VON NORA GRAF
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13.10.2014 14:56
„Ich liebe dich“: Leere Hülle oder ultimativer Liebesbeweis?
Ted Mosby aus der amerikanischen Serie „How I Met Your Mother“ gilt als typischer Romantiker. Einer, der an die große Liebe glaubt, an die eine Richtige. Doch schon in der ersten Folge sagt Ted bei seinem ersten Date mit der von ihm verehrten Robin „Ich liebe dich“. Nicht nur Robin fühlt sich bedrängt und weist Ted zurück, auch der Zuschauer weiß nicht so recht, was er davon halten soll. Denn was sagt es nun aus über die magischen drei Worte? Ist die Liebesbekundung „Ich liebe dich“ nur noch zu einer leeren Hülle verkommen, die so daher gesagt wird? Oder sind die drei Wörter doch ein ultimativer Liebesbeweis? Darüber lässt sich streiten. Wissenschaftliche Untersuchungen haben versucht, Antworten zu finden.
Männer sagen früher „Ich liebe dich“
In einer Studie vom Massachusetts Institue of Technology (MIT) beschäftigten sich die US-Wissenschaftler mit den Erfahrungen von knapp 200 Personen, und wer die magischen Wörter zuerst ausspricht. Das Ergebnis: Männer sagen es früher. In etwa 70 Prozent der Beziehungen ist es der Mann, der als erstes „Ich liebe dich“ zu seiner Partnerin sagt. Und das entgegen der üblichen Meinung: Einer weiteren Studie zufolge glauben zwei Drittel der Befragten, das Frauen schneller mit der Liebesbekundung sind und überdies waren sie überzeugt, dass die Frauen das Geständnis auch viel früher in Erwägung ziehen. Dieses Klischee widerlegten die Wissenschaftler vom MIT mit ihrer Studie, Frauen sind also deutlich zurückhaltender als angenommen.
Gründe hierfür sehen die Mitarbeiter vom MIT unter anderem in der Evolution. Männer erhoffen sich dadurch womöglich bessere Chancen auf Geschlechtsverkehr. Frauen hingegen warten lieber, um eine mögliche Enttäuschung zu vermeiden. Sie sind daher mit einem Geständnis vorsichtiger. Ist der einfache Satz aus Subjekt Prädikat Objekt also doch nur leeres Gewäsch und sagt nichts über die Gefühlslage des jeweiligen Menschen aus?
Emotionsarbeit
Welche Faktoren unsere Gefühle beeinflussen und wie wir sie steuern
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Akademiker bekunden ihre Liebe seltener
Laut einer
Studie einer Online-Singlebörse bringen Akademiker diese Liebesbekundungen seltener über die Lippen als Menschen ohne Hochschulabschluss. Bei der Studie wurden etwa 8000 Personen befragt, darunter wie oft sie zu ihrem Partner die drei Worte sagen. Dabei kam heraus: Lediglich 38 Prozent der Menschen mit Hochschulabschluss erklären ihrem Partner jeden Tag, dass sie ihn lieben, während das etwa 45 Prozent der Menschen ohne Hochschulabschluss tun. Damit verhalten sich diese Partner vorbildlich, ganz nach den Ratschlägen klassischer Beziehungstipps: Anerkennung und Komplimente stärken die Beziehung. Doch muss man sich jeden Tag seine Liebe bekunden, sich mit diesen Worten der Liebe vergewissern?
Nein, denken wohl viele Akademiker. Auch wenn ihr Umgang mit Liebesbekundungen rationaler erscheinen mag, so lässt die Häufigkeit der Geständnisse keinen allgemeinen Schluss auf die Stärke der Gefühle zu. Laut Diplom-Psychologin
Lisa Fischbach von erwähnter Singlebörse sind Menschen mit Hochschulabschluss zurückhaltender, da „sie sich ihrer Emotionen sicher sind und eine tiefe Bindung spüren, die nicht ständig bestätigt werden muss“. Womöglich auch ein Grund, warum jüngere es viel häufiger sagen als ältere: Knapp 60 Prozent der unter 30-Jährigen bekunden täglich ihre Liebe, während das nur 30 Prozent der über 60-Jährigen tun.
Insgesamt lässt sich vielleicht behaupten, dass Menschen mit Hochschulabschluss einen anderen Umgang mit Liebesschwüren pflegen und mehr Wert auf Handlungen legen. Doch ganz gleich ob Akademiker oder nicht: Sobald der Satz „Ich liebe dich“ zu einer bloßen Gewohnheit und einer sinnentleerten Phrase zwischen den Partnern wird, ist es auch um die Beziehung nicht gut bestellt. Es ist also egal, ob man es mit den drei Wörtern wie Ted Mosby hält: Für sich gesehen sagen sie wenig aus, man muss den Worten redensartlich Taten folgen lassen.