VON ANGELA SCHWEIZER | 31.08.2015 15:32

Black Lives Matter – die neue schwarze Bürgerrechtsbewegung in den USA

Nach dem gewaltsamen Tod des schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin und des anschließenden Freispruchs seines Mörders George Zimmermann im Jahr 2013, wurde in den USA die Bürgerrechtsbewegung Black Lives Matter gegründet. Das Hauptanliegen der Bewegung sagt bereits ihr Name: Black Lives Matter – Schwarze Leben zählen. Vor allem der strukturelle Rassismus in den USA und dessen Folgen wie Armut, Einkommens- und Bildungsungleichheit sowie Polizeigewalt und Masseninhaftierungen sollen bekämpft werden.


Freedom is a constant struggle

„They say that freedom is a constant struggle. They say that freedom is a constant struggle, O´Lord we struggled so long we must be free.”

Dieser Song von Barbara Dane and the Chambers Brothers aus dem Jahre 1966, zu Zeiten des Mississippi Civil Rights Movement veröffentlicht , spiegelt auch den heutigen Kampf für Bürgerrechte der afro-amerikanischen Minderheit in den USA wider.

Die Polizei, dein Freund und Helfer?

Die Gründerinnen von Black Lives Matter, Alicia Garza, Opal Tometi und Patrisse Cullors, entsetzten nach Trayvon Martins Tod vor allem die Aussage, eine angemessene Kleidung hätte den Mord verhindern können: „If he had only pulled up his pants“. Diese „respectability politics“ sind in den USA weit verbreitet. Die Annahme ist, dass es für schwarze Menschen in den USA eine „richtige“ Verhaltensweise gäbe, wenn sie einem vorzeitigen Tod entgehen möchten. Für weiße Amerikanerinnen und Amerikaner gilt diese Logik nicht, denn egal wie „schlecht“ sich weiße Menschen in den USA verhalten, es wird nie auf alle anderen Weißen übertragen. Dieser Erklärungsansatz ist jedoch vor allem unter der weißen Mehrheitsbevölkerung populär, da sie sich somit der Verantwortung entziehen können und Rassismus und weiße Privilegien nicht thematisiert werden. Der strukturelle Rassismus in den USA hat jedoch tödliche Folgen, die auf der Homepage der Black Lives Matter – Bewegung in drastischen Zahlen dargestellt werden: Alle 28 Stunden wird ein schwarzer Mensch in den USA durch Polizeigewalt oder Sicherheitskräfte getötet, die Lebenserwartung von schwarzen Transgender-Frauen beträgt nur 35 Jahre, und 25 Prozent aller schwarzer Frauen leben in Armut.

Masseninhaftierungen und polizeilicher Willkür ein Ende setzen

Das Ziel der Aktivistinnen und Aktivisten von Black Lives Matter ist es, sich an vielen Fronten gleichzeitig zu organisieren und eine fortwährende Diskussion zu führen über schwarze Lebensrealitäten in den USA. Beispielsweise die Masseninhaftierungen: Die USA hat prozentual den größten Anteil an inhaftierten Menschen weltweit, davon sind die Mehrheit schwarz: über eine Million Menschen. Einmal in Haft, folgt oft eine lebenslange Negativspirale, da inhaftierten Menschen in den meisten Bundesstaaten lebenslang das Wahlrecht entzogen wird. Auch die Jobsuche danach ist besonders für schwarze Menschen, die auch ohne Vorstrafen unter Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt leiden, schwierig bis aussichtslos.

„Our demand is simple: Stop killing us“

Die Aktivistinnen und Aktivisten organisieren sich online. Über Facebook und Twitter senden sie Updates unter dem Hashtag Black Lives Matter. Das Netzwerk der Organisation ist dezentral, ohne formale Hierarchien. Außerdem treffen sie sich mit ranghohen Politikerinnen und Politikern, um immer wieder ihr Anliegen vorzutragen und zu intervenieren. Dabei gelten besonders Smart Phones als „Game Changer“. Polizei und nationale Medien kontrollieren bereits jetzt oftmals nicht mehr die Narrative und haben ihre Wirkungskraft verloren. Reformen, beispielsweise in der Polizeistruktur, haben bereits begonnen.

Die Bewegung gewinnt immer mehr an Momentum und wurde bereits von der New York Times als zweite große schwarze Bürgerrechtsbewegung bezeichnet. Dabei, so die Aktivistinnen und Aktivisten, sei ihre Forderung einfach: „Stop killing us