Dass er die Welt verändert hat, ist zweifellos. Was er der Welt hinterlassen hat, ist ein außergewöhnliches und herausragendes Exempel darüber, wie durch den Einsatz eines einzelnen Menschen - aus vergleichsweise einfachen Verhältnissen - ein ganzes Land revolutioniert, ein ganzes Volk zur Befreiung geführt- und der ganzen Welt demonstriert werden konnte, dass man allein mit friedlichem Widerstand, Demut und Selbstkontrolle, bestehende Strukturen und starke Machtgefüge nachhaltig verändern und den Lauf des Weltgeschehens beeinflussen kann.
„Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.“ (Mahatma Gandhi)
Geboren wurde Mahatma Gandhi am 2.Oktober 1869 im indischen Bundesstaat Gujarati. Mit seinen drei Brüdern wuchs er in Porbandar, einer kleinen Hafenstadt im Westen Indiens auf. Schon früh wurde der junge Gandhi durch die Glaubensrichtung seiner Familie, dem Hinduismus, geprägt. Er lebte vegetarisch und trank keinen Alkohol. Seine tief religiöse Mutter übte großen Einfluss auf ihn aus. Gemäß dem Prinzip des „Ahimsa“, einer der bedeutendsten Verhaltensregeln im Hinduismus, Jainismus und Buddhismus, folgte Ghandi schon früh dem Prinzip der Gewaltlosigkeit (also keinem Lebewesen weh zu tun oder zu töten), was sein gesamtes späteres Wirken stark charakterisierte und seine Lehren bis heute tiefgründig prägt.
„Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.“ (Mahatma Gandhi)
Die Familie Gandhi gehörte der dritten Kaste „Vaishya“, der Kaste der Kaufleute und Bauern, und damit zur politischen und gesellschaftlichen Oberschicht. Mahatma Gandhis Vater arbeitete als Anwalt, was ihn später wohl auch zu seinem Jurastudium in England bewegte. 1887 erhielt er, einen sehr guten Schulabschluss vorausgehend, die Zulassung zur Universität. Er entschied sich – entgegen den Einwänden seiner besorgten Mutter – für ein Jurastudium in London. Doch nicht nur Gandhis Mutter missbilligte diese Entscheidung, auch seine Kaste, aus der bis zu diesem Zeitpunkt noch niemand ins Ausland, wo man das Leben als zu weltlich und somit als verwerflich beurteilte, gereist war. Folglich wurde er aus der Kastengemeinschaft ausgeschlossen und als sogenannter „Kastenloser“ auch von der Gesellschaft seines Landes nicht mehr akzeptiert.
„Die Religionen sind verschiedene Wege, die im gleichen Punkt münden. Was macht es, dass wir verschiedene Wege gehen, wenn wir nur das gleiche Ziel erreichen?“ (Mahatma Gandhi)
In London schrieb er sich an der Universität ein und beschäftigte sich neben seinem Studium auch ausgiebig mit allen anderen Weltreligionen, die er ebenfalls akzeptierte. Auch die fremde Lebensart des Landes faszinierte ihn sehr. Schnell integrierte er sich, blieb aber den Maximen seines Glaubens immer treu. Mit seinem Abschluss im Jahre 1891 erhielt er die Erlaubnis als Rechtsanwalt zu arbeiten. Er kehrte nach Indien zurück, doch nur ein Teil seiner Kaste nahm ihn wieder auf, so dass er offiziell ausgeschlossen blieb. Auch seine Versuche, sich eine eigene Existenz als Rechtsanwalt aufzubauen, blieben erfolglos. Im Jahre 1893 erhielt er schließlich über den Geschäftspartner seines Bruders das Angebot, für eine Wirtschaftsgesellschaft in Südafrika zu arbeiten. Sofort sagte er zu und erhielt im Jahre 1894 als erster indischer Anwalt in Südafrika die Zulassung als Rechtsanwalt.
