Auch entspricht es nicht dem Kommunenleben, das in Deutschland während den 1960ern und frühen 1970ern seinen Höhepunkt gehabt haben dürfte, zumindest wenn man die damalige, oft moralisch aufgeregte mediale Resonanz betrachtet und ihr Glauben schenkt. Dort entstand mitunter der Eindruck einer flächendeckenden Wohnform in den Universitätsstädten mit politisch erweckter Studentenschaft.
Wo Kommunen oftmals einen politischen Hintergrund besitzen und Wohngemeinschaften, vor allem in überteuerten Großstädten aus zweckmäßigen Gründen entstehen, ist das Cohousing ein Wohnmodell, das ein Beisammensein in Form von sozialem Austausch und gemeinschaftlichen Arbeiten unterstützen soll. Ein gewisses Novum besteht darin, dass immer öfter Menschen auch weit jenseits der 50 zusammenfinden. Die Beweggründe können viele sein, primär besteht die Motivation oft darin, Gemeinschaft und Austausch zu suchen. Ein Anstoß, solche neuen gemeinschaftlichen Wohnformen zu suchen, könnte auch der Blick auf die Statistiken, die die Anzahl der Singlehaushalte in Großstädten in Relation zu Familienhaushalten setzen, sein. Denn wenn man dort konsequent weiterdenkt, also im zunehmenden Alter allein zu wohnen, wenn es nicht mehr so leicht fällt, auszugehen oder wenn der tägliche Kontakt bei der Arbeit fehlt und sich so neue Kontakte nicht mehr so leicht ergeben, ist das Cohousing wohl eine dankbare Alternative, dem zu begegnen. Genauso wenig ist es für alle erstrebenswert ein Social Life im virtuellen Raum zu führen.
Daneben bietet Cohousing auch ökologische, ökonomische, sowie zeitmanagementtechnische Vorzüge. Da im Regelfall Gemeinschaftsküchen und Gemeinschaftswohnzimmer vorgesehen sind, werden viele Mehrkosten, die in einem konventionellen Haushalt entstehen, umgelegt: Viele Geräte müssen nur einmal angeschafft, Lebensmittel können geteilt und diverse Mietnebenkosten reduziert werden. Auch das sogenannte Zeitmanagement ist dem Cohousing zum Dank verpflichtet. Durch das Aufteilen teils lästiger alltäglicher Haushaltsarbeiten steht den Bewohnerinnen und Bewohnern mehr Freizeit zur Verfügung.
Trotzdem sollte nicht vergessen werden, dass der gemeinschaftliche Aspekt des Ganzen im Vordergrund stehen sollte.
Eine weitere Motivation im Alter diese Möglichkeit wahrzunehmen, besteht darin, den allzu frühen Umzug in ein Altersheim zu vermeiden, also an einen Ort, an dem Selbstbestimmtheit und Individualismus stark beschnitten werden. So ist es wahrscheinlich, dass Menschen im höheren Alter eine angenehmere Lebensperspektive haben, wenn sie über die Gestaltung ihres Alltags selbst entscheiden können und nicht zu irgendwelchen sonntäglichen Kaffeefahrten genötigt werden. Sollte es tatsächlich einmal soweit sein, dass Teilhabende hilfsbedürftig werden, gibt es auch die Variante sich mit jüngeren Menschen zusammen zu tun, die wachen Auges ein Teil des Haushalts werden. Als kleiner Nebeneffekt entsteht dadurch auch noch ein möglicherweise bereichernder Austausch der Generationen. Eine gemeinschaftlich in Anspruch genommene Pflegekraft könnte eine weitere Alternative zum Heimaufenthalt sein.