VON RICHARD KEHL | 08.07.2011 15:06
Leistung statt Schnelldurchlauf
Der frühe Vogel fängt zwar den Wurm, aber wenn er nicht richtig vorbereitet ist, kann dieser Plan auch nach hinten losgehen. Der über die letzten Jahre zu beobachtende Trend, das Studium möglichst schnell „durchzuziehen“, wird zunehmend durch mehr Qualität und Leistung abgelöst. Ist also eine neue Entspannung an den Unis eingekehrt?
Die sogenannte Bologna-Reform sollte das Studium straffen und Langzeitstudenten aussortieren. Dadurch sind viele Studenten unter enormen Druck geraten, ihr Studium möglichst schnell abzuschließen. Doch wie es scheint, kehrt sich dieser Trend um, räumt man dem Lernen wieder mehr Zeit ein. Und das ist auch gut so, denn nur so lassen sich Lerninhalte langfristig vertiefen und erweitern. Eine neue Studie des Bundesbildungsministeriums spricht dafür, dass Studenten sich wieder mehr Zeit lassen.
Für die Studie haben Forscher der Universität Konstanz im Wintersemester 2009/2010 rund 28.000 Fragebögen an Studenten von 25 Hochschulen geschickt. Davon konnten bisher 7.500 ausgefüllte und zurückgeschickte Fragebögen ausgewertet und mit anderen Untersuchungsergebnissen kombiniert werden. Woher kommt aber diese neue Gelassenheit? Wie sich zeigt, haben die Studenten erkannt und akzeptiert, dass sie während eines Bachelorstudiums nicht alles gleichzeitig bewerkstelligen können: Auslandspraktikum, Bewerbungstraining, Fremdsprachenkurse, Konferenzen, Wettbewerbe, Studienreisen und und und. Gleichwohl hat der Arbeitseifer zugenommen. Laut der Studie waren zur Jahrtausendwende nur ein Viertel der Studenten bereit, sich voll ins Studium zu knien. Jetzt sollen es mehr als ein Drittel sein. Gut ein Viertel der Uni-Studenten gab sogar an, mehr Lehrveranstaltungen zu besuchen, als laut Studienordnung nötig seien.
Von echter Gelassenheit kann also keine Rede sein: Die neuen Regelungen und das umfangreiche Stoffvolumen zwingen Studenten zu einem erhöhten Einsatz. Allerdings wird hier auch mehr fokussiert und den Schwerpunkt auf die Examensnote und die benötigten Zusatzqualifikationen gelegt. Viele Studenten haben laut der Studie das Gefühl, dass ihr Studium nun stark auf die Vermittlung von Faktenwissen ausgerichtet ist. 2001 behaupteten die Studenten noch, dass die gestellten Ansprüche zu umfangreich angesetzt waren. Das Studium ist dadurch auch nicht leichter geworden, im Gegenteil: Heute klagen 51% der Studenten, dass die Leistungsanforderungen hoch seien - 2001 waren es 39%. Zwar findet eine Mehrheit die Prüfungsanforderungen "noch nicht zu hoch". Doch immerhin 27% der Studenten an Universitäten und 37%an Fachhochschulen berichten von zu vielen Prüfungen im Semester. Ein Drittel empfindet den Lernaufwand für die Prüfungen als zu hoch.
Die Umfrage hat auch ergeben, dass die große Mehrheit der Studenten mit der Wahl ihres Studiums und der inhaltlichen Qualität zufrieden sind und sich damit identifizieren können. Lehrveranstaltungen werden überwiegend als gut bezeichnet. Nur wenige Studenten denken an einen Fachrichtungswechsel oder sogar einem Abbruch des Studiums.
Das Bundesbildungsministerium sieht die Ergebnisse und Entwicklung positiv: "Die Studienqualität hat sich in den letzten Jahren ständig verbessert und bleibt auf hohem Niveau erhalten."
Die Opposition behauptet dagegen, dass die Aussage von Bildungsministerin Annette Schavan ignoriert wurde: "Noch immer ächzen die Studierenden in Bachelor-Programmen unter überfrachteten Lehrplänen, übertriebener Stoffmenge und immensem Prüfungsstress.“ Immerhin räumen viele Hochschulen und Professoren ihren Studenten wohl wieder mehr Freiheiten ein, und das ist gut so.
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