„Stärke entspringt nicht physischer Kraft, sondern einem unbeugsamen Willen.“ (Mahatma Gandhi)
Hier angekommen, erlebte Gandhi erstmals eine sich massive gegen ihn und seine rund 60.000 Landsleute richtende Diskriminierung, selbst Ärzte verweigerten die Behandlung indischer Einwanderer. Die strikte Apartheid in diesem Land führte wohl letztendlich dazu, dass er statt einem Jahr insgesamt 22 Jahre in Südafrika blieb und sich hier für die Bedürfnisse seiner und fremder Religionen einsetzte. Er schrieb Aufsätze, hielt öffentliche Reden gegen die Diskriminierung, veröffentlichte die Zeitung „Indian Opinion“, die auch in englischer Sprache erschien und gründete Kommunen, in denen die Mitglieder ein tugendhaftes, einfaches, aber selbständiges Leben führten. Durch seine Aktivitäten erlangte er immer mehr Bekanntheit, Ruhm und Aufsehen. Immer auf der Suche nach Wahrheit, vertrat er schließlich eine religiös charakterliche Richtung, die man heute Neohinduismus nennt.
Mit der Vereinigung der in Südafrika lebenden Inder gegen die dort herrschenden Apartheidsgesetze, praktizierte er erstmals den für ihn charakteristischen gewaltlosen Widerstand. Und auch er selbst entwickelte sich immer selbstloser, kämpfte stets für seine Überzeugungen, jedoch ausschließlich mit friedlichen Mitteln.
1914 kehrte Mahatma Gandhi nach Indien zurück. Sein Ruf war ihm auch hier längst vorausgeeilt. In seinem Land nannte man ihn bereits „Mahatma“, was so viel wie „große Seele“ bedeutet. Gandhi lehnte den Namen jedoch stets ab, da er sich als Wahrheitssuchender und nicht als Heiligen sah.
„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“ (Mahatma Gandhi)
Indien war mittlerweile als Kolonie fest in britischer Fremdherrschaft. Unfaire und diskriminierende Gesetze unterdrückten das Land und schränkten seine Bewohner stark ein. Mahatma Gandhi rief seine Landsleute zum friedlichen Widerstand auf. Sie folgten seinem Aufruf und zogen sich aus der Öffentlichkeit zurück, gingen nicht mehr zur Arbeit oder in Geschäfte, wodurch sie letztendlich das regierende System boykottierten. Die sogenannte „Spinnrad-Kampagne“ erlangte besonders Aufsehen. Gandhi rief in dieser dazu auf, Stoffe ausschließlich selbst herzustellen, um den Import englischer Stoffe zu boykottieren. Durch seinen Widerstand brach Gandhi natürlich zwangsweise oftmals vorherrschende Gesetze und musste deshalb mehrfach ins Gefängnis, wo man ihn jedoch nie lange festhalten konnte, da sich sein Widerstand immer auf friedlicher Basis bewegte.
Der Salzmarsch - „Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten.“ (Mahatma Gandhi)
Im Jahre 1930 kam es mit dem legendären „Salzmarsch“ zum wohl bekanntesten Aufstand gegen die britische Fremdherrschaft, der den gewaltlosen Unabhängigkeitskampf Indiens in der ganzen Welt berühmt machte und zu einem Meilenstein der Unabhängigkeit Indiens von der britischen Kolonialherrschaft wurde.
Die britische Regierung kontrollierte ihrer Zeit im ganzen Land die Gewinnung von Salz sowie dessen Handel, der wiederum nur den Briten erlaubt war. Durch die hohen Steuern, die auf das Salz erhoben wurden, konnten sich arme Menschen kaum Salz leisten. Salz stellt aber, gerade in warmen Ländern, ein wichtiges und unentbehrliches Lebensmittel dar.
Gandhi rief also abermals zu einem friedlichen Protestmarsch auf. Zusammen mit seinen Anhängern, legte er - von seinem Ashram bis zum Meer - einen Fußmarsch von ca. 400 Kilometern zurück. Immer zahlreicher wurden die Menschen, die sich der Gruppe anschlossen, bis schließlich mehrere Tausend zusammen kamen, um auf diese friedliche Weise zu protestieren. 24 Tage dauerte der lange und beschwerliche Marsch, bis sie endlich das Arabischen Meer erreichte. Hier angekommen, hob Gandhi symbolisch einige Körner Salz auf und symbolisierte damit seinen Protest gegen das Salzmonopol der britischen Regierung. Über die Presse forderte er die Menschen im Land auf, Salz durch Meerwasserverdampfung selbst herzustellen.