VON CHARLOTTE MEYER | 17.07.2015 15:09

Bildung für alle – eine Utopie?

Mehr als die Hälfte der Kinder, die weltweit nicht zur Schule gehen, kommen vom afrikanischen Kontinent. 2000 wurden auf dem Weltbildungsforum einige Ziele verbindlich verfasst, um „Bildung für alle“ zu garantieren. Seitdem sind in einigen afrikanischen Ländern beispielsweise die Schulgebühren abgeschafft worden. Dies ist ein Fortschritt, aber die Ziele, die bis 2015 in die Tat umgesetzt werden sollten, sind längst nicht erfüllt. Finanzielle Mittel müssen aufgestockt werden, so die UNESCO.



Frist abgelaufen, ernüchternde Bilanz

Vor genau fünfzehn Jahren, im Jahr 2000, hatte die internationale Gemeinschaft das Aktionsprogramm „Bildung für alle“ gestartet. Auf dem Weltbildungsforum in Dakar hatten sich damals 164 Staaten auf verbindliche Ziele geeinigt, die bis 2015 erreicht werden sollten. Dazu gehörten unter anderem eine Grundschulbildung für alle, eine Verringerung der Analphabetenrate bei Erwachsenen um 50 Prozent oder die Abschaffung von Bildungsungleichheiten zwischen den Geschlechtern. Nachdem die selbst gesetzte Frist abgelaufen ist, zieht die UN-Bildungs- und Kulturorganisation, die UNESCO, eine ernüchternde Bilanz: Zwar würden nun erheblich mehr Kinder zur Schule gehen, doch sei man noch weit von den gesetzten Zielen entfernt. Lediglich jedes dritte Land hat die Zielvereinbarungen erreichen können. Besonders stark betroffen von mangelnder Bildung sind dabei Frauen; sie machen zwei Drittel der global 781 Millionen Erwachsenen aus, die weder lesen, noch schreiben können. Am schlimmsten ist ihre Situation im südlichen Afrika, hier ist jede zweite Frau betroffen.

Studium für Flüchtlinge

Schulgebühren nicht das einzige Problem

In Afrika hat sich allerdings die Situation in der Primarausbildung mit der Abschaffung der Schulgebühren bedeutend geändert. Seit dem Weltbildungsforum haben viele Länder südlich der Sahara die Gebühren für die Grundschule abgeschafft. In Tansania zum Beispiel gibt es seit 2002 keine Schulgebühren mehr – dadurch stieg die Rate der Schüler, die die Grundschule abgeschlossen haben in den Jahren 2000 – 2007 von 50 auf 70 Prozent. Und auch in Ruanda, wo die Gebühren der Sekundarschule für die ersten drei Jahre gestrichen wurden, war 2012 die Einschulungsrate mit 37 Prozent drei Mal größer als 2009. Ebenso will Kenia bis 2018 die Schulgebühren abschaffen. Doch sind das Grundproblem nicht die Gebühren, sondern es ist die Armut. Im Großen und Ganzen machen die Gebühren nur einen Teil der Kosten aus, die für die Schule aufgebracht werden müssen. Eltern zahlen weiterhin für Schulbücher, -uniform, Stifte, Sportkleidung und weiteres. In Südafrika sind darüber hinaus die Schulgebühren nach ihrer Streichung wieder eingeführt worden, nachdem die versprochene staatliche Unterstützung bei den Schulen nicht eingetroffen war. Trotz der Annullierung des Schulgelds in manchen Ländern Afrikas gehen dort immer noch 30 Millionen Kinder nicht zu Schule, das sind mehr als die Hälfte der weltweiten 58 Millionen.

Mehr Geld könnte „Bildung für alle“ gewährleisten

Um Bildung für alle erreichen zu können, bedarf es laut der UNESCO-Generaldirektorin, Irina Bokova, konkreter und ausreichend finanzierter Strategien, die besonders die Ärmsten fördern, vor allem Mädchen, und solche die die Bildungsqualität verbessern sowie die Analphabetenrate reduzieren. Gezielte Zuschüsse von staatlicher Seite können beispielsweise benachteiligten Kindern helfen. Laut dem UNESCO-Weltbildungsbericht hat es so in Kenia ein Projekt gegeben, in dem Familien aus urbanen Slums Geld dafür bekommen hatten, dass sie ihre Kinder zur Schule schickten. Ebenso ist in Ghana ein Pilotprojekt durchgeführt worden, das sich an 40 besonders benachteiligte Distrikte gerichtet hatte. Diese Projekte werden allerdings nicht flächendeckend durchgeführt. Auch wenn die Schulgebühren abgeschafft werden, mangelt es vielerorts an Qualität der Ausbildung. So können manche Kinder weder lesen, noch schreiben, noch einfache Rechenaufgaben lösen – trotz sieben Jahren Grundschule. Nur durch eine Aufstockung des Budgets um weitere 22 Milliarden US-Dollar kann, laut UNESCO, Grundbildung für alle gewährleistet werden.