschöpfung, also zum Erfolg eines Unternehmens, beitragen.

Der Begriff der Wertschöpfung schwappte dann irgendwann einmal über in die Politik. Was in der Wirtschaft gut sein kann, kann auch in der Politik nicht schaden, dachte man wohl. Da Politik aber kein Wirtschaftsunternehmen ist, was manche bedauern mögen, ist in diesem Zusammenhang der Begriff auf einmal in einen anderen Kontext gerutscht. Auf einmal hatte Wertschöpfung auch etwas mit Werten zu tun. Warum?

Der Zusammenhang ist (beinahe) nahe liegend. Der Bestandteil „Wert“ ist assoziierend. Wert kann sehr vieles sein: Ein Haus, das man erspart hat; ein Lebensstandard, der erarbeitet wurde; ein Leben, das stolz gelebt worden ist.

Die Frage, die sich im Zusammenhang mit der Wertschöpfung stellt, sobald sie die reine Wirtschaftslehre verlässt, ist: Was ist ein Mensch wert? Und was sind menschliche Werte?

Über diese Werte haben sich schon die griechischen Philosophen Gedanken gemacht. Platon beispielsweise hat Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mut und Maß als die vier Grundwerte der Menschheit definiert. Als eine Quelle der Kraft, die sich aus sich selbst speist. Was er damit meinte ist, dass diese Werte einem Menschen immer wieder Kraft geben, einfach indem er sie verfolgt.

Spannt man nun den Bogen von der Wirtschaft über die Politik hin zum Menschen, der nicht von beidem betroffen, sondern einziger Bestandteil dessen ist, so stellt sich die Frage nach der Wertschöpfung des Menschen.

Diese Frage hat etwas mit Ethik zu tun. Ethik bedeutet: Gewohnheit, Sitte, Moral. Sie verändert sich und damit auch die Werte. Was wir daraus schöpfen, sollte es immer wert sein. Für den Menschen.