VON JULIA ZETZ | 09.09.2013 13:04
Wahlkampf oder: Wie man mit schönen Worten wenig ausdrückt
Neulich in der Mittagspause: Ein Wahlkampfplakat, eines von tausenden in der Stadt. Eines mit schönen Worten, ohne jeden Zusammenhang. Da hing es, unschuldig an einem Grünstreifen und wurde Opfer einer gemeinen Urin-Attacke eines wahlfaulen Schäferhundes. Ob der treue Wegbegleiter nur die Meinung seines Herrchens wiedergeben wollte bleibt an dieser Stelle offen. Aber auch das ist Wahlkampf und der läuft schon seit Monaten. Alle vier Jahre, einige Monate vor der Bundestagswahl, geht er los, der Kampf um die Wählerstimmen. Und als ob es nicht genug wäre, die Städte mit bunten Plakaten zu pflastern, übertrugen gleichzeitig vier TV-Sender das diesjährige Kanzlerduell. Obwohl Stefan Raab in die prüde Veranstaltung mit gewollter Flapsigkeit etwas Schwung brachte, stellt sich eine Frage: Sollte Wahlkampf derart penetrant sein? Warum erfahren wir nicht eine ganze Legislaturperiode lang was und warum unsere Politiker etwas für unsere Wünsche tun?
Warum gibt es eigentlich keine AdBlocker für das richtige Leben? Im Netz können wir uns vor ungewollter Werbung mit einem kleinen Programm schützen, praktisch wäre das auch für den Weg in die Arbeit oder den Stadtbummel. Viele sind sich einig: Noch nie waren Wahlplakate so inhaltsleer wie in der Vorwahlphase 2013. Die Piraten fordern: „Leb so wie du bist“. Muss man nun als Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsbetriebes auf der Müllkippe leben? Die FDP erfindet die Welt ganz neu und stellt fest: „Gelb ist einfach heller als schwarz“. Nun, Grün ist auch grüner als Gelb, oder? Und die CSU sagt einfach nichts und lässt Karl Freller für sich sprechen. Hat die bayerische Partei bereits ihr verbales Pulver verschossen?
Die Macht der Werbung
Jenseits individueller Konsumentscheidungen erstreckt sich die Macht der Werbung bis in die politische Meinungsbildung – eine Untergrabung der Demokratie?
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Wahlkampfpenetration
Am Abend des Kanzlerduells gab es eine neue Sensation, die Deutschlandkette. Innerhalb weniger Stunden hatte der Twitter-Account
@schlandkette mehrere tausend Follower, bis heute sind es über 8.000. Zum Vergleich: Renate Künast, Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen, hat nur knapp 4.500 Verfolger bei Twitter. Offenbar haben wir mehr Interesse an einem modischen Accessoire als an deiner politischen Debatte.
Und genauso starr wie das TV-Duell der vergangen Woche ist auch der politische Wahlkampf. Leere Floskeln und nichtssagende Plakate bestimmen das derzeitige politische Geschehen. Warum gibt es keinen politischen Kummerkasten, der die Fragen und Wünsche derer, die letztlich ihr Kreuz auf einem Stimmzettel abgeben, beantwortet? Wo ist denn die volksnahe Politik geblieben? Offensichtlich ist sie irgendwo zwischen Wahlkampfveranstaltung und Plakatdruck verloren gegangen.
Mit den letzten Mitteln
Augenscheinlich haben auch die Parteien im Bundestag gemerkt, dass sie sich mehr von den Wählern entfernen, als ihnen entgegen zu kommen. Warum dann nicht ein bisschen kommerziell werden und zeigen, dass man auch cool sein kann. Bei CDU und SPD ging der Schuss nach hinten los, denn die Düsseldorfer Punkband „Die Toten Hosen“ wehrte sich öffentlich dagegen, durch ihren Song „Tage wie diese“, der auf Wahlkampfveranstaltungen gespielt wurde, mit politischen Statements in Verbindung gebracht zu werden.
Und wer sich dennoch dem Kampf um die eigene Wählerstimme nicht entziehen kann, dem bleibt nur ein Licht am Horizont: am 22. September ist alles vorbei.
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Politikwissenschaft studieren?!
