VON JULIA ZETZ
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06.10.2014 13:36
Finding Mr. Unright
Viele von uns verträumen sich auf der Suche nach dem Partner fürs Leben in einer rosaroten Hollywood-Wunderwelt. Sie ist voll von großen romantischen Gesten, herzzerreißenden Liebenserklärungen und schnulzigen Popsongs, die beim so lang ersehnten ersten Kuss ertönen. Übertragen auf die Realität führt das nicht selten zu schmerzhaften Enttäuschungen, erfolglosen Suchen und dem ständigen Gefühl niemals in das Topf-findet-Deckel-System zu passen. Aber gibt es überhaupt den Einen richtigen? Läuft da draußen wirklich die Mrs. Right herum und er muss sie nur noch finden? Was wäre, wenn wir die rosarote Hollywood-Wunderwelt verlassen und den Blick freimachen für die richtige Welt?
Die meisten Menschen wünschen sich einen Partner, der sie durch das Leben begleitet, so auch Amelie. Amelie gehört zu den wenigen Menschen, die ganz offen zugeben, dass sie an die große Liebe glauben. Sie ist überzeugt, dass irgendwo da draußen der eine Mr. Right auf sie wartet. Sie weiß auch, dass sie schon immer eine rosarote Hollywood-Wunderwelt-Brille getragen hat. Aber auf der Suche dem einen Richtigen hat sie schon mehrere Mr. Unrights kennengelernt, die sie sehr geprägt haben.
Wissen, was kommt – oder lieber nicht?
Wer das Drehbuch schon kennt, muss den Film vielleicht gar nicht mehr sehen
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Vom Hinfallen und wieder aufstehen
Amelie ist ein sehr emotionaler Mensch, sie ist offen, ehrlich und begeisterungsfähig. Ihr Herz öffnet sie aber nicht so schnell, denn die Erfahrung hat sie gelehrt, dass sie sonst sehr viel Leid ertragen muss. Vor einigen Monaten dachte sie, sie hätte den einen Mr. Right gefunden. Sie fasste all ihren Mut zusammen und öffnete ihr Herz für ihn, sie liebte ihn mit jeder Faser ihres Körpers. Noch nie fühlte sie eine so starke Liebe zu jemandem und war so glücklich. Sie liebte ihn so sehr, dass sie stets an ihn denken musste, seine Hand auf der Straße halten wollte, all seine Macken und Eigenheiten zu lieben begann. Sie liebte ihn auch, wenn er seine ausgewaschene grüne Jogginghose trug, die sie eigentlich nicht mochte, sie hatte Sehnsucht nach ihm, wenn er nicht da war, hatte Verständnis für seinen Job, fuhr durch die ganze Stadt, nur um eine Stunde mit ihm zu verbringen. Sie plante ihre Zukunft mit ihm und stellte sich vor wie die beiden in vielen Jahren gemeinsam auf einer Parkbank sitzen würden. Er würde ihre Hand halten, ihr in die Augen sehen und sie wüsste, er liebte sie so sehr, dass er dafür keine Worte finden würde.
Bis zu dem einen Tag, dem einen Moment, der einen Sekunde, die alles zerstörten. Sie fühlte sich wie in einer Blase, einem Vakuum ohne Ausgang. Sie taumelte benommen durch die nächsten Wochen, stets versucht zu vergessen was geschehen war. Ihre Tränen liefen unkontrolliert, sie verlor sich in ihrem Schmerz, in ihrer Trauer, in ihrer Sehnsucht nach ihm. Sie war sich sicher, sie hätte ihren Mr. Right für immer verloren, denn kaum jemand könnte ihm das Wasser reichen. Bis zu diesem einen Tag, der sie wieder ins Leben zurückholen sollte.
Mr. Right, nur eine Hollywood-Erfindung?
Ein Blick in seine Augen reichte um alles zu vergessen, was sie so schmerzlich verletzt hatte. Sein Lächeln war so ehrlich, sein Blick so vertraut. Sie fühlte sich, als würde sie ihn schon ewig kennen. Doch eines war er nicht, ihr Mr. Right. Denn er hatte nichts, was sie sich von dem einen Richtigen wünschte. Er sah anders aus, roch anders, benahm sich anders und fühlte sich anders an. Und dann kam er, der Moment, in dem sie verstand, was geschehen war. Ihre rosarote Hollywood-Wunderwelt-Brille war Geschichte, sie war endlich in der Realität angekommen. Sie verstand, dass es den einen Richtigen nicht gibt, denn der Mensch, der in das Topf-findet-Deckel-System passt ist nicht derjenige aus der Hollywood-Wunderwelt, sondern der Mensch, der es schafft, dass wir alles vergessen können, was vorher war.