VON JULIA ZETZ
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12.09.2013 15:36
Is mir Wurscht!
Es wieder soweit, die Bundestagswahl steht an. Und dazu gehört, fast so traditionell wie an Weihnachten die Geschenke, die stetige Frage: „Wer geht wählen oder warum tut er es nicht?“. Insgesamt 30 Parteien könnten am 22. September in den 18. Bundestag gewählt werden und zumindest ich weiß nicht genau, wofür sie stehen und warum ich gerade sie wählen sollte. Und ähnlich wie mir geht es tausenden Menschen, die zwar einen Wahlschein haben, aber dennoch nicht wissen, wen sie wählen sollen und ob sie überhaupt eine Stimme abgeben möchten. Aber warum gehen wir eigentlich nicht wählen? Weil unsere Stimme ohnehin nichts ändern würde? Weil wir zu faul sind? Oder gar, weil uns alles irgendwie doch egal ist. Motzen und meckern können wir später doch immer noch, oder?
Wir kommen gar nicht an ihnen vorbei, sie sind überall, fast schon so penetrant wie die Wespe am Kaffeetisch: die Wahlplakate. „Genug gezahlt“, schreit uns die Bayernpartei entgegen, „Ein modernes Bayern braucht eine liberale Kraft“, meint die FDP und Die Linke fordert: „Waffenexperte verbieten Auslandseinsätze beenden!“. Schöne Worte, die überall zu lesen sind, aber was verbirgt sich dahinter? Die Antwort ist ähnlich schwer zu finden, wie der Beweis, dass Gott in sieben Tagen die Welt erschaffen hat. Vage Aussagen, gepaart mit verheißungsvollen Versprechen, eine vernebelte Mischung, wie ich finde.
Und? Was wählst du so?
Das Fähnlein im Wind: Gruppenzwang
Die Menschen um uns herum bilden eine wichtige Komponente, wenn es darum geht Entscheidungen zu treffen. Dieses Verhalten wird dann zum Gruppenzwang, wenn wir eigentlich anders Handeln würden und uns doch mitreißen lassen. Doch muss das nicht immer negativ sein: Gruppenzwang schweißt uns zusammen.
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Die Frage, ob und warum jemand wählen geht, wird zuweilen ganz unterschiedlich beantwortet. „Ich gehe nicht wählen. Der Grund: Ich kann es mit mir selbst nicht vereinbaren, mich auf irgendeine politische Seite zu stellen. Das widerspricht meinem Kodex als Journalist.“, so Benjamin Krischke. Ist wählen gehen also eine Sache des beruflichen Ehrenkodex? Marco Eisenack, ebenfalls Journalist, sieht die Sache etwas anders, auf die Frage, warum er wählen geht, antwortet er: „Weil wir gerade in vielen Ländern sehen können, dass es nicht selbstverständlich ist, freie Wahlen zu haben.“ Liegt es nun also an uns selbst, die Zukunft unsers Landes zu entscheiden? Sind doch nicht alle Slogans gut getarnte Werbesprüche?
Wer sich nicht ganz sicher ist, wen er wählen soll, dem könnte der
Wahl-O-Mat helfen. Nach drei Minuten und 38 Fragen komme ich zu dem Ergebnis, dass ich offensichtlich die Piratenpartei wählen soll. Schön, aber warum genau diese Partei meiner politischen Einstellung entsprechen soll ist mir noch nicht ganz klar.
Jung, orientiert, wählt
„Weil ich es als meine Pflicht ansehe, mit meiner Stimme zu unterstützen oder etwas zu verändern gehe ich wählen, egal ob ich mit der Politik zufrieden oder unzufrieden bin.“, sagt Anton Hirschfeld, Student an einer Fachhochschule. Und genau das widerspricht dem Vorwurf, die junge Generation geht nicht wählen, denn ihr sei alles egal. Auch Jennifer Burkert, junge Unternehmen aus München, sieht sich nicht als lethargischen Nichtwähler: „Natürlich gehe ich wählen. Nur wenn jeder, egal ob zufrieden oder nicht, wählen geht, bleibt die Demokratie am Leben. Nicht wählen zu gehen, ist keine Form von Protest sondern von Gleichgültigkeit.“.