Von wegen politikverdrossene Jugend: Das Fach Politikwissenschaft wird an deutschen Universitäten immer beliebter. Das Studium gestaltet sich abwechslungsreich und vielseitig, denn als sogenannte Integrationswissenschaft trägt die Politikwissenschaft starke interdisziplinäre Züge. Wo studiere ich das Fach am besten? Welche Inhalte umfasst das Studium? Und welche Berufe kann ich danach ergreifen?
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Medienmacht und Mehrheiten
Den Ausgang der Bundestagswahl haben die Medien mehr oder minder stark beeinflusst. Damit setzt sich ein Trend der vergangenen ca. drei Jahrzehnte fort. Eine besonders große, aber auch fragwürdige Rolle spielte dabei die BILD-Zeitung. Wie beeinflussen Medien eigentlich die Meinungsbildung? Wie sieht verantwortungsvolle politische Berichterstattung aus? Und welche Gefahren können aus der Medienmacht erwachsen?
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Wahlkampf oder: Wie man mit schönen Worten wenig ausdrückt
Neulich in der Mittagspause: Ein Wahlkampfplakat, eines von tausenden in der Stadt. Eines mit schönen Worten, ohne jeden Zusammenhang. Da hing es, unschuldig an einem Grünstreifen und wurde Opfer einer gemeinen Urin-Attacke eines wahlfaulen Schäferhundes. Ob der treue Wegbegleiter nur die Meinung seines Herrchens wiedergeben wollte bleibt an dieser Stelle offen. Aber auch das ist Wahlkampf und der läuft schon seit Monaten. Alle vier Jahre, einige Monate vor der Bundestagswahl, geht er los, der Kampf um die Wählerstimmen. Und als ob es nicht genug wäre, die Städte mit bunten Plakaten zu pflastern, übertrugen gleichzeitig vier TV-Sender das diesjährige Kanzlerduell. Obwohl Stefan Raab in die prüde Veranstaltung mit gewollter Flapsigkeit etwas Schwung brachte, stellt sich eine Frage: Sollte Wahlkampf derart penetrant sein? Warum erfahren wir nicht eine ganze Legislaturperiode lang was und warum unsere Politiker etwas für unsere Wünsche tun?
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Kunst kann doch eh nichts bewirken, oder? Vom Einfluss der Kunst auf die Politik.
Im September zog die deutsche Schriftstellerin Juli Zeh zusammen mit anderen Autoren zum Bundeskanzleramt, um Angela Merkel eine ursprünglich als offener Brief geplante
Petition mit 68.000 Unterschriften zu überreichen, die eine restlose Aufklärung der schnell wieder unter den Teppich gekehrten NSA-Affäre forderten. Dies war, abgesehen von den unglücklichen Äußerungen Günter Grass' zu Israel, eine der wenigen politischen Aktivitäten in den vergangenen Jahren aus den Reihen der intellektuellen Künstlerriege. Doch woher kommt diese Zurückhaltung auf Seiten vieler Kunstschaffender, wenn es um die politische Positionierung oder sogar den Eingriff in spezifische Debatten geht? Ist Kunst per se etwas Unpolitisches? Darf Kunst sich nicht mehr einmischen?
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Demokratie in Gefahr – Die Ergebnisse des Bertelsmann Transformation Index 2016
Im Februar 2016 hat die Bertelsmann-Stiftung den zweijährig erscheinenden Transformation Index (BTI) veröffentlicht. Die Studie untersucht die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Lage von Transformations- und Entwicklungsländern. In diesem Jahr fallen die Ergebnisse für die weltweite demokratische Qualität bedenklich aus: Demokratien werden undemokratischer, Autokratien und Diktaturen werden radikaler. Als Ursachen werde vor allem die Ereignisse während des arabischen Frühlings und anderer Rebellionen wie dem Euromaidan benannt. Aktuelle Geschehnisse, die sich höchstwahrscheinlich ebenfalls verheerend auf die Demokratie ausgewirkt hätten, konnten dabei überhaupt nicht mehr in den BTI aufgenommen werden. UNI.DE berichtet.
