VON CHARLOTTE MEYER
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18.03.2016 14:55
Reverse Recruiting: Unternehmen bewerben sich um Jobs
Es gilt als neuer Trend, eine Stelle zu finden. Oder vielmehr, von einer Stelle gefunden zu werden. Reverse Recruiting – das ist sozusagen umgedrehte Personalbeschaffung. Nicht mehr der oder die Arbeitssuchende bewirbt sich auf eine Stelle, sondern Unternehmen bewerben sich umgekehrt bei ihnen. Welche Berufe das betrifft und wie das überhaupt funktioniert, berichtet UNI.DE.
Arbeitgebende immer aktiver
Bisher war es meistens so, dass Arbeitssuchende über Stellenanzeigen an Jobs gekommen sind. Wenn man nicht den herkömmlichen Weg gehen wollte, konnte man sich initiativ bewerben, auf eigene Kontakte zurückgreifen oder ähnliches unternehmen. Aber in jedem Fall war es so, dass der Bewerber oder die Bewerberin die Initiative ergreifen musste und dem Unternehmen eher eine passive Rolle zukam. Das hat sich mittlerweile geändert. Auf Karrieremessen und in sozialen Karrierenetzwerken gehen Firmen auch auf potentielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu und wollen sich als attraktive arbeitgebende Betriebe präsentieren. Das nennt man Active Sourcing und es gehört heute zu den gängigen Methoden bei der Personalgewinnung.
Reverse Recruiting, also quasi umgekehrte Personalbeschaffung, ist wiederum ziemlich neu und geht einen Schritt weiter als Active Sourcing. Auf Reverse Recruiting Portalen können sich Jobsuchende Profile einrichten, wo sie ihre Qualifikationen und Gehaltsvorstellungen angeben. Auch Ausschlusskriterien sind wählbar – zum Beispiel für bestimmte Unternehmen oder Verantwortungsbereiche. Firmen können nach gezielten Kriterien ihre Suche auf den Portalen eingeben und anschließend direkt mit den Suchenden in Kontakt treten. Gibt es gegenseitiges Interesse, beginnt der eigentliche Bewerbungsprozess. Dann erst erfährt die Kandidatin oder der Kandidat Weiteres über die freie Stelle. Im Grunde ist also nur die Art der Kontaktaufnahme neu, der Bewerbungsprozess am Ende läuft dann wieder so ab wie bei einer herkömmlichen Bewerbung.
Gut ist nicht gut genug.
Bildung als Voraussetzung für den Zugang zu gut bezahlten Arbeitsplätzen ist noch längst nicht allen gleichermaßen zugänglich. Zum OECD-Bildungsbericht 2015
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Reverse Recruiting und Fachkräftemangel
Für Unternehmen, die sehr spezielle Arbeitskräfte suchen, ist diese Methode ziemlich effizient und schnell. Es müssen nicht mehr aufwendige Auswahlverfahren geführt werden, sondern Firmen können sich ganz gezielt nach Kandidaten und Kandidatinnen für ihre Stelle umsehen. Vor allem im
IT-Bereich, wo sich Technologien laufend verändern und eine
riesige Nachfrage nach Fachkräften besteht, wird dem Reverse Recruiting eine große Zukunft vorausgesagt. Speziell für diese Branche gibt es bereits Reverse-Recruiting-Portale. Aber nicht nur in der IT-Branche, sondern auch in anderen Bereichen, wo es an Fachkräften mangelt, könnte diese Methode angewendet werden. Das wäre vor allen Dingen bei
technischen Berufen und in Gesundheits- und Pflegeberufen der Fall. Damit die Methode allerdings funktioniert, ist die Qualität der Portale und deren Mitglieder von entscheidender Bedeutung. Das heißt, sowohl die Jobsuchenden, als auch Arbeitgebende müssen Qualifikationen mitbringen, die zueinander passen. Flächendeckend wird sich das Reverse Recruiting wohl nicht durchsetzen – vor allem nicht in Bereichen, in denen die Konkurrenz groß und die Arbeitsstellen gering sind. Dort jedoch, wo es viele Stellen und nicht genügend Arbeitskräfte gibt, ist es eine effiziente Maßnahme und für Absolventinnen und Absolventen entsprechender Branchen sicher eine interessante Option.