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NPD-Verbot – Der Ausgang des Verfahrens bleibt ungewiss
Anfang vergangenen März verhandelte das Bundesverfassungsgericht an drei Verhandlungstagen mündlich über ein mögliches Verbot der NPD. Der Bundestag hatte bereits 2013 einen Verbotsantrag gegen die mutmaßlich rechtsextreme Partei eingereicht. Ein Urteil wird nicht vor Ablauf einiger Monate zu erwarten sein, der Ausgang des Verfahrens bleibt ungewiss. Vor allem die Frage, wie gefährlich die NPD letztendlich ist, ist für die Richter problematisch. Kritische Stimmen befürchten jedoch, dass auch ein Verbot die Probleme höchstens verschieben würde – hin zu erfolgreicheren Parteien wie der AfD. UNI.DE über den aktuellen Stand und die Geschichte des NPD-Verbotsverfahrens.
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Von „Raus mit Lanz“ zu „Raus mit Rösler“ - Die Macht von Petitionen
Petitionen als Instrument der Demokratie sind in der letzten Zeit immer wieder diskutiert und kritisiert worden. Zu unbedacht gingen manche Petenten in den vergangenen Jahren mit der Möglichkeit um, sich Gehör zu verschaffen, zu wenige wirklich sinnvolle Petitionen wurden unterstützt. Dabei sollten wir nicht vergessen, wofür Petitionen eigentlich da sind: Nicht als Mittel, effektiv unsere eigenen Vorstellungen durchzusetzen, sondern als Möglichkeit, auf einen offensichtlichen Bedarf hinzuweisen und öffentliches Aufsehen dafür zu erregen. Ich versuche, die Ehre dieses altehrwürdigen Instruments zu retten, und gehe den Fragen nach: Was sind Petitionen, wie funktionieren sie und was können sie bewirken?
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Politikverdrossenheit – vor allem ein Sprachproblem?
Während in vielen anderen Ländern wie z.B. Ägypten mühsam um die Möglichkeit freier, gleichberechtigter und stabiler Wahlmöglichkeiten gekämpft werden muss, scheint unser Land seit einigen Jahren von einer hartnäckigen Politikverdrossenheit geprägt zu sein, die häufig als Luxusproblem gerügt wird, was sie jedoch nur zum Teil ist. So mag es durchaus verwundern, wenn sich unsere vermeintliche Bildungselite konsterniert wie die Künstler des Biedermeiers in ihren heilen und idyllischen Elfenbeinturm zurück zieht.
Doch angesichts der gefühlten und von den Medien so vehement propagierten Zunahme der Komplexität unserer digitalen Hochgeschwindigkeitswelt, in welcher Informationen so zahlreich, rasant und kurzlebig geworden sind, und Authentizität so rar, angesichts eines Überflusses an Inszenierunsgtechniken und -zwängen in allen Lebensbereichen, ist es wenig verwunderlich, wenn sich eine überforderte und überrumpelte Jugend aus diesem System ausloggt.
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Warum können Diktaturen überleben?
China, Vietnam, der Iran und viele andere - all diese Länder werden von einem autokratischen Regime geführt. Doch wie ist es möglich, dass Diktaturen so lange stabil und vom demokratischen Einfluss unberührt bleiben? Was sind die Voraussetzungen dafür? Das Wissenschaftszentrums Berlin für Soziale Forschung (WZB) hat in einem Forschungsprojekt 137 diktatorische Regime untersucht und ist dabei zu interessanten Ergebnissen gekommen.
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Vom Glauben abgekommen
Laut einer
Studie sind knapp die Hälfte der Deutschen vom Glauben abgekommen. Nicht etwa vom religiösen Glauben, sondern vom Glauben an die europäische Union. Etwa 49 Prozent der Befragten sind der Meinung, wäre Deutschland nicht ein Teil der EU, wäre unsere Situation besser. Diese Ergebnisse sind Teil einer Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2012. Aber es gibt auch andere Meinungen, so sind 32 Prozent der Meinung, dass wir in der europäischen Union ganz gut aufgehoben sind. Aber wie sehen das andere Länder? In Frankreich und in Polen glaubt die Mehrheit der Bürger, dass sie ohne die EU schlechter dran wären. Ist die Europäische Union also ein schlechtes Konstrukt oder ist es doch gar nicht so mies, dass wir ein Teil des Ganzen sind